Es gibt 23 Beiträge von fromentum
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18.09.2009
...ist es, was diesen Film auszeichnet. Als Hintergrund und Folie dient der ( wie Götz A. sagen würde : ) "unvergessene" Harald Juhnke, dessen Ausstrahlung Henry Hübchen mit seiner glanzvollen Leistung en Denkmal setzt. Den Star mit seinen divenhaften Allüren, seiner Trunksucht und seinen unvorhersehbaren Ausbrüchen schonungsloser intelligenter Klarheit, seiner Selbstbeweihräucherung und Einsprengseln reinster Menschlicheit als Prototyp und echte Figur zu verfolgen, macht einfach Freude. Die Entourage aus Regisseur, Produzent und Darstellern, tags sich professionell gebend, während es nachts zwichen den Wohnwagen fast jeder bei jedem versucht, gibt einen unterhaltsamer Nebenstrang aus dem Filmwesen.
Besonderes Lob für das Drehbuch, das eigentlich überhaupt keine Schwächen aufweist; hier sind die Dialoge nie gestelzt, nie dämlich, niemals Pausenfüller. Ist ja auch nicht selbstverständlich.
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20.08.2009
Wie wird man Coco Chanel ?
Wir stellen uns beispielsweise vor, dass eine modebesessene junge Frau ins Herz des Modeschaffens aufbricht, getrieben von Visionen, voller Schaffensdrang, die, wenn Ort und Zeit stimmen, endlich Anerkennung finden.
Oder: Eine junge Frau mit Verbindungen und Glück, leichtfüßig oder voller Ehrgeiz, versucht ihr Glück in der Modewelt, fängt Feuer, bricht durch.
Beides ist natürlich falsch. Wir lernen:
In Wahrheit ist Coco im Kern eine stets einsame, früh schon bittere Waise, von den zahllosen Demütigungen der standesbewußten Gesellschaft halb entmutigt, halb angestachelt. Ihr herber Charme lockt einen schnoddrigen Baron an und bringt sie in höheren Kreise, deren Untätigkeit sie verachtet und die ihr doch, wie sie spürt, Chancen bieten. In welche Richtung diese Chancen gehen, versucht das Drehbuch bald durch die entsprechenden Sätze zu verdeutlichen (Das Korsett engt mich zu sehr ein. und Viel zu viel Chichi.) Diese Frau will bald unabhängig sein, die Geschäftsrichtung wird die Mode, weil sie auf diesem Gebiet ein Urteil erlaubt. Peu a peu wird sie zur Marke, eine modebildende Kraft. Aber davon zeigt der Film nur einen Hauch, in seiner letzten, der besten, Szene. Nicht aber Schaffensdrang. Keine Süße, keine Härte, keine Ausstrahlung. Die zurückhaltende Spielweise von Audrey Tautou erfüllt die Rolle nicht. Als habe man, aus Respekt vor Madame Chanel, vor allem sich bemüht, ihr nicht zu nahe zu treten. Eine enttäuschende Darbietung, und ein sagenhaft langweiliges Drehbuch.
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23.04.2009
Vorab: der Film ist streckenweise äußerst komisch. Besonders der Prophet des funffingrigen Blattes aus Amsterdam: ein Geschenk. Man fällt vom Sitz. An solchen Typen, arglos, leicht vertrottelt, die kreuzbrav Rede und Antwort stehen, solange nur ein Mikro zu sehen ist, tobt Maher seine ganze Schlagfertigkeit aus und hier beweist sein Film echten Witz. Oberschräg ist auch die Sequenz vom Holyland, eine Jerusalemistan-Nachbildung in Florida, Freizeitpark-Konkurrenz. die man sich soo nicht ohne weiteres hätte vorstellen können. Ich bin auch sehr bereit zu kichern, wenn Jesusdarsteller und Holylandtouristen ihren Glauben verteidigen und dabei Schablonenhaftigkeit und Einfalt ihrer Beweisführung in der ganzen Flachheit der Frömmelei preisgeben. Geschäftsleute des Glaubens, Typen, die ernsthaft behaupten, von Jesus abzustammen und, goldbehängt, allein dank ihrer Selbstgewissheit, jeglichen Charismas gänzlich ermangelnd, von ihren 1000 Anhängern der große Soundso genannt werden, streifen eher das Groteske. Derartige Phänomene bucht man unter Showbusiness, nicht unter Religion und nicht einmal unter einer Mischkategorie von beiden.
Grotesk ist zweifellos auch das Institut für sabbatkompatible Elektrogeräte in Israel, das eine treue Schar von Bewunderern seit Jahren mit seinen Narreteien erfreut und in den Medien generell viel zu kurz kommt.
Trauriges Beispiel für geheimnistuerische Abwehr sind hier wieder Muslime, deren Äußerungen über die eigene Religion nicht nur von einem Reflexionsniveau Null zeugt sondern auch von sturer Verschlossenheit Ungläubigen gegenüber. Da kann Maher nur mit Archivausnahmen islamischer Extremisten kontern. Nicht einmal mit Mühe läßt sich komisch und grotesk finden, welche Gewaltausbrüche noch Rechtfertigungen finden.
Ich nehme es Maher aber besonders übel, dass er seine Zunge nur an den Dümmsten wetzt, an Leuten, die ihm nicht gewachsen sind ( jedenfalls zeigt er keine anderen.) Das Verprechen, man wolle sich mit der Religion ernsthaft anlegen, erfüllt jedenfalls der Film nicht; es versteht sich von selbst, dass Glauben nicht durch einen keifenden Mormonenpressesprecher, einen faselnden Tempelberg - Touristenführer in Verruf gebracht werden kann - so wenig wie die Demokratie an sich durch einige rückgratlose Politiker. Maher sucht sich Gesprächspartner, die ihm nicht gewachsen sind, und bei den wenigen, die es doch sind, ist er dann auch nicht mehr komisch. Erinnert an Harald Schmidt, auch der kann nur aus einer überlegenen Position schlagfertig sein. Sehr kurze Beiträge zur Mythologieschichte deuten die historische Natur religiöser Überlieferung an und laden den interessierten Zuschauer zur häuslichen Vertiefung ein. Die Natur des Glaubens wird nicht ein einziges Mal gestreift. Der Respektlosigkeit würde ich mehr Lob zollen, wäre sie mutiger gewesen.
Andererseits - wer weiß, wie viele Todesdrohungen Maher sich schon so eingebrockt hat.
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20.04.2009
Hochstaplerfilme und Gaunerepen sind in der Regel temporeiche Komödien mit zielstrebigen sympathischen Schuften; dieser kommt deutlich leiser daher, und sein Held ist so unglamourös wie nur möglich. Dennoch trägt Frank Knöpfel den roten Faden des Identitätswechsels durch den Film ohne eine Minute der Langeweile. Der Hochstapler borgt sich von den Typen seiner Umwelt deren Fassaden und behauptet von sich, jedem das spiegeln zu können, was er braucht. Das ist jedoch nicht nur überheblicher Zynismus, die Selbstüberschätzung des Verkäufertypen, (der natürlich dann scheitert, wenn an ihn keine Erwartungen heramgetragen werden), sondern auch der Wahnsinn der Hauptfigur. Seine Masche ist seine Macke, seine Beobachtungsgabe seine Eigenblindheit. Seine Abenteuer bescheren der Schadenfreude des Zuschauers einige vergnügliche Momente. Knöpfel geht allerdings immer weiter, als gut für ihn ist. Ein sehr sehenswerter Film vor kläglich leeren Kinobänken, wirklich eine Schande, geht rein, und geht schnell.
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24.10.2008
...'n paar Ebenen runtertransponiert; überaus gewöhnlich Menschen: was tun sie, wenn ihnen etwas passiert, das ihnen ungewöhnlich scheint und sie die Hoffnung entwickeln, zu profitieren ? oder ist es umgekehrt...?
Jedenfalls entwickelt sich ein Verwirrspiel, in dem gerade die Gewöhnlichsten am gründlichsten versuchen, das Kino zu kopieren, in dem fast jeder jedermanns Feind wird, während die CIA mal wieder den Hampelmann gibt ( wie schon seit geraumer Zeit, im Kino) und das, und nur das, treibt die Story letztlich an. Aber warum sich die Rübe zerbrechen über das Plot: dieer Bildwitz ist doch erfindungsreich und anarchisch verspielt und auch wir haben nur gelacht.
Und Brad Pitt ist doch ein Erlebnis als infantiler, dauernuckelnder Schwachmath, und noch in den kleinesten Nebensträngen ist oft so gute Beobachtung zu finden, wie in dem ersten Date von Lily, dieser abgestumpfte Typ, den musste man nicht erfinden, der ist dem Leben abgeguckt!
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07.08.2008
sind Tempo und Bilder, durch des Filmers rauschhaften Blick. Mit Lässigkeit und Gift erzählen Insider über die Branche der Werbung - mit den Mitteln der Werbung, mit schnellen sloganhaften Bildern, überplakativen Hauptfiguren, pointierten Kommentaren aus dem Off ( steh ich drauf ) - und das Ergebnis ist nicht einen Momant langweilig .
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23.07.2008
Ein wunderbarer Film; der eigentlich nicht als Komödie einzustufen ist. Hingebungsvoll ausgestattet, mit langen Nahaufnahmen und wunderbar ironischer musikalischer Begleitung ist dieses Werk einer der schönen Filme über die Liebe als große begriffliche Erfindung, über die Anstrengung, der sie bedarf, die Unmöglichkeit, ihr gerecht zu werden, ihre Grenzen und ihre Unentbehrlichkeit, oder ihren zwischen Naturgesetz und Religionsersatz wabernden Status. Ein Ehemann, eine sentimentale Natur, hat so große Skrupel, seine liebe Ehefrau zu verlassen, dass es ihm menschlicher erscheint, sie zu töten. Diesem Vorhaben erweist er sich nicht gewachsen: zu moralisch auch dafür. Bei seinem Zögern und Schwanken verschüsselt er sich seine neue Liebe, die, allzu lange hingehalten, sich seinem besten Freund zuwendet, der wiederum durch diese Frau, die neue Liebe seines alten Freundes, zu neuen moralischen Höhen reift. Die Ehefrau ahnt nichts davon, dass sie verlassen und getötet werden soll; sie ist auch zu sehr damit beschäftigt, sich selbst vor dem Karren dieser Ehe festzuzurren, aus dem ihr Liebhaber sie allzu gern befreien würde. Das jedoch kann sie ihrem Ehemann nicht zumuten. Und so entspannt sich ein eigenartiger Reigen von wohlgeratenen und wohlmeinenden Menschen, die über ihre Verhältnisse lieben...Geht rein. Wunderbarer Streifen!
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23.07.2008
Da die Originale, die Geheimdienstgeschichten, schon vor langer Zeit begonnen haben, sich selbst ironisch und offensichtlich zu übertreiben und ihren eigenen Mythos innerhalb des Epos zu zitieren, muss man sich fragen, wozu man noch Parodien braucht. Es gelingt auch dieser Komödie nicht, irgendwelche Karten ironisch aufzudecken, die nicht Bond selbst schon auf den Tisch gelegt hätte. Aber es ist ein netter Spaß, ein solider, wenig origineller, selten überraschender, aber im ganzen ganz niedlicher Sommerbeitrag, mit comichafter Geschichte, akzeptabler Bildregie; Vergnügen bereitet hat mir die Selbstverständlichkeit, mit der die nun ablaufende, gescheiterte Amtszeit des Noch-Präsidenten eingeflochten war - tja, Kinder, ertragen wir ihn noch ein bißchen, murmeln die besseren Gazetten im Hintergrund...
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28.02.2007
Der Held stolpert durch seine Biographie: Ein Lyrikstudent gerät über eine Studentenverbindung an den Geheimdienst und macht dort beinah aus Versehen Karriere. Dabei ist Loyalität als Charaktereigenschaft,nicht Überzeugung oder Ideologie, die treibende Kraft, und nie trifft er eine Entscheidung wirklich selbst. Der Agent übernimmt einen Auftrag und verfolgt ihn dann, als hätte man eine Spieluhr aufgezogen. Ich muß zugeben, die Hauptfigur blieb mir eigentlich fremd. Zu schweigsam, zu leidenschaftslos, ach was, ein Soziopath, aber ein ganz verstockter !
Unbegreiflich, weshalb er gerade Lyrik studierte.
Ich mußte an Carres "die Libelle" denken, und an das Buch "der englische Patient", in denen die Zerstörung privaten Glücks durch die Kriegsspiele der Erwachsenen deutlich tragisch wird.
Man weiß, das Amt formt den Menschen mehr, als der Mensch das Amt formt. Damon spielt hier einen so formlosen Menschen, daß diese Entwicklung, wenn man sie in dem Film denn wahrnehmen möchte, ganz verschwindet, er scheint dann für sein Amt geradezu geschaffen. Um ihn herum entsteht nur Unglück. Und am Ende scheint er,
als hätte er ganz zwangsläufig von allen für ihn
möglichen Lebenswegen den bösesten eingeschlagen.
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25.12.2006
Bergwüste in Marokko, Betonwüste in Tokio, Wüstenebene in Neumexiko. In der ersten Wüste geschieht ein Verbrechen, gedankenlos begangen von Kindern an unbeteiligten Touristen, in der zweiten findet ein taubstummes Mädchen keine Liebe, und in der dritten findet eine illegale mexikanische Kinderfrau keine Menschlichkeit.
Ein Dorf in Mexiko, ein Dorf in Marokko, ein Wohnhaus in Japan: tja. Keine der Episoden fand ich wirklich fesselnd. Einzelne Szenen, ja, die hatten Ausstrahlung. Aber es war doch mehr eine Versammlung von Bildern, mit qualitätvoller Bildregie, aber: das hätte man auch als Fotostrecke inszenieren können.
Belehrt mich! Mir scheint der Film belanglos...Guter Regisseur, unausgereiftes Drehbuch.
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