Es gibt 5 Beiträge von rambolinchen
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06.11.2005
"Fremde Haut" geht unter die eigene Haut und das gerade deshalb, weil die Protagonistin zumeist sehr beherrscht mit ihren Gefühlen umgeht. Es ist nicht verwunderlich, dass dieser Film ganze Lesbenschwärme in die Kinos zieht, aber das Lesbisch-Sein ist auch keinesfalls Bedingung, um von diesem Film beeindruckt zu werden. Und wer am Anfang noch fröhlich denkt, dass die Lesben in diesem unseren Lande im Unterschied zum Iran hier unbehelligt ihre Neigung ausleben können, kommt am Ende des Films wahrscheinlich nochmal arg ins Grübeln.
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02.05.2005
In manchen Filmen werden Klischees ja so richtig lustvoll serviert und es macht Spaß, sich darin zu wälzen. In diesem Film konnte ich mich leider nur im Selbstmitleid wälzen. Dass Kolumbien ein sehr armes Land ist und insbesondere Mädchen ohne Schulausbildung dort eher arschkartige Aussichten haben, war mir schon vor Betreten des Kinosaals bekannt. Ebenso, dass dann wohl die Versuchung groß sein muss, sich als Drogenkurier zu verdingen. Dass Drogendealer wiederum keine hohen philanthropischen Ambitionen pflegen, war mir auch klar. Des Weiteren reichte die Zahl meiner Finger aus, um mir daran abzuzählen, dass eine Menge Heroin im Körper auch schon mal zu tödlichem Bauchkneifen führen kann. Was ich noch nicht wusste: Das Allheilmittel, das auf den Pfad der Tugend zurückführt, soll die Schwangerschaft einer 17-Jährigen sein, die sich schon längst von ihrem Freund getrennt hat. Und nun mutterseelenallein im Ausland lebt. Ja, als es dann soweit gekommen war, dachte ich verzweifelt: Hätte man nicht auch mit mir ein bisschen Gnade haben können? - Aber vielleicht war es ja die wohlverdiente Strafe, weil ich mich durch den Titel nicht hatte abschrecken lassen...
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14.03.2005
Nun bin ich schon 43 Jahre alt und habe bis heute immer milde über Leute gelächelt, die im Kino weinen. Erschien mir doch sehr sentimental und abgeschmackt. Aber seit heute kann ich nicht mehr sagen: "Herr, ich danke dir, dass ich nicht bin wie jene." Denn ich kann nicht kalten Herzens den Hauptdarsteller für eine "lebensfeindliche" Einstellung verdammen und ihm vorwerfen, dass er im Selbstmitleid verkommt. Wer vom Hals abwärts gelähmt und empfindungslos ist, ist so weit weg von allem, was den nicht Gelähmten als so selbstverständlich vorkommt: Sich alleine bewegen, alleine essen, alleine zur Toilette gehen können, Berührungen empfinden und austauschen. Also vergeht mir jegliche Lust zum Streng-mit-ihm-sein. Aber weil er so schrecklich liebenswert ist und mich mit seinem super-trockenem Humor sogar trotz seiner beschissenen Situation manchmal zum Lachen bringt, möchte ich auch keineswegs, dass er sich umbringt. Und deshalb stecken mich alle seine Lieben im Film an, die es auch nur mit Tränen in den Augen schaffen, ihm seinen erklärten Willen zu lassen. Was besonders schön an diesem Film ist: Alle Meinungen zum Thema aktive Sterbehilfe sind vertreten, das Problem wird wirklich von allen Seiten beleuchtet und der Zuschauer niemals mit erhobenem Zeigefinger zu einer Patentlösung gedrängt. Nein, da wird keiner des Nachdenkens darüber enthoben, was er für sich und ihm nahe stehende Personen in dieser Situation wünschen und erlauben würde. Und dass das sogar ohne jegliche Melodramatik und übertriebene dramatische Effekte zu schaffen ist - Hut ab!
Ich mag auch Pedro Almodóvar, aber bei dem wird's ganz unzweifelhaft irgendwann immer schrill und bizarr. Das ist bei Amenábar offensicht nicht so. Bestes Beispiel für die Binsenweisheit: "Weniger ist oft mehr."
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23.02.2005
Seit heute darf ich auch mal lachen, wenn ich an Juden denke. Welch wohl tuende Abwechslung zu den gewohnten Gefühlen von Beklemmung und Grauen und der eindeutigen Assoziation zu Holocaust und KZ! Und wenn der charmante, ohne Ende schwindelnde Hauptdarsteller einen Vorteil aus der schamlos erlogenen Behauptung zu ziehen versucht, dass er seine ganze Familie im Holocaust verloren habe - dann bleibt es politisch korrekt, darüber zu lachen, und das tut unendlich gut. Kaum ein Klischee, das in diesem Film nicht bedient wird, aber das nimmt niemand übel, weil es auf eine sehr gewinnende Weise geschieht. Hier gibt es keine Helden und keine Identifikationsfiguren. Finanzielle Probleme spielen eine große Rolle (diese Gewichtung kennen wir ja alle von Juden:-)) , aber nicht die einzige. Mindestens ebenso wichtig sind die Probleme, die durch mangelnde Kommunikation ein Sich-Auseinander-Leben in der Familie hervorrufen. Der jehovaverdammte Stolz, der es einem so elend schwer macht, zu sagen: "Ich hab dich lieb, und das war schon immer so." In dieser Hinsicht sind keine Wunder zu erwarten und die will der Film auch nicht vorspielen. Aber er zeigt äußerst liebenswert, wie sehr eingestandener Schmerz dazu in der Lage ist, Schranken zu überwinden - im Innen wie im Außen.
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08.02.2005
Sie lautet eindeutig: Traue deiner Intuition. Auch, wenn sie auf andere völlig durchgeknallt wirkt - scher dich nicht drum und lass dich nicht beirren, wenn dein Gefühl eine andere Sprache spricht als der schärfste Verstand. Vertraue deinem Gefühl. Das bedeutet nicht, dass am Ende alles Friede Freude Eierkuchen ist, aber du wirst dich auf jeden Fall selbst glücklich machen und das ist nun mal das Wichtigste . Dies war für mich die deutliche Kernaussage. Beeindruckt hat mich auch das Frauenbild, das - obschon der Film im Ersten Weltkrieg spielt - nichts von hilflosen Dummchen mit sich bringt. Dazu passt, dass der zarten Hauptdarstellerin schon mal ein grobes Wort oder eine grobe Geste entfleuchen kann. Schön auch die vielfältig verpackte Komik, die an einigen unerwarteten Ecken auftaucht, ohne im Geringsten unpassend zu wirken. Denn das Grauen des Krieges grinst die Zuschauer durchdringend und stinkend an. Es gibt viele Bilder von Landschaften und Häusern, die ich gerne nochmal sehen würde. Und ebenso viele Bilder, von denen ich hoffe, dass sie mich nicht in Albträumen heimsuchen. Das Einzige, was ich im Film eindeutig überfordernd fand: Es tauchen zu viele Personen auf, die nur kurz eingeführt werden, und mit deren Namen man dann im weiteren Verlauf nichts anfangen kann. Und sicher hängt es damit zusammen, dass der Zuschauer sich nicht alle Zusammenhänge erklären kann. Was bei einigen aber eindeutig nur die Reaktion auslöst, den Film gerne ein zweites Mal sehen zu wollen...
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