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„Chambre d‘amis“
Foto: © Meyer Originals

Friendly Fire

23. Dezember 2014

Ein deutsch-französisches „Chambre d'amis“ – Theater am Rhein 01/15

Was Franzosen so schön „chambre d'amis“ – also Freundschaftszimmer – nennen heißt bei uns nüchtern Gästezimmer. So ist es wohl ein Omen, dass das befreundete Pärchen aus der französischen Schweiz im deutschen Gästezimmer schläft, das diese mehr verzweifelt als herzlich „chambre d'amis“ nennen. Wirkliche Herzenswärme will sich nicht einstellen, von echter Verständigung ganz zu schweigen. Was nicht nur an der Sprachbarriere liegt. So handelt die Inszenierung der Compagnie Selma 95 und Futur3 unter der künstlerischen Leitung von Françoise Boillat und Stefan H. Kraft von den Grenzen freundschaftlicher Annäherung.

Die Bühne ist als Wohnzimmer angelegt. Die Zuschauer sitzen locker verteilt auf Stühlen um das Bühnengeschehen herum. Bis auf das ein oder andere Zuprosten bleibt eine direkte Einbeziehung des Publikums aus. Nettes Gimmick: Überall sind Weißweinkartons verteilt. Man kann sich also während der Vorstellung durchaus ein Glas genehmigen. Was die Pärchen auch reichlich tun.

Das Ensemble ist gut eingespielt und bietet einen lebendigen Abend. Besonders Françoise Boillat sorgt für Atmosphäre, da sie den schmalen Grat zwischen ernsthaftem Bemühen um Freundlichkeit und der Verzweiflung über die Peinlichkeit der Lage herrlich in ihrem Mienenspiel umsetzt.

Dennoch: Manchmal stellen sich Längen ein, wenn sich das Gespräch wiederholt im Kreis bewegt, weil sich die Pärchen mit Phrasen über ihre Kommunikationslosigkeit hinwegtäuschen wollen. Daneben gibt es viele gelungene Momente. Etwa wenn sich Vincent Fontannaz morgens alleine zur Dombesichtigung aufmacht und die drei Zurückgebliebenen verdattert am Küchentisch sitzen und ihre Kränkung darüber mit Gesprächen über Weißbrot und Schwarzbrot kaschieren.

Gelungen ist auch, dass die Inszenierung nicht zu sehr in die Vollen geht. Die Anfeindungen führen nicht zu echter Gewalt. Das Mittelmäßige und Harmlose dieser vor Peinlichkeit berstenden Situation bleibt erhalten. Es ist ein bisschen so, als würde Loriot auf Rainer Werner Fassbinder treffen. Wobei es sich hier durchaus um eine Komödie handelt, die keine echte Milieuanalyse leisten möchte.

„Chambre d‘amis“ | R: Françoise Boillat, Stefan H. Kraft | Studiobühne | 12.5.-16.5. 20 Uhr | 0221 470 45 13

CHRISTOPH OHREM

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