Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.585 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Yui Kawaguchi und Gonçalo Cruzinha in „Bubble Boxing“
Foto: © Piero Chuissi

Gib ihm eins auf die Nase

25. November 2011

Yui Kawaguchis Choreographie „Bubble Boxing“ im Rahmen von Globalize:Cologne – Tanz in NRW 11/11

Ich geb’ dir eins auf’s Ohr. Du donnerst mir eins zwischen die Augen. Zack. Peng. So geht es zu bei „Bubble Boxing“, der neuen Choreographie von Yui Kawaguchi. Vor genau einem Jahr gewann die Japanerin in Zusammenarbeit mit der Kölner Regisseurin Rosi Ulrich den Kölner Tanz Theater Preis. Jetzt präsentiert sie ihre Uraufführung in Berlin, kommt aber nach Köln, um „Bubble Boxing“ im Rahmen des Festivals Globalize:Cologne im alten Ufa-Filmpalast vorzustellen.

Eine enorme Entwicklung hat sie in dieser kurzen Zeit vollzogen. Das neue Stück ist kompakter, inhaltlich komplexer und von einer Ästhetik, die sich knallig und zugleich doch puristisch darstellt. Zwei Figuren (Yui Kawaguchi und Goncalo Cruzinha) fighten nebeneinander gegen einen unsichtbaren Gegner, anhand der Geräusche bekommt man jedoch die Schläge mit, die sie einstecken müssen. Es dauert nicht lange, dann sind beide K.o. Was hier abgeht, ist ein Comic-Strip, in dem die Sprechblasen in Form von Geräuschen geliefert werden.

Erst allmählich agieren die beiden Figuren miteinander, zuvor werden sie von einem großen Auge beobachtet, das von der Decke hängt. Ein origineller Einfall, wie überhaupt die Produktion stilistisch sehr geradlinig ausfällt. Hier wusste jemand genau, was er wollte. Eine Qualität, die man in Tanzproduktionen nicht immer antrifft. Die Figuren sind nur das, was sie tun, sie besitzen keine Innerlichkeit. Auch wenn sie bekannte Bewegungen ausüben, beziehen sie sich nicht auf etwas Vorgegebenes. Das Spiel ist reine Oberfläche, genau wie die Comics. Die Inszenierung zeigt, wie die Comics funktionieren. Sie bestehen alleine aus den Farben, Formen und Aktionen, die dargestellt werden. Jede Handlung visualisiert sich, Gefühle sind nicht angelegt. Deshalb gibt es viel Slapstick. Aber niemand, der sich eben noch einen Schwinger eingefangen hat, wird verletzt. Man steht auf, und schon geht es weiter. Nur am Ende gibt es dann doch eine zärtliche Geste, die beiden treten in Beziehung zueinander. Das ist eine schöne Volte, mit der Yui Kawaguchi dem Regelwerk der Comic-Ästhetik ein Schnippchen schlägt. Eine eigenwillige Produktion, die man auch aufgrund des pointierten Sounddesigns (Sibin Vassilev) und des stimmungsvollen, mitunter sogar ironisch gesetzten Lichts (Fabian Bleisch) zu den Entdeckungen des Festivals zählen darf.

Globalize:Cologne | 19.11. bis 17.12. | im ehem. Ufa-Filmpalast, Hohenzollernring 22-24, Köln | Karten: 0221 98 54 523 | www.freihandelszone.org

Thomas Linden

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Die Hölle Hollywoods
„Mulholland Drive“ im Filmpalast

Schlagabtausch am Abend
Premiere „Der Vorname“ beim Film Festival Cologne – Foyer 10/18

Verwaltung von Gerechtigkeit
„Aus dem Nichts“ im Filmpalast – Foyer 11/17

Wenn die Masse machtlos ist
Urbäng! eröffnet mit „Suddenly Everywhere Is Black With People“ – Bühne 10/17

Beeindruckende Nachwuchsstars
„Zazy“ im Filmpalast Köln – Foyer 03/17

Höhepunkte, Niedergänge und Nostalgie
Kölner Kinogeschichte mit alten Filmschmankerln – Kino 10/16

Würden Sie für 250€ Sex auf der Bühne haben?
P Project von Extremkünstler Ivo Demchiv in der alten Feuerwache – Theater 10/15

Ein Herz in der einen und einen Geldschein in der anderen Hand
Das Festival Globalize:Cologne öffnet neue Horizonte im Theater – Tanz in NRW 10/15

Kulturelle Wiederbelebung
Das Week-End Festival im ehemaligen UFA-Filmpalast – Musik 11/11

Finger in der Steckdose
Isländische Hexen und Puppen zur Eröffnung von Globalize:Cologne – Theater am Rhein 11/11

„Die Freie Szene groß präsentieren“
Stefanie Thiersch und André Erlen vom Festival „Globalize Cologne“ – Premiere 11/11

Wunder des Anfangs
Das Théâtre En Flammes zeigt seine Produktion "La Première Fois" als neu erarbeitete Koproduktion beim Festival "Globalize Cologne" - Premiere 04/09

Tanz.

Hier erscheint die Aufforderung!