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„Im Schweiße deines Angesichts“
Foto: Brachland-Ensemble

Globales Kissenstemmen

24. Januar 2013

Brachland Ensemble performt die Arbeit – Theater am Rhein 02/13

Arbeit wird wieder pandemisch. Sie frisst sich in immer mehr Bereiche hinein, die man im bürgerlichen Zeitalter davon zu befreien versucht hat. Kindheit, Freizeit, Rente – gearbeitet wird jetzt eigentlich immer. Das Brachland Ensemble blättert ein Leben durch auf der Suche danach, wie sich das mental, psychisch und körperlich niederschlägt. Perfide und geschickt dabei, dass die Truppe um Regisseur Dominik Breuer die Arbeit zu einer Art ökologischem Kreislauf aufjazzt: Am Anfang und Ende erzählt ein alter Mann (Eric Rentmeister), der auf einem Kissen sitzt, von der eigenen Erschöpfung und seinen Kindern („Ich will niemandem zur Last fallen“), während um ihn herum eine junge Frau (Morgane de Toeuf) rituell einen Lappen vor sich herschiebt. Sie verwandelt sich in ein herumtollendes Kind, das von der Zukunft träumt. Mit dem Träumen ist es schnell vorbei, wenn Anika Pinter als Mutter von Förderunterricht, bilingualer Erziehung oder mobilitätsförderndem Sport erzählt.

Die drei Performer stecken in weißen Kostümen und hantieren mit nichts als ein paar Kissen und Scheinwerfern auf der streng abgezirkelten Spielfläche. Die Performance „Im Schweiße deines Angesichts“ des Brachland Ensembles nimmt den Szenen so jede konkrete Verortung. Ohne je in Psychologie zu verfallen, werden Denkweisen, Argumentationsmuster, Selbsttäuschungen und Ritualisierungen sichtbar gemacht, die sich um das Thema Arbeit ranken. Da sitzen zwei Bewerberkandidaten nebeneinander und führen einen fiesen psychologischen Kleinkrieg; der Wettkampf von zwei Unternehmen wird als Sportereignis mit Moderator inszeniert.

Unternehmerin B gibt in einem Seminar Einblicke in eine effiziente Mitarbeiterführung – gerade auch in Sachen Kündigung. Nicht unproblematisch allerdings sind die aus dem Off eingespielten, nachgesprochenen Erzählungen eines Fischhändlers aus Daressalam oder eines Angestellten aus Palermo. Sie suggerieren die globale Vergleichbarkeit der Arbeitsbedingungen. Auch kommt das zunehmende Freelancertum etwas zu kurz. Aber das sind Kleinigkeiten, die der Wirkung dieses sehenswerten Abends keinen Abbruch tun.

„Im Schweiße deines Angesichts“ von Brachland-Ensemble | R: Dominik Breuer | 26./27.3. im artheater, 18.-20.6. in der Orangerie | www.brachland-ensemble.de

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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