Der Klimawandel bittet uns richtig zur Kasse. Gut so. Das ist nicht zynisch gemeint, sondern der Einsicht geschuldet, dass wir einen Tritt in unseren Hintern brauchen. Denn ohne Gefährdung der Wirtschaft fielen die Anstrengungen zum Klimaschutz gewiss kümmerlicher aus als ohnehin. Appelle ans Gewissen und gegen Konsumismus mögen für Heiterkeit sorgen, aber beim Geld hört der Spaß bekanntlich auf.
Achja, das liebe Geld. Mit dem Klimawandel steht infrage, wie es um die natürlichen Lebensgrundlagen bestellt sein wird, der jetzigen und künftigen Generationen. Extremwetter vernichten schon heute Existenzen und verschärfen Ressourcenkonflikte, Flora und Fauna geraten in sich rasant wandelnden Lebensräumen unter ungekannten Stress. Absurd eigentlich, dass es da noch fiskalischer Motivation bedarf. Als seien diese Werte in Geld zu bemessen.
Doch nun folgen Schadensberechnungen aufeinander, werden Bruttosozialprodukte prognostiziert und zeichnen sich die wirtschaftlichen Wachstumspotenziale durch Klimaschutz ab. Da ist das Vertrauen auf technische Innovationen. Moment: Wirtschaftswachstum gegen Klimawandel? Das kann nicht klappen, sagen andere und streiten für eine Überwindung des Wachstumsparadigmas – und einen radikalen sozialen Wandel.
Fridays for Future legt nahe, dass den jüngsten Generationen der Geduldsfaden gerissen ist angesichts politischer Trägheit und Inkonsequenz. Unterstützt werden sie auch von den Alten, namentlich von tausenden WissenschaftlerInnen, die Mut schöpfen, nachdem sie über Jahrzehnte ihre Warnungen missachtet sahen.
Zuweilen tönt es den KlimaschützerInnen hart entgegen: Welche Anmaßung, den Wert der eigenen kümmerlichen Existenz auf Erden durch Verzicht zu schmälern; Ungerechtigkeit gehört zum Leben, und irgendwer muss es halt ausbaden – seien es die Klimaflüchtlinge heute oder die Menschheit morgen! So gerät die Klimafrage zur Dauerübung, um Besitzstände zu fürchten und ethische Bedenken zu verlachen.
Ja, es bedarf einiger Anstrengung, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Aber das rechtfertigt nicht, die Spielräume zu ignorieren, die wir haben und oft aus Gedankenlosigkeit oder Bequemlichkeit nicht nutzen. Wessen Leben hierzulande unzumutbar, wessen Freiheit schmerzhaft oder auch nur merklich beschnitten würde, durch die ein und andere Einschränkung für den Klimaschutz, durch den Tausch mancher Gewohnheiten gegen neue, die wohl bald so liebgewonnen wären wie die alten – möge bitte vortreten.
Es spricht einiges dafür, dass die Politik mitziehen wird, sei es nur, weil den jungen Generationen Klimaschutz das Selbstverständlichste sein wird – denn sie sind die WählerInnen von morgen. Möge sich ihr Klimaengagement nicht auswachsen! Im Monatsthema TEURES KLIMA wägen wir ab, wie die Chancen hierfür stehen, in Politik, Gesellschaft und Technik.
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