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Christel Steinmetz
Foto: Britta Schmitz

Kein Starkbier für Köln

31. März 2011

Christel Steinmetz über Mord & Totschlag, den 1. FC Köln, den FC Bayern München und die Eifel – Thema 04/11 Crime and the City

choices: Frau Steinmetz, warum erscheint in einem Kölner Verlag ein Krimi, der beim FC Bayern München spielt. Wir haben doch den FC?
Christel Steinmetz:
Stimmt, der 1. FC Köln Krimi steht noch aus. Noch hat der Klub offenbar niemanden zu einem fiktiven Verbrechen inspiriert ... Und was die Kölner mögen – nämlich Krimis, die glaubhaft in ihrer Stadt spielen –, mögen eben auch die Münchner: Spannungsliteratur, die nicht in Stockholm oder Cornwall angesiedelt ist, sondern im Glockenbachviertel oder in Giesing.

Christel Steinmetz
Christel Steinmetz, promovierte Kunsthistorikerin, ist seit 1990 beim Emons Verlag in Köln tätig und dort für Lektorat und Programmgestaltung verantwortlich.

Wo unterscheidet sich ein Mord, der in München, der Eifel oder Köln begangen wird?
Im Idealfall kann ein Mord, der in München stattfindet, nur in München stattfinden, und einer, der in Köln begangen wird, kann nur in Köln begangen werden – und zwar am besten ohne den Klischee-Hammer: In München sollte also nicht immer am vergifteten Starkbier gestorben und in der Eifel nicht immer von der Dorfgemeinschaft gemordet werden. Der jeweilige Schauplatz bedingt aber die Art des Verbrechens und die Motive dafür; er bringt spezifische Tätertypen – und/oder Ermittlertypen – mit ureigenen Mentalitäten und Charaktereigenschaften hervor.

Machen Region und regionale Mentalität für die LeserInnen den Unterschied?
Ja – aber auch die Ergänzung zu all den Krimis, die an exotischen oder fiktiven Orten spielen. Die Mischung aus Eskapismus und Wiedererkennbarkeit macht den Reiz aus.

Wieviel Lokalkolorit verträgt ein guter Krimi?
Das kommt drauf an. Es gibt Geschichten, die vertragen üppiges, handfestes Kolorit, und solche, bei denen sich der Schauplatz lakonisch im Hintergrund halten sollte. Das Lokalkolorit sollte die erzählte Geschichte erden, ergänzen, tragen, sie durchdringen, aber niemals überlagern – Reiseführerartiges ist da genauso deplatziert wie die Aneinanderreihung von Straßennamen oder durchgängiger Dialekt.

Wolfgang Hippe

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