choices: Frau Schweitzer, Sie sind eine beliebte Profi-Köchin. Bitte den Satz vollenden: „Ich hätte längst einen Stern erkocht, wenn ...“
Katharina Schweitzer: ... wenn ich nicht dauernd über Leichen stolpern würde, das ist wohl wahr.
Sie sind immer wieder in Kriminalfälle verwickelt. Ist Kochen ohne Krimi für Sie auf Dauer zu langweilig?
Überhaupt nicht! Für mich gibt es nichts Schöneres als Kochen. Mit meiner Brigade in der Küche stehen, mir neue Rezepte ausdenken wie jetzt für Spargel- und Erdbeergerichte. Am Ende des Abends zufriedene Gäste und eine pralle Tageskasse – das ist sehr befriedigend. Aber ich fürchte, die schönen, ruhigen Zeiten sind vorbei, wenn ich an die Schaumschläger denke, die mir aktuell das Leben schwer machen …
Ihr Restaurant, die „Weiße Lilie“, liegt in Mülheim, nicht gerade die erste Adresse für gehobene Gastronomie. Wieso also Mülheim?
Ganz ehrlich? Das war eine Bauchentscheidung. Mich haben diese Lebendigkeit, die Gegensätze, das Alt und Neu in Mülheim sofort angezogen. Ich habe den Laden Ecke Keup- und Regentenstraße gesehen und mich sofort in ihn verliebt. Als es dann um die Finanzierung ging, mussten natürlich andere Gründe für den Standort her. Nur auf den ersten Blick klingt die Adresse Keupstraße für ein gehobenes Restaurant völlig verrückt. Mülheim ist ein Stadtteil mit vielen Facetten. Neben Klein-Istanbul liegt das hippe Schanzenviertel, es gibt die schicken Neubauten unten am Rhein. Eine Klientel für feines Essen ist im Stadtteil vorhanden, auch wenn der Wiener Platz als Entrée einer der hässlichsten Plätze der Stadt überhaupt ist.
Sie favorisieren Köln – trotz Ihrer vielen Trips ins Badische?
Soll ich sagen, die Schulden sind schuld? Die Kredite für die „Weiße Lilie“ bei der Stadtsparkasse sind noch lange nicht abbezahlt – das fesselt mich als (fast) ehrliche Geschäftsfrau an die Stadt. Aber ich weiß nicht recht, Köln hat es irgendwie geschafft, mich sesshaft zu machen. Wenn ich manchmal über die Hohenzollernbrücke gehe und den Dom so vor mir sehe, kriege ich auch schon mal dieses wummerige, typisch kölsche Gefühl im Magen. Außerdem gibt es mein Restaurant, meine kleine Küchenbrigade, meine Wohngemeinschaft.
Also alles in allem zufrieden mit dem Standort?
Ich bin lange genug in der Branche, um zu wissen, dass Gastronomie ein Kamikaze-Geschäft ist. Mein gastronomisches Schicksal hängt natürlich auch ein bisschen von der weiteren Entwicklung des Stadtteils ab. Es macht mich rasend, wenn ich höre, dass die Kölner Stadtverwaltung den Abruf von 40 Millionen EU-Fördermitteln für Mülheim verschläft. Deshalb unterstütze ich die Bürgerinitiative „Rettet Mülheim 2010 – Rettet unser Veedel“.
Für den Fall eines Falles: Haben Sie es schon mal mit Marketing versucht? Auftritt in einer Kochshow zum Beispiel?
Ich bin von der alten Schule und finde, dass eine Köchin durch ihre Gerichte überzeugen muss und durch sonst nichts. Mein Freund Ecki liebt da ein bisschen Schischi drum herum. Wenn ich an seinen Wiener Abend in der Lilie mit Kalbsbeuschel, Mohr im Hemd und Zithermusik denke! Furchtbar, war aber ein Erfolg.
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