choices: Frau Krieger, warum stehen Sie auf Manfred Mann’s Earth Band?
Judith Krieger: Das ist eine Art Zuhause für mich. Anfang der 80er habe ich Manfred Mann entdeckt. Ich war damals Teenager und nicht gerade glücklich. Wir zogen oft um, ich war viel allein. Und dann hörte ich eines Abends diesen Song im Radio: „Davy’s on the Road Again“. Mir schien, da war ein Versprechen drin: Dass man gehen kann, sein Leben in die Hand nehmen und zu einem besseren machen. Dass einen niemand aufhalten kann, wenn man etwas wirklich erreichen will.
Möchten Sie sich als Kriminalhauptkommissarin zum Bauskandal im Kölner Polizeipräsidium äußern?
Mein Job ist es, zu ermitteln, nicht zu kommentieren, insofern muss ich Sie an die Kollegen von der Pressestelle verweisen. Aber wahrscheinlich wollen Sie in Wirklichkeit wissen, ob ich Polizisten prinzipiell für bessere Menschen halte und da kann ich Sie beruhigen: Das tue ich nicht. Man darf keine Scheuklappen haben in einer Mordkommission.
Während Ihrer Ermittlungen sind Sie immer wieder mit persönlichen und gesellschaftlichen Abgründen konfrontiert. Eine Belastung?
Natürlich, ja. Es gibt immer wieder Fälle, die mich nicht mehr loslassen. Gerade nachts sind mir manche meiner Toten sehr nah.
Ist Burnout bei Ihnen und Ihren Kollegen ein Thema?
Ich selbst habe schon mal eine Auszeit gebraucht, damals, als mein bester Freund im Dienst erschossen wurde, während er mich vertrat. Das hat mir nicht gerade Pluspunkte in der Personalakte eingebracht.
Bei Ihren Kollegen gelten Sie als Feministin. Wie kommt das?
Ich bin Feministin. Und ich halte mit meiner Meinung nicht gern hinterm Berg. Außerdem bin ich am Tatort ja meistens die einzige Frau. Da bleibt es nicht aus, dass ich anecke, weil ich manche Dinge etwas anders sehe – gerade dann, wenn das Opfer weiblich ist. Inzwischen hat sich aber selbst mein Kollege Manni Korzilius daran gewöhnt.
Frauen haben es in Männerberufen schon schwer genug. Warum dann noch die Mordkommission?
Das war wohl ein Anflug von Romantik, der mich dazu verleitete. Ich wollte die Welt gerechter machen und habe deshalb Jura studiert. Nach dem Examen entschied ich dann, es wäre sinnvoller, Verbrecher zu überführen, statt ihnen als Anwältin vor Gericht zu begegnen.
Lesen Sie eigentlich Krimis
Selten. Ich finde, mein Leben ist Krimi genug.
Es hat Sie von Berlin nach Köln verschlagen – von der Metropole in die Provinz?
Wieso denn Provinz? Berlin hat seine Kieze, Köln seine Veedel. Mörder gibt es in beiden Städten. Ich selbst war fünf, als wir aus Berlin weggingen. Mein leiblicher Vater war tot, meine Mutter heiratete einen Banker und mit dem zogen wir fortan von Stadt zu Stadt, immer im Dienste seiner Karriere. Als ich Abitur machte, wohnten wir gerade in Köln und ich hatte die Nase gestrichen voll von den Umzügen und von meiner Familie. Ich bin also hier geblieben, habe das nie bereut.
Sie haben früher als Barkeeperin gearbeitet. Ihr Cocktail-Tipp?
Persönlich trinke ich ja lieber Kölsch. Wenn es doch mal ein Cocktail sein soll, darf der für mich nicht zu süß sein. Ein ehrlicher Wodka-Lemon ist in Ordnung. Oder eine Bloody Mary.
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