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Niko von Glasow: Keine Kunst bitte!

Palladio Film

28. April 2011

Ein Gespräch mit Niko von Glasow - Kino.Köln 05/11

„A film is a story told in pictures“, sprach dereinst sein Schauspiellehrer Jack Garfein. Seitdem erzählt Niko von Glasow Geschichten durch Bilder. Mit seiner Produktionsfirma Palladio Film inszenierte der Buddhist fiktionale Filme („Maries Lied“, „Hochzeitsgäste“), co-produzierte Tom Tykwers „Winterschläfer“ und griff mit der Dokumentation „Nobody’s perfect“ sein eigenes Schicksal als Contergangeschädigter auf. Dies setzt er mit der Inszenierung des Theaterstücks „Alles wird gut“ fort.

choices: Herr von Glasow, Palladio Film hat seinen Hauptsitz in Köln, es gibt aber auch Büros in Berlin und London. Wie kam es zu dieser Dreiteilung?
Nico von Glasow:
In Berlin sitzt meine Produzentin, in London schreiben wir die Bücher, und in Köln haben wir die kaufmännische Leitung. Ich finde es sehr angenehm zu schreiben, wenn niemand von der Buchhaltung hereinkommt.

Was für Filme produziert Palladio Film?
Es ist schwer zu formulieren, was für Filme ich mache, abgesehen davon, dass sie im Grunde mehr oder weniger eine Abrechnung mit mir selbst sind. „Nobody’s Perfect“ ist auch eine Abrechnung, in diesem Fall mit meiner Körperlichkeit. Ich weiß allerdings genau, welche Filme ich nicht machen will. Zum Beispiel politische Filme. So wie ich jetzt hier keinen Film über Behinderte mache oder über die Politik der Behinderten. Wenn der Film dann politisch wird, gut. Wenn nicht, auch gut. Ich will auch keine Kunstfilme machen. Ich bin schon bei meinem Debütfilm immer über den Drehort gerannt und habe gesagt: „Keine Kunst bitte!“

Wodurch wird denn ein Film zur Kunst?
Kunst kommt von selbst, Kunst kann man nicht forcieren. Kunst kommt en passant. Sobald ich Kunst machen will, wird Kunstgewerbe daraus.

Sie betreiben eine Filmschule in Tibet?
Ja, das ist eine nomadische Filmschule, die wandert. Tibeter sind Flüchtlinge, und wir arbeiten dort, wo unsere Studenten sind: In Dharmshala, London und Lhasa. Dort lehren wir unentgeltlich, unkontinuierlich und fern von institutionalisierten Konventionen Fächer wie Ton, Animation, Regie oder Schauspiel.

Inwiefern ist die Schule international anerkannt?
Gar nicht. Darum geht es mir auch nicht. Es geht mir darum, dass meine Studenten etwas lernen. Ob sie dann daraus Hochzeitsfilme machen oder Filmkunst, ist mir egal. Meine Studenten sind Bauern, Nonnen, Mönche, Kinder. Ich bin Buddhist, es ist einfach wunderschön zu geben und zu lehren. Meine Professoren haben nach ein, zwei Wochen kein Geld, aber dafür haben sie mindestens fünf tibetische Freunde. Und wer hat schon tibetische Freunde?

HARTMUT ERNST

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