Sie stand in Portugal zum Abschiedskonzert als Chefdirigentin mit einem Laserschwert bedrohlich vor ihrem Orchester und dirigierte den „Imperial March“ aus der Musik zu „Star Wars“. Es handelte sich wohl um eine Wette mit den Blechbläsern im Orchester, mit der Instrumentengruppe in den europäischen Orchesters, die in den Pausen die meisten Skatrunden absolvieren. Und Wetten liegen der Engländerin Julia Jones natürlich im Blut, da greift sie sogar zum „Lightsaber“. Jones: „Das Publikum hat sich gefreut, und ein bisschen Spaß zu machen, gehört einfach dazu!“
Seit 2016 steuert die Britin die Musik in Wuppertal. Sie hat als Korrepetitorin an der Oper intensiv mit den Opernstars Rollen studiert und als Pianistin häufig im Orchester gespielt, dabei die Seite der ausübenden Musiker genau kennen gelernt. Deshalb zollt sie heute den Orchestermusikern großen Respekt und oft auch Mitspracherecht. Sie sollen sich wohlfühlen mit dem, was sie spielen – eine Tugend, die sich besonders in der Kammermusik schult.
Das Spielerische bestimmt auch die aktuelle Spielzeit in der wunderhübschen Historischen Stadthalle, und der „Royal Flush“, ihr Orchester, führt nicht von allein zum Sieg. Miss Jones setzt auf eine kluge Strategie: Meisterwerke treffen auf Liebhaberstücke und Neuentdeckungen. Letztere bestimmen das 4. Sinfoniekonzert im Dezember (15. & 16.12.).
Als Gruß von der Insel präsentiert das Sinfonieorchester mit dem kanadischen Wundergeiger Kerson Leong das Violinkonzert von Benjamin Britten. Zuvor erklingt eine kurze, selten aufgeführte Jugendsinfonie von Mozart, die er teilweise aus einer Opernouvertüre montiert hat.
Neuentdeckung des Konzerts bietet sodann die Uraufführung eines Werkes von Lutz-Werner Hesse, einem Wuppertaler Komponisten, der den Stammgästen auch aus den üblichen Werkeinführungen vor dem Konzert bekannt sein kann. Er hat sechs Gedichte von Else Lasker-Schüler, der großen Wuppertaler Dichterin, pompös vertont, mit zwei Chören, Mezzo und Sprecher, angemessen dem 150. Geburtstag der jüdischen Avantgardistin aus Elberfeld.
Die sonnige Seite Italiens bereisen Julia Jones und ihre Musiker im folgenden Neujahrskonzert mit einem musikalischen Feuerwerk. Musiken aus Rossinis „Wilhelm Tell“ oder Mascagnis „Cavalleria“ prallen auf Italien-Träumer wie Schubert oder – Reisende wie Mendelssohn. Und zum besonderen Datum erscheint ein kurzer Halt in Wien unausweichlich: Ohne Strauss und seine Polka kommt das Neue Jahr nicht in Schwung.
4. Sinfoniekonzert | 15. & 16.12. | Historische Stadthalle Wuppertal | 0202 563 41 13
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