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„Nichts“
Foto: Meyer Originals

Supermarkt der letzten Fragen

22. Dezember 2016

Futur3 und sein Theater-Essay über „Nichts“ – Theater am Rhein 01/17

Sektierer treffen sich gerne im Verborgenen, und so müssen die Zuschauer erst mal in den Keller der Orangerie. Dort gibt’s eine graue Kutte und dann wandern die Jünger des Nichts in den Theatersaal. „Nichts“ lautet der Titel der neuen Produktion von Futur3. Es geht um die Frage, warum immer etwas und nicht einfach mal nichts sein kann.

André Erlen und Stefan H. Kraft greifen schwer in die Saiten: Die Frage nach dem Nichts stellt die Frage nach dem Anfang des Universums. Aus dem Off werden physikalische Positionen und mythisch-philosophischen Positionen gegenübergestellt, die André Erlen im gemusterten Jackett mit blonder Perücke und Stefan H. Kraft mit Menjoubärtchen, Hut und Hippiekette mitsprechen. Dazu rauscht und wummert eine ziemlich eindrückliche Soundcollage von Jörg Ritzenhoff. Auf sandbedecktem Boden stehen mehrere Objekte aus Reifen, Tonnen, Kreuzen, Säcken, die sich plötzlich zu einer Kettenreaktion in Bewegung setzte – und prompt ist das Universum da. Freude schöner Götterfunken krächzen Violine und Trompete. Dann haben Gott und Mephisto aus Goethes „Faust“ ihren Auftritt und streiten über den Zustand der Welt. König Midas tritt als Schläger auf, der dem Satyr Silen Weisheiten abpresst wie die, dass es am besten für den Menschen wäre, nie geboren zu sein oder nach der Geburt gleich zu sterben.

Es ist ein Assoziationsreigen, der sich an Lutger Lütkehaus‘ vor einiger Zeit erschienenes Buch über das Nichts anlehnt, sich aber doch ziemlich spielerisch oder auch willkürlich durch den Supermarkt der Letztbegründungen assoziiert. Eine Collage, die zwangsläufig bei der Frage nach dem Bleibenden landen muss. Kraft spielt mit Erlen Hoppe-Hoppe-Reiter und propagiert Zeugung von Kindern als Hilfe gegen die existentielle Einsamkeit, um kurz darauf als Kreuzritter Antonius Block aus Ingmar Bergmanns Film „Das Siebte Siegel“ seine Zweifel am Glauben rauszubrüllen und im Schachspiel vom Tod Aufschub für die Sinnsuche zu ertrotzen. Den sucht am Ende auch der Zuschauer, eher verwirrt als klarsichtig.

„Nichts“ | R: Futur3 | WA im Herbst | Orangerie | 0221 952 27 08

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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