Er war ein gefragter Mann, doch der echte Ruhm hat ihn erst spät ereilt. 1975 erhielt Nino Rota mit 64 Jahren endlich seinen Oscar und den Golden Globe gleich noch dazu für die Filmmusik zum zweiten Teil von Francis Ford Coppolas „Der Pate“ – die Krönung einer langen und beachtlichen Karriere als Filmkomponist. Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zeigt mit einer komischen Oper nun eine eher unbekannte Seite von Nino Rota: Sonja Trebes inszeniert den „Florentiner Hut“ zu einem prächtig ausgestattenen Bühnenspaß.
Die Italiener wussten Rotas Musik schon früh zu schätzen. Meisterregisseur Frederico Fellini arbeitete von 1952 bis zu Rotas Tod 1979 ausschließlich mit ihm zusammen. Auch Luchino Visconti schwor auf seine Dienste. Dass der hauptamtliche Direktor des Konservatoriums von Bari auch noch drei Sinfonien, jede Menge Solokonzerte und immerhin zehn Opern komponiert hatte, interessierte dagegen kaum jemanden so richtig. Denn Rota verstand sich zeitlebens als „klassischer“ Komponist – in einer Zeit, in der die angesagte Avantgarde alles Althergebrachte über den Haufen werfen wollte.
So hat sich Rota wohl selber ein wenig gewundert, als sich die Oper von Palermo 1955 um die Uraufführung seiner vieraktigen „Farsa“ „Der Florentiner Hut“ bemühte. Das Stück hatte er gut zehn Jahre zuvor bei Kriegsende komponiert. Die literarische Vorlage, ein französisches Vaudeville aus dem 19. Jahrhundert, war seinerzeit ein populärer Stoff. 1939 lief in Deutschland eine Verfilmung mit Heinz Rühmann, 1944 eine französische mit Fernandel. Vielleicht war es letztere, die Rota zu seiner Opernfassung inspirierte. Jedenfalls entsprach diese ebenso dem Bedürfnis des breiten Publikums nach leichter Unterhaltung und Eskapismus. Musikalisch wird es durchaus bedient, allerdings auf sehr geistreiche und handwerklich ausgefeilte Weise. Echte Spezialisten für Rotas Filmmusiken können eine ganze Reihe von Eigenzitaten entdecken, Opernfreunde Anklänge und Zitate von Rossini, Donizetti, Puccini oder auch Operetten von Johann Strauss. Rota hat diesen komplexen Stil- und Zitatenmix in straffem Tempo durchkomponiert. Dirigent Thomas Rimes und Regisseurin Sonja Trebes nehmen diesen Schwung auf und setzen ihn dank eines überaus spielfreudigen und komödiantisch begabten Ensembles überzeugend um. Als besondere Zugabe gibt es in Gelsenkirchen das kurze, deftig-schlüpfrige Singspiel „Die Fahrschule“ als deutsche Erstaufführung und Quasi-Vorspiel zur Oper. Die Idee ist gut. Leider gelingt es nicht ganz, den frech-überdrehten Regieansatz ins eigentliche Stück hinüber zu retten. So macht sich eins ums andere Mal auch Biederkeit breit im absurden Reigen um Untreue, Eifersucht und einen Strohhut, den ein Pferd gefressen hat.
„Der Florentiner Hut“ | R: Sonja Trebes | Sa 4.2. 19.30 Uhr, So 12.2. 15 Uhr | Musiktheater im Revier, Gelsenkrichen | 0209 409 72 00
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