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„Zwei Erinnerungen“
Foto: Nicola Cotza

Verwirrspiel

24. November 2011

„Zwei Erinnerungen“ in der Orangerie – Theater am Rhein 12/11

Um den Maler Edgar Degas geht es in dem Projekt „Zwei Erinnerungen“ in der Orangerie nur aufhängerweise: Degas wurde blind, und der Theaterabend von Stefan Rogge soll ins Innere führen. Tatsächlich aber geht es eher um ein Konzert des Musikers und Bühnenbildners Max Julian Otto mit aparten Spielszenen. Die Verbindung zwischen beiden bleibt weitestgehend im Dunkeln.

Der Musiker hat den Bühnenhintergrund als gestaltete, geknickte Wand entworfen, die er, wie ein düster-romantischer Wanderer, mit weißer Kreide zum Raum erweitert. Die aufgemalte Tür wird von hinten durchsägt, im einfallenden Licht tanzen die Staubpartikel, und ein expressionistisch geschminkter Dichter/Maler tritt herein. Er befreit den Tisch vom Abdecktuch und zeichnet die Kanten nach. Die Formelemente (Romantik, „2D“-Linie, Impressionismus, Expressionismus) sind deutlich gesetzt, kommen aber nicht ganz zusammen. Ähnlich das Spiel: Zu völlig unterschiedlichen Musik-Genres gleichzeitig markiert eine Tanzende ihre Verwirrung. Später erstarrt eine Marcello Mastroianni-Figur (woher auch immer die kam), wird mit einem weißem Tuch gefesselt und muss als meisterhaftes „Bild“ seiner Beschreibung lauschen. Schwergängig bedient sich die Gruppe im Symbolischen – um dann Szenen schweben zu lassen, deren Leichtigkeit eigentlich erst durch die Einmischung des Bühnenbildners entsteht. Es geht um die dunklen Seiten von Themen wie Beziehung, Trennung, Portraitkunst. Womit wir bei den präziseren Liedern von Max Julian Otto wären, deren Texte – von kleinen Belanglosigkeiten abgesehen – großartig Gegensätze gegeneinander auflisten oder Ungeheures in groben Strichen hinrotzen, während die Musik oft noch „nett“ tut. Die dazu skizzierten Spielszenen sind dann am besten, wenn es selbstironisch und gemein wird, oder wenn der Musiker mit den Schauspielern spricht und dabei die theatrale Ebene durchbricht. Am Ende plädiert der Maler strahlend gegen selbstverliebtes Gejammer. So entsteht ein seltsamer Abend, an dem man sich wohlig eingelullt fühlt, obwohl man nicht weiß, wovon.

„Degas – Ich werde nicht da sein, wenn du mich brauchst“ | R: Stefan Rogge | Orangerie I weitere Termine N.N. | 0221 952 27 09

CHRISTIANE ENKELER

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