Freitag, 1. Februar: Die Schulkinowochen NRW finden 2019 in der Zeit vom 24. Januar bis zum 6. Februar statt. In diesem Zeitraum werden täglich in mehreren Kinos, auch in Köln, Spielfilme präsentiert, die von der „Film+Schule NRW“ als geeignetes Anschauungsmaterial für die nachwachsende Kinogeneration empfohlen werden. Häufig werden die für angemeldete Schulklassen organisierten Vorführungen von Gesprächen mit den Machern der Filme flankiert, denen die Schüler Fragen zu den Dreharbeiten oder der Produktion stellen können. Mit „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“ von Christian Theede kam am Vormittag im Metropolis-Kino am Ebertplatz ein Spielfilmableger der beliebten Fernsehserie zum Einsatz, der sich auch kritisch mit der Privatisierung von Trinkwasser und der Skrupellosigkeit von Großkonzernen auseinandersetzte. Das alles vor dem Hintergrund einer spannenden Freundschaftsgeschichte unter Sechstklässlern aus Hamburg, die einen Klassenausflug nach Südtirol unternehmen und sich dort als Hobbydetektive an die Aufklärung der kriminellen Verwicklungen machen. Das Publikum bestand aus ca. 50 Schülerinnen und Schülern der Ursulinen-Realschule aus der Kölner Altstadt-Nord, aus den Klassen 7a und 7d.
Die Kinder, die ungefähr im gleichen Alter waren wie die Helden auf der Kinoleinwand, zeigten sich begeistert von der spannungs- und actionreichen Handlung des Films. Katrin Giebel von den „Schulkinowochen“ übernahm die Moderation des Gesprächs mit Editor Martin Rahner, der den Film geschnitten hatte. Zunächst einmal erläuterte dieser in groben Zügen den Ablauf einer Filmproduktion, vom Schreiben des Drehbuchs (das in diesem Fall allein mehrere Jahre Zeit in Anspruch genommen hatte) über die Finanzierung des Budgets und die Suche nach den Drehorten, bis hin zu den eigentlichen Dreharbeiten und der Post-Produktion im Schnittraum. Dass Rahner ganze vier Monate im Schneideraum zubrachte und das Material dabei zigfach sichten musste, um am Ende eine Art James-Bond-Film für Kinder abzuliefern, sorgte bei den SchülerInnen für Staunen. Anschaulich erläuterte der Cutter, worin dabei seine vielfältigen Aufgaben bestehen: „Man kann mit Schnitt Tempo erzählen oder Emotionen verstärken. Außerdem versuche ich mit meiner Arbeit, die Schauspieler immer möglichst gut aussehen zu lassen und Versprecher rauszuschneiden.“ Bei den Dreharbeiten selbst war er nicht persönlich mit dabei, so etwas versucht er sogar konsequent zu vermeiden. Rahner begründete diese Entscheidung damit, dass es ihm die Arbeit im Schneideraum nur erschwere, wenn er mehr sehen würde als nur das, was die Kamera im Bild festhält. Häufig sei es nämlich so, dass auch in kleinen Szenen auf engem Raum, bei denen im Film nur eine Person im Bild zu sehen ist, in Wirklichkeit ein ganzes Team von Technikern drum herum steht, von denen man als Kinozuschauer aber natürlich nichts ahnen darf.
Für besondere Belustigung bei den 13jährigen sorgte eine Szene im Film, in der ein Pudel in eine Trinkkaraffe pinkelt – der Inhalt wird später von den geladenen Gästen bei einem Empfang angeekelt getrunken. Natürlich war auch diese Szene durch einen gewitzten Schnitt entstanden, denn die Szenen mit dem Hund und die auf dem Empfang waren sogar an zwei verschiedenen Tagen gedreht worden. Erst durch den finalen Schnitt entstand hier der Eindruck, der im Publikum für die gewünschten Lacher sorgte. Die Kinder der Ursulinen-Realschule hatten bereits gute Kenntnisse von den vielfältigen Tricks, die beim Film zum Einsatz kommen. So wussten beispielsweise alle, was man unter dem Arbeiten vor einem Green Screen versteht, und wollten möglichst genau wissen, wie die spannenden Actionszenen des Films entstanden sind. Martin Rahner enthüllte beispielsweise, dass für die Schluchtszene die „Pfefferkörner“ zwar vor einer Felswand gefilmt worden waren, diese aber nachträglich in größerer Höhe am Berg digital eingefügt wurden. Auch bei der brennenden Scheune oder dem eindrucksvollen See im Inneren des Berges hatte man sich mit Digitaltricks beholfen. Allgemein zu seinem Beruf befragt, antwortete Rahner, der zuletzt auch die „Tatort“-Folge „Mord ex Machina“ geschnitten hatte: „Mein Beruf macht mir sehr viel Spaß, auch wenn er manchmal anstrengend ist. Meinen eigenen Kindern sage ich dazu immer, dass ich dabei den ganzen Tag Fernsehen schauen kann.“
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