Mitten im EM-Fieber feierte das gänzlich in Nordrhein-Westfalen gedrehte Drama „Ivo“ am letzten Sonntag im Filmforum im Museum Ludwig seine von choices präsentierte NRW-Premiere. Angereist waren Regisseurin Eva Trobisch („Alles ist gut“), Kameramann Adrian Campean und die beiden Hauptdarsteller:innen Minna Wündrich und Lukas Turtur.
„Diejenigen werden enttäuscht sein, die im Folgenden einen schweren Film erwarten“. Mit diesen Worten bereitete Moderator Rolf-Ruediger Hamacher das Publikum auf die kommenden 105 Minuten vor, die trotz des ernsten Themas der Palliativpflege von einer ungemeinen Leichtigkeit durchzogen sind. In fein austarierten Bildern zwischen Intimität und Distanz erzählt „Ivo“ aus dem Leben einer ambulanten Palliativpflegerin. Das Sterben und der Tod gehören zum Alltag der von Minna Wündrich mit sensibler Intensität dargestellten Ivo. Während sie sich aufopferungsvoll um ihre Patient:innen kümmert, gelingt es Ivo auf erstaunliche Weise, ihren Beruf mit ihrer mitreißenden Lebenslust in Einklang zu bringen.
Folgerichtig wurde das nachfolgende halbstündige Filmgespräch mit einer geradezu erfrischenden Leichtigkeit geführt. Hamacher wollte zunächst wissen, wie es denn zu dieser hybriden Form aus Fiktion und dokumentarischen Elementen gekommen sei. Eva Trobisch musste ausholen, um den Prozesscharakter ihrer Arbeitsweise zu erklären. Während der Recherche für eine „Tatort“-Produktion habe sie sich intensiv mit Palliativpflege, Sterbehilfe und Suizidwünschen auseinandergesetzt. „Wenn man sich dieser Welt widmet, geht das nur über eine genaue Beobachtung, indem man sich in die konkrete und sehr physische Arbeitswelt hineinbegibt.“
Ein großes Pfund der Produktion sei die Mitarbeit von Dr. Johann Campean gewesen, dem Vater des Kameramanns, der bis zu seinem Ruhestand im Juli 2023 als ärztlicher Leiter einer ambulanten Palliativversorgung tätig war. Durch ihn habe man unschätzbar wertvolle Einblicke erhalten. Schließlich spielt der Mediziner sogar den Vorgesetzten von Ivo, mit einer einnehmenden Authentizität, die sich kaum durch Schauspiel erreichen lässt.
Diese Dimensionen waren es auch, die das Publikum besonders interessierten, das durch den filmischen Umgang mit dem Sterben durchaus aufgewühlt war. So wurde in Bezug auf die fiktiven Figuren nachgefragt, wie sich die Hauptdarstellerin auf ihre Rolle vorbereitet habe. Minna Wündrich ließ durchblicken, dass ihr Ivo einiges an intensiver Recherche abverlangt habe: „Ich habe Pfleger:innen bei ihren Schichten begleitet, sterbende Menschen getroffen und beobachtet, wie mit ihnen umgegangen wird. Dabei hat mich vor allem beeindruckt, mit welcher Empathie die Pflegekräfte mit den sterbenden Menschen sprechen, ohne sie dabei zu bevormunden oder gar zu bedauern.“
Entsprechend arbeitet der Film mit Andeutungen und Bildern der Distanz, für die Kameramann Adrian Campean die intimere Handkamera gegen das ruhige Stativ eingetauscht hat. Eine bewusste Entscheidung, die dem Thema von „Ivo“ entsprungen sei. Die beste Charakterisierung von „Ivo“ stammt indessen von Eva Trobisch selbst, für die das Sterben keine Trennung bedeutet. Vielmehr würde der kommende Tod uns alle verbinden. „Ivo“ ist in diesem Sinne zweifellos ein berührend-leichter Film über die tröstende Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen.
„Ivo“ startet am 20. Juni bundesweit in den Filmkunstkinos.
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