Die Idylle in Rondo scheint immerwährend. Doch als Panzer und Waffen Einzug in die runde Stadt halten, wird deren Bewohner:innen der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ukrainische Künstler:innenduo aus Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw beschreibt in der deutschen Erstausgabe von „Als der Krieg nach Rondo kam“ (Gerstenberg Verlag) das Wesen und die Auswirkungen eines Krieges auf Mensch und Umwelt. Für Kinder ab fünf Jahren wird das schwierige Thema sensibel aufbereitet und durch bewegende Bilddarstellungen zugänglich gemacht.
Die Geschichte erzählt, wie der Krieg die Ordnung der Stadt Rondo durcheinanderbringt und den dortigen Frieden zerstört. Die drei Hauptfiguren Danko, Fabian und Zirka fungieren unterdessen als Hoffnungsträger, wobei die Bemühungen der Freunde, sich dem Krieg auf verschiedene Weise entgegenzustellen, zunächst scheitern. Die Zerstörungskraft des Krieges wird in all ihrer Fülle sichtbar – dabei wird nicht ausgelassen, welche Spuren dies hinterlässt. Der Krieg sät stachlige, dunkle Blumen, während die bunten ohne Sonnenlicht welken und der Dunkelheit kaum standhalten können. Seine Kälte wird bildnerisch dargestellt; Rauch und Explosionen unterstreichen die Zerstörung von Lebensraum, während das Farbschema von warm (Frieden) zu kalt (Krieg) wechselt. Der Raum verändert sich durch die Gegenwart des gewaltvollen Konflikts, ebenso wie die sich darin befindlichen Bewohner:innen. Kunstvoll verbinden Romanyschyn und Lessiw Bild- und Textebene miteinander, wobei die unterschiedlichen Gestaltungstechniken den Charakter des jeweiligen Bildelements widerspiegeln – ein grafisches Meisterwerk des Künstlerpaars, das zeigt, was Zusammenhalt, -arbeit und Hoffnung in herausfordernden Lebensphasen bewirken können und wie wichtig der gemeinsame Wiederaufbau ist, die Rekonstruktion der Ordnung und die Neufindung auf individueller sowie kollektiver Ebene, nachdem der Krieg alles verwüstet hat.
In der Ukraine erschien das Buch bereits 2014, während es in Deutschland erst im September 2022 veröffentlicht wurde – heute hat es im Kontext des Ukraine-Kriegs eine neue Bedeutung. Die ursprüngliche Botschaft bleibt jedoch gleich, wie Andrij Lessiw in einem Interview mit „Picturebook Makers“ bemerkt: „Es sagt Kindern, wie wichtig es ist, keine Angst zu haben, stark zu bleiben, mit Freunden und deinem eigenen Volk zusammenzubleiben und die Hoffnung zu bewahren.“ Das Bilderbuch der beiden Künstler:innen soll als Hilfsmittel und Gesprächsgrundlage für Eltern und Kinder dienen, um Fragen zu beantworten, eigene Erfahrungen aufzuarbeiten und jungen Menschen Zuversicht in politisch instabilen und unsicheren Zeiten zu schenken.
Romana Romanyschyn & Andrij Lessiw: Als der Krieg nach Rondo kam | Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe & Oksana Semenets | Gerstenberg Verlag | ab 5 Jahren | 40 S. | 16 €
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Poetische Traumlandschaften
„Nachts im Traum“ von Sonja Danowski – Vorlesung 01/23
Ursprungswelten
„Wie alles begann – Die wunderbare Geschichte unserer Erde“ von Aina Bestard – Vorlesung 01/23
30 Jahre Regenbogenfisch
Marcus Pfisters „Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles“ – Vorlesung 12/22
Freunde für immer
„Wie der kleine rosa Elefant…“ von Monika Weitze – Vorlesung 11/22
Flügel für alle
„Loujains Träume von den Sonnenblumen“ von Lina AlHathloul und Uma Mishra-Newbery – Vorlesung 11/22
Ein ganz besonderes Band
„Liebe“ von Corrinne Averiss – Vorlesung 10/22
Ein königliches Portrait
„Queen Elizabeth“ von María Isabel Sánchez Vegara – Vorlesung 10/22
Medienkompetenz für Kinder
„Einfach erklärt – Social Media – Cybermobbing – Deine Daten im Web“ von Manfred Theisen – Vorlesung 09/22
Sommer voller Abenteuer
Nikola Huppertz’ Neuerscheinung „Unser Sommer am See“ – Vorlesung 08/22
Harmonisches Miteinander
„Frieden“ von Baptiste und Miranda Paul – Vorlesung 08/22
Informationstechnik für Anfänger
„Ada & Zangemann – Ein Märchen über Software, Skateboards und Himbeereis“ von Matthias Kirschner – Vorlesung 08/22
Tierische Kuriositäten
Juri Johanssons „Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern“ – Vorlesung 08/22
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24
„Keine Angst vor einem Förderantrag!“
Gründungsmitglied André Patten über das zehnjährige Bestehen des Kölner Literaturvereins Land in Sicht – Interview 10/24
Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24
Förderung von Sprechfreude
„Das kleine Häwas“ von Saskia Niechzial, Patricia Pomnitz und Marielle Rusche – Vorlesung 10/24
Frauen gegen Frauen
Maria Pourchets Roman „Alle außer dir“ – Textwelten 10/24