Der 8. September markiert das Ende einer Ära. Über 70 Jahre lang war Queen Elizabeth II. Königin von Großbritannien, Nordirland und den Commonwealth Realms. Ihr Tod rief eine Welle der Trauer, aber auch Wut hervor, weltweit erhoben sich gemischte Stimmen und Gefühle; während die einen sie als pflichtbewusstes Staatsoberhaupt geschätzt haben, bringen die anderen ihren Zorn über den Machtmissbrauch während der Kolonialzeit zum Ausdruck. Ende Mai dieses Jahres in der „Little People, Big Dreams“-Buchreihe des Insel Verlags (Suhrkamp) erschienen, zeichnet die spanische Autorin María Isabel Sánchez Vegara in „Queen Elizabeth“ ein Kurzportrait der britischen Monarchin.
Bereits im Alter von 25 Jahren besteigt Elizabeth Alexandra Mary Windsor den Thron – eine Lebensaufgabe, auf die sie während ihrer Kindheit und Jugend im Londoner Buckingham Palast sorgfältig vorbereitet wird. Schon von klein auf muss sie zahlreiche Pflichten erfüllen und strenge Regeln befolgen. In zielgruppengerechter Sprache erklärt das Kinderbuch Lesenden und Zuhörenden ab vier Jahren die politische Stellung der im September verstorbenen Königin. Dabei werden sorgsam gewählte Einblicke in das außergewöhnliche Leben der jungen Regentin gegeben: von ihrer Liebe zu Corgis und Pferden, über ihre Zeit in der Armee, der darauffolgenden Heirat und dem Schaffen neuer Traditionen. Illustratorin Melissa Lee Johnson zeichnet mit ihrem modernen Illustrationsstil das Leben der Monarchin in bunten Farben und fängt durch einen klaren, flächigen Stil den strukturierten und geordneten Alltag der ehemaligen Queen gelungen auf. Die Künstlerin und Grafikdesignerin zeigt, wie das Königshaus im Wandel der Zeit bestehen blieb und welche besonderen Ereignisse Queen Elizabeth II. während ihrer Amtszeit erleben durfte. Auf der letzten Doppelseite des Buches findet sich ein Zeitstrahl mit Fotos und einer kompakten Zusammenfassung ihres Lebens, wodurch sie als reale Person für die Leser:innen noch greifbarer wird.
Im Buch gänzlich außer Acht gelassen werden die Kritik am Königshaus und der Monarchie im Allgemeinen sowie die Vorwürfe hinsichtlich der britischen Kolonialgeschichte, für die sich bislang weder in vollem Umfang entschuldigt noch Wiedergutmachung geleistet wurde. So wird ein etwas einseitiges Bild der Krone und der Queen als deren langjähriger Hauptrepräsentantin dargestellt. Die unter der britischen Kolonialisierung verübten Verbrechen kindgerecht und in wenigen Sätzen zu formulieren, ist zweifellos nicht leicht, dennoch wäre es schön, auch einen kritischen Blickwinkel in die Biografie eingeflochten zu sehen. Gleichzeitig wird sichtbar, welch bedeutende Rolle die Queen in den Herzen des britischen Volks eingenommen hat – und dies als Sympathieträgerin und fortbestehendes Gesicht des englischen Königshauses, das Halt und Beständigkeit in Zeiten von Chaos und Unsicherheit transportiert, wohl auch weiterhin tun wird.
María Isabel Sánchez Vegara: Queen Elizabeth | Aus dem Englischen von Silke Kleemann | Insel Verlag | ab 4 Jahren | 32 S. | 13,95 €
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