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Kirchen und Kirchenräume müssen sich auch an die heutigen Gegebenheiten anpassen
Foto: Olaf Hirschberg

„Bevor wir noch mal eine Kirche verkaufen, denken wir sehr gründlich nach“

26. Juli 2012

Pfarrer Mathias Bonhoeffer über den Umbau der Christuskirche und die Herausforderungen innerstädtischer Gemeindearbeit - Thema 08/12 Kirche im Wandel

choices: Herr Bonhoeffer, der Umbau der Christuskirche mit Teilabriss und dem Neubau von rund 21 Eigentumswohnungen ist beschlossen. Sehen Sie das als Kirchenmann auch mit einem weinenden Auge?

Mathias Bonhoeffer: Ich sehe das Ganze sehr positiv. Das ist eigentlich eine konzeptionelle Neuausrichtung. Wir schaffen einen ganz neuen Lebensraum und einen Kirchraum, der an die heutigen Gegebenheiten angepasst ist. Wir brauchen heute keine Gottesdiensträume mit 500 Plätzen mehr. Räume mit rund 200 Plätzen reichen vollkommen und lassen sich auch gut für Konzerte, Ausstellungen und andere kulturelle Zwecke nutzen.

Trotzdem gibt es Kritik. Wie stehen Sie z. B. zur Initiative „Rettet die Christuskirche“?

Mathias Bonhoeffer
Foto: privat
Mathias Bonhoeffer ist seit 2006 Pfarrer an der evangelischen Kartäuserkirche. Zur Zeit ist er Presbyteriums-Vorsitzender der Evangelischen Gemeinde Köln, bestehend aus AntoniterCityKirche, Christuskirche, Kartäuserkirche, Lutherkirche und Thomaskirche, und in dieser Funktion u.a. auch mit dem Umbau der Christuskirche betraut.

Es gibt Menschen, die an dem alten Kirchraum hängen und das verstehe ich auch. Den Slogan „Rettet die Christuskirche“ verstehe ich allerdings genau andersherum. 2007 war die Veräußerung des Areals eigentlich beschlossene Sache. Jetzt bauen wir dort selber und gestalten in unserem Sinne.

 

Haben Sie dabei mehr Freiheiten als die katholische Kirche?

Im katholischen Verständnis ist die Kirche ein „heiliger Raum“ – in der evangelischen Kirche ist sie erst einmal eine Versammlungsstätte. Das öffnet für sehr viel mehr als für gottesdienstliche Nutzung und daraus schöpfen wir auch.

 

Erleichtert diese Öffnung die Gemeindearbeit mit den städtischen Milieus von heute?

Darüber diskutieren wir sehr intensiv. Die Diskussion deckt ein breites Spektrum an Meinungen und Möglichkeiten ab. Die evangelische CityKirchenarbeit beschäftigt sich jedenfalls schon seit mehr als 30 Jahren mit diesen Fragen. Die konkrete Nutzung ist immer eine Frage der inhaltlichen Ausrichtung und der Lage der Innenstadtkirchen und wird vor Ort entschieden.

 

Bewahrt gezielte Anpassung vor der Aufgabe von Kirchen?

In unserer Gemeinde haben wir in den letzten Jahren zwei Häuser im Zuge struktureller Schrumpfungsprozesse verkaufen müssen. Jetzt ist an der Stelle aber Schluss für die nächsten Jahre! Bevor wir noch mal eine Kirche verkaufen, denken wir sehr gründlich über sämtliche Alternativen nach.


Interview: Prasanna Oommen/Jessica Hoppe

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pflanzfabrik, 20.08.2012

Hinterhofkirche im Turmschatten?

Hinterhofkirche im Turmschatten?

Bei der Wahl einer Überschrift musste ich etwas polemisch beginnen.

Ich habe mich in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Planung an der Christuskirche am Stadtgarten beschäftigt und bin bisher nicht nur aus Wehmut über den Abriss meiner alten Gemeindekirche und der langjährigen Baustelle vor meiner Haustür ein ausdrücklicher Kritiker des Kirchabriss und Neubauplanes.

Zwar begrüße ich grundsätzlich den Bau von Wohnungen, insbesondere, wenn solche Planungen eine soziale Komponente aufweisen. Hier jedoch zieht sich die evangelische Kirche ohne Not aus einer zeithistorisch interessanten und baulich interessanten Kirche in den Hinterhof zurück. Der neu geplante wesentlich kleinere Kirchraum wird sich auf der verbliebenen Freifläche zwischen den sehr massiven und hohen Wohnblöcken verstecken. Die Verbindung der denkmalgeschützen Teile der Kirche mit dem Neubau ist meinem Geschmack nach insbesondere von den Proportionen her nicht gelungen. Der Teilabriss führt in Kürze zu folgenden drei Haupt- Nachteilen:

1. Das historische Ensemble aus Kirchturm, Orgelempore und in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg angebauter, lichter Kirchhalle wird ohne Not zerstört und durch eine Wohnanlage ersetzt, die historisch und stadtplanerisch nicht auf einen ausgewiesenen Kirchplatz gehört. Die Kirche ist nicht baufällig, es besteht wie bei vielen anderen öffentlichen Gebäuden in Köln Renovierungsstau, eine energetische Sanierung wäre ebenfalls angezeigt.

2. Die entstehenden Wohnungen sind soweit mir bekannt nicht -wie im Bericht genannt- als Eigentumswohnungen geplant, sondern sollen mit gehobener Ausstattung hochpreisig vermietet werden. Auf einer Gemeindeversammlung im vergangenen Jahr gestand Pfarrer Bonhoeffer freimütig ein, daß er und seine Familie sich dort keine Wohnung leisten könnten. Soweit mir bekannt ist, gibt es derzeit keine soziale Komponente bei den zu vermietenden Wohnungen. Wohnungen dieser Art entstehen aktuell auf vielen Bauplätzen in der unmittelbaren Umgebung der Kirche, der Bedarf ist somit relativ einzuschätzen
3. Weiterhin konnten Herr Bonhoeffer sowie der zuständige Gemeindepfarrer Rolbühler auf der Gemeindeversammlung in diesem Jahr einstimmig berichten, daß sich zukünftig (nach Abriss und Neubau des Kirchraumes) in den gesamten Kirchräumen einschließlich Basement und evtl. Nebenräumen nur noch maximal 199 Menschen aufhalten dürfen. Mehr Plätze kann sich die Planung wegen der erheblichen Mehrkosten nicht leisten.
Schade, für die normalen Sonntagsgottesdienste wird es aktuell in diesen Jahren mal reichen, jedoch können Hochzeiten, Schul- und Studentengottesdienste, Konfirmationen und Christmetten und Konzerte nur noch im sehr eingeschränkten Maße stattfinden. Möglicherweise können die muslimischen Nachbarn in der Venloer Strasse aushelfen, die Ditib Gemeinde baut ja nicht nur eine Großmoschee, sondern einen großen öffentlichen Versammlungssaal für mehr als 500 Menschen.

Um nicht nur nein zu sagen bei der Rettung der Christuskirche:
Eine erwägenswerte Alternative könnte sein, die Kirche energetisch zu sanieren und darüberhinaus zum evangelischen Niedrigenergie-Modellprojekt zu machen, auf den Freiflächen eine ökonomisch die Unterhaltung der Kirche unterstützende Mantelbebauung zu erstellen und die Kirche zu einem bedeutenden kirchlichen, sozialen und kulturellen Versammlungsort zu machen. Ein autofreies Wohnprojekt wie in der Nippesser Eisenbahnsiedlung könnte die teure Schaffung von Parkplätzen minimieren, der Fantasie sind nur die üblichen finanziellen Grenzen gesetzt.

Dr. Klaus Fritze, Nachbar und Kirchgänger der Christuskirche

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Konklave

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