Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 1 2 3 4

12.599 Beiträge zu
3.824 Filmen im Forum

Von Werten umgeben: Sebastian Dehnhardt,
Foto: Broadview TV

Broadview TV

25. August 2011

Interview mit Sebastian Dehnhardt, Regisseur des Dokumentarfilms „Klitschko“ – Kino.Köln 09/11

Seit gut zehn Jahren produziert die Kölner Fernsehproduktionsfirma Broadview TV Dokumentarfilme. Mit dem kürzlich gestarteten „Klitschko“ begab sich das Unternehmen erstmals auf die große Leinwand. Regisseur Sebastian Dehnhardt zeichnet sich neben Produzent Leopold Hoesch als Geschäftsführer verantwortlich.

choices: Welche Themen sind für Sie als Dokumentarfilmer besonders interessant?
Sebastian Dehnhardt: Mich interessiert alles, was mit Zeitgeschichte zusammen hängt. Wahre Geschichten. Und die Geschichte dahinter: „Klitschko“ ist kein Film übers Boxen, das ist eigentlich eine Coming-of-Age-Story, in dem es um zwei kleine Jungs geht, die ihre Träume erleben. Da geht es um Werte. Das Boxen ist eigentlich eher austauschbar. Ich habe einen Film gemacht über das Wunder von Bern. Das ist auch kein Film über Fußball, sondern über nationale Identität. Das sind die starken Stoffe, die eine tolle Metaebene haben.

Wie erklären Sie sich den wachsenden Einzug des Dokumentarfilms ins Kino?
Ich glaube, dass dem Kinogänger mittlerweile klar geworden ist, dass Dokumentationen auch sehr unterhaltsam sein können. Dass viele Leute vor dem Begriff nicht mehr so zurück schrecken. Der Wegbereiter dafür ist das Fernsehen gewesen. Allen voran haben sich die öffentlich-rechtlichen Sender irgendwann in den 90 Jahren getraut, Dokumentarfilme auch zur Primetime zu senden. Man hat sich technisch weiter entwickelt, ist moderner geworden. Reenactment wurde professionalisiert, bei manchen Produktionen hat das bereits Spielfilmcharakter. Es ist auch mehr Geld in die Hand genommen worden, um solche Programme zu finanzieren. Da muss man wirklich lobend auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen verweisen. Auch die britische BBC war so ein Vorreiter, die haben die große Doku hoffähig gemacht.

Wie lautet Ihr Rezept?
Wir sind sehr sensitiv. Wir gehen sehr sorgfältig mit den Inhalten um, geben den Themen Tiefe und schaffen es, Leute zu berühren, es touchy zu machen.

Besteht da nicht schnell die Gefahr, im Kitsch zu landen?
Emotionen sind ganz besonders wichtig im Dokumentarfilm. Im Grunde arbeiten wir so, dass wir dieselben dramaturgischen Gesetzmäßigkeiten fiktionaler Filme auch bei der Doku anwenden. Das gilt für Figuren, Wendepunkte, den Spannungsbogen. Und Film als Medium zielt auf die Emotionen, insofern muss man das auch bedienen. Und da muss man ein Gespür dafür haben, was geht und was nicht.

Haben Sie je überlegt, einen Spielfilm zu inszenieren?
Wir haben ein fiktionales Projekt gefunden, das mich reizt. Ein schöner Stoff – der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Interview: Hartmut Ernst

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

The Accountant 2

Lesen Sie dazu auch:

Eine mörderische Nacht
„Blood Simple“ in Kalk

„Das Kino wird vermisst!“
Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, über den Stillstand der Branche – Interview 05/20

„Es wird für kleine Kinos sehr schwer werden“
Woki-Leiter Felix Bresser über Auswirkungen der Corona-Krise – Interview 03/20

Star mit großem Einfühlungsvermögen
Kinoprogrammpreisverleihung 2019 im Gloria – Foyer 11/19

„Mach dir ein paar schöne Stunden“
Cinedom-Chef Ralf Schilling eröffnet den Cinedom neu – Kino 10/19

Raum für Ideen
Von der Filmzeitung zum Kulturmagazin: 30 Jahre choices

Wo die Bilder laufen lernten
Südstadtführung filmscout über die Filmgeschichte Kölns – Kino 04/19

Was wird aus dem Cinenova?
Will eine Immobilienfirma Ehrenfelds Filmkunstkino in die Knie zwingen? – Kino 02/19

Kino ist ihr Leben
Kinoprogrammpreisverleihung 2018 im Gloria – Foyer 11/18

Der Reiz des Ungewissen
Sneak Previews in Köln: Wenn Filme noch überraschen dürfen – Kino 08/18

Lust auf Film
Filmclub 813 erhält Lotte-Eisner-Preis des Kinematheksverbundes – Kino 11/17

Traditionsbewusst in die Zukunft
Das Berli-Kino in Hürth-Berrenrath macht ausgezeichnetes Programm – Kino 11/17

Foyer.

HINWEIS