Mittwoch, 27. Februar: Mit „Drachenmädchen“ hat der Kameramann Inigo Westmeier sein Debüt als Filmregisseur vorgelegt. In seinem Dokumentarfilm geht es um eine Gruppe Mädchen, die auf einer privaten chinesischen Kampfschule in die Kunst des Kung Fu eingewiesen werden. Um das Publikum bei der Sondervorstellung des Films im Cinenova direkt angemessen auf die Thematik einzustimmen, hatte man die Kampfsporttruppe um Kai Hoffmann aus Essen gebeten, vor der Projektion des Films einige Kung-Fu-Übungen zu präsentieren. Rund ein Dutzend junger Athleten aus den unterschiedlichsten Altersschichten begeisterten in ihrer fünfzehnminütigen Darbietung insbesondere durch die gut choreografierten Gruppenbewegungen und die Kraft und Dynamik, die sie offensichtlich aus ihrem Training schöpfen konnten.
Im Anschluss an die Filmvorführung befragte Moderatorin Lisa Wagner im Kinosaal den Debütregisseur Inigo Westmeier, der ebenfalls für die Vorabvorführung seines Films nach Köln gereist war. Er verriet, dass er selbst vor einigen Jahren in Berlin Kung Fu gemacht hatte und sein Interesse für die Thematik durch den eigenen Bezug zu diesem Kampfsport herrühre. Er hatte seinerzeit davon erfahren, dass es in China eine Kung-Fu-Schule gäbe, die ausschließlich Schülerinnen aufnehmen würde. Bei Vorabrecherchen in China musste Westmeier dann zwar erfahren, dass es diese Schule nicht mehr gab. Stattdessen wurde er aber auf die Shaolin-Schule aufmerksam, um die es in seinem Film nun geht. Dort beträgt der Anteil der weiblichen Teilnehmer ungefähr 10 Prozent. Bei insgesamt rund 35.000 Schülern eine ebenfalls recht stattliche Summe. Als Westmeier die Drehgenehmigung erhalten hatte und es dann an die Auswahl seiner Filmprotagonistinnen gehen sollte, sah er sich bereits vor ein erstes größeres Problem gestellt. Man präsentierte ihm 2000 Mädchen, aus denen er sukzessive seine Hauptdarstellerinnen auswählen sollte. Schnell machte der Regisseur klar, dass dies nur mit intensiveren und persönlicheren Castingrunden zu realisieren sei.
Die Dreharbeiten in China selbst hatten durchaus auch ihre Tücken. Zwar hatte er eine Serviceproduktion vor Ort, die formale Unterstützung bieten und Kontakte herstellen konnte. „Aber es war bei allen Aufnahmen immer einer von der Schule und einer vom Staat dabei.“ Die meisten Szenenvorschläge, wie beispielsweise ein Dreh in der Mensa der Schule, wurden im Vorfeld zunächst immer kategorisch abgelehnt. Mit Beharrlichkeit kam der Filmemacher dann aber doch zu den gewünschten Filmbildern: „Am Ende des Tages hatte ich immer den Eindruck, das Unmögliche möglich gemacht zu haben.“ Dass das Leben unter dem strengen Drill der Kung-Fu-Schule für die jungen Mädchen kein Zuckerschlecken ist, wird in Westmeiers Film gleichwohl sehr deutlich. Der Versuch, zumindest die fünf jungen Protagonistinnen des Films nun an der Deutschlandpremiere des Films teilnehmen zu lassen, scheiterte an einigen nicht erfüllten Formalitäten. Kaum eine von ihnen hatte einen Pass, den man nun auch nicht mehr rechtzeitig organisieren konnte.
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