Landschaft, Liebe, Politisches und Familie – das sind die vier Unterkapitel, mit denen sich „Das versprengte Herz“ von Julia Trompeter befasst. „Das alles sind Bereiche, die mein Leben unmittelbar betreffen, die mich beschäftigen, herausfordern und zu denen ich mich alltäglich verhalten muss“, sagt die Autorin aus Berlin. Ihr Gedichtband sei dabei der Versuch, aus „schwerem Stoff“ etwas Schönes zu machen. „Die Corona-Zeit war für viele Familien eine große Herausforderung, die eine Reihe an ohnehin vorhandenen Fragen und Problemen rund um Kinderbetreuung, Karriere, Privatsphäre und Freiheit massiv verstärkt hat“, sagt Trompeter. „Mit dem Zusammenfegen der Scherben bin ich immer noch beschäftigt.“ Daher also auch der Titel ihres Lyrikbands: Das versprengte Herz.
Sprache ist für Trompeter das Mittel, welches ihr ermöglicht, sich mit ihrem eigenen Leben auf einer tieferen Ebene auseinanderzusetzen. Lyrik ist für sie „ein ernsthaftes Spiel mit der Sprache“: „Im Dichten wird die Welt verdichtet – klar – aber auch erweitert, verdreht, geschönt, zerpflückt“, sagt die promovierte Philosophin. Lyrik ist für sie nicht der einzige Weg, auf dem sie sich mit Sprache auseinandersetzt: Neben ihren beiden Gedichtbänden arbeitet sie als freie Journalistin für den WDR und den Deutschlandfunk, verfasst Beiträge in den Bereichen Prosa, Feature, Essay, Literaturkritik – und eben Lyrik. Zuvor studierte sie Philosophie, Germanistik und Klassische Literaturwissenschaften und forschte und lehrte von 2008 bis 2020 an den Universitäten in Berlin, Bochum und Utrecht.
Doch auch zwei Romane hat Trompeter schon veröffentlicht, „Die Mittlerin“(2014) und „Frühling in Utrecht“(2018). In beiden setzen sich ihre Protagonistinnen damit auseinander, inwiefern Sprache ihr Leben beeinflusst und gestaltet. Ein bisschen also wie die Autorin selbst: „Es tut mir gut, etwas festhalten zu können, weil das Geschriebene weniger flüchtig ist, als der Gedanke oder das gesprochene Wort“, so Trompeter auf die Frage, was sie mit dem Schreiben verbindet. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise bescheinigen Trompeter, dass sie das durchaus erfolgreich tut: 2012 erhielt sie das Rolf-Dieter-Brinkmann Stipendium der Stadt Köln, 2014 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler.
Julia Trompeter: Das versprengte Herz | Do 26.3. 11.30 Uhr | Literaturhaus Köln | literaturhaus-koeln.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Kindheit im Lager
Lesung „Das Gänsespiel“ im Literaturhaus Köln
Eine neue Tierethik
Maxi Obexer liest im Literaturhaus – Lesung 09/24
Vom Arbeiterkind zum Autor
Martin Becker liest im Literaturhaus aus „Die Arbeiter“ – Lesung 04/24
Schönheit als Kraftquelle
Gabriele von Arnim im Literaturhaus – Lesung 10/23
Stimme für die Frauen im Iran
Faribā Vafī im Literaturhaus Köln — Lesung 01/23
Von Anatolien nach Deutschland
Dinçer Güçyeter im Literaturhaus – Lesung 11/22
Aufklärung neu gedacht
Angela Steidele im Literaturhaus – Literatur 09/22
Spaniens Literatur zu Gast in Köln
Isaac Rosa und Marta Sanz im Literaturhaus Köln – Lesung 06/22
Georgisch-deutsche Kultur
Nino Haratischwili im Literaturhaus – Lesung 06/22
Poesie der Erinnerung
Esther Kinsky im Literaturhaus Köln – Lesung 04/22
Literarischer Präsentierteller
Die Kölner Literaturnacht ist zurück – Festival 09/21
Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24
Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24
„Keine Angst vor einem Förderantrag!“
Gründungsmitglied André Patten über das zehnjährige Bestehen des Kölner Literaturvereins Land in Sicht – Interview 10/24
Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24