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Kinomacher aus Leidenschaft: Manfred Kremer.
Foto: Hartmut Ernst

Das Weisshaus

04. März 2007

Urgestein der Kölner Kinoszene: Manfred Kremer - Kino.Köln 03/07

Wer sich für die Kölner Kinogeschichte interessiert oder in Histörchen an 50 Jahre Film schwelgen möchte, der geht ins Weisshaus Kino und begegnet dort dem Kölschen Kino-Urgestein Manfred Kremer. Der hat 1958 im Weisshaus Kino angefangen, seit 1976 leitet der das Filmtheater in eigener Regie. Seine Philosophie: „Die Leute anständig zu bedienen.“ Entsprechend publikumsnah steht Kremer im Dialog zu seinen Besuchern und kennt deren Wünsche, nach denen er sein Programm ausrichtet. Während „die Jugend bis zu einem gewissen Alter in die großen Center geht“, versammelt sich in den beiden Kinosälen inzwischen ein reiferes Publikum.

Dass das Publikum in den Kinos älter wird, ist ja auch eine positive Entwicklung. Aber wo bleibt der Nachwuchs?

Die Faszination ist nicht mehr da. Ich persönlich schiebe das darauf, dass man den Leuten über die Herstellung dieser Ware, die ja immer was mit Phantasie zu tun hat, zu sehr aufklärt. Ich erinnere mich, als das anfing mit „Blut ist Ketchup“ und „Der Film ist nur in der Garage gemacht worden, das ist alles Trick“. Da ist das Gefühl für den Film weggegangen.

Making Ofs…

… waren ein irreparabler Fehler. Denn wenn Sie ins Kino gehen und wollen eine Geschichte erzählt bekommen oder interessieren sich für die Geschichte, dann geht der Vorhang auf und Sie gehen in die Geschichte rein. Es interessiert nicht, ob das vor einer Bluescreen gefilmt worden ist.

Haben die Kids von heute weniger Phantasie?

Ja, die Phantasie ist ihnen genommen worden! Das Feeling ist weg. Die wollen nur noch konsumieren. Man kann das den Kindern aber nicht zum Vorwurf machen. Das ist ne Entwicklung, und die ist auch nicht mehr zurückzuschrauben. Dann bemängle ich seit 20 Jahren, dass die Jugendlichen nicht mehr zuhören und zusehen können, das geht bis in die Politik. Wenn ein Film zwischenzeitlich schleift, und jeder Film hat solche Tiefen, dann kommen die raus auf eine Tasse Kaffee, rauchen ne Zigarette und gehen wieder hoch. Das hat mit Kino nichts mehr zu tun.

Es fehlt also an Geduld?

Ja. Und nachher wollen sie aber voll mitsprechen. Das ist so, als würden Sie als Kritiker die Pressevorstellung besuchen und gingen nach einer viertel Stunde raus. Es gibt sehr viele Leute, die mit der Qualität, also mit dieser Atmosphäre Kino - es wird dunkel, es läuft keiner zum Eisschrank oder sonst irgendwas - nichts anfangen können.

Sie scheinen mit viel Herzblut dem Kino verschrieben zu sein. Wo kommt das her?

Das kommt her aus einer Zeit, in der es noch kein Fernsehen gab. Als die Leute zum Friseur gingen, wenn sie abends ins Kino kamen. Ich erinnere mich noch an die „Serenade einer großen Liebe“ mit der Koczian und Mario Lanza: die Leute gaben Garderobe ab, die waren frisch beim Friseur gewesen. Das waren Zeiten! Solang ich mich gut fühle, mach ich das. Das kann noch lang dauern, kann auch nächste Woche vorbei sein. Ich bleibe jedenfalls hier, bis mich der liebe Gott umwirft. Wenn man so etwas macht, und es ist kein Herzblut da, oder es sind nur wirtschaftliche Interessen da – ist der Laden kaputt. Wenn Herzblut drinsteckt, gehen Sie auch durchs Tal durch.

Hartmut Ernst

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