Aus und vorbei: Richard Rogler hängt den Kabarett-Mantel an den Nagel. Obwohl er noch gut in Schuss ist. Oder gerade weil er nicht verschlissen ist. So weit will es der 1949 in Oberfranken geborene und seit vielen Jahren in Köln angesiedelte Kabarettist nämlich nicht kommen lassen. Vielmehr ist es ihm eine Herzensangelegenheit, auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft abzutreten. Also von den Kleinkunstbühnen, nicht von der Welt. Dieser möge er noch lange erhalten bleiben.
Denn die Verdienste, die der seit dem Jahr 2000 installierte Honorarprofessor an der Universität der Künste in Berlin sich im Laufe seines mit allen einschlägigen Preisen dekorierten Lebens erworben hat, sind unbestritten. Fernsehauftritte ohne Ende, angefangen bei den „Mitternachtsspitzen“ (WDR, 1988-91) über „Roglers Freiheit“ (3sat, 2004-07) und „Roglers Rasendes Kabarett", (SR, 1997- 2001) bis hin zum „Scheibenwischer“ (ARD, 2006-08) und „Jupps Kneipentheater “ (WDR, 2001-16) – er hatte und kannte sie alle, die professionellen Lästerzungen, denen nichts heilig ist.
Bei den Kollegen nicht unumstritten, gehört er zu den polternden Scharfmachern der Republik, die man kaum überhören kann – und sollte. Denn Rogler weiß genau, wo die Schwachstellen in unserer Gesellschaft sitzen und dass mit dem Begriff der Freiheit noch nie so viel Schindluder getrieben wurde wie derzeit: „Jeder Depp beruft sich für sein Geschwätz auf die Meinungsfreiheit.“ Mangelndes Selbstbewusstsein wird ihm niemand vorwerfen: Er selbst hält sich für den Größten weit und breit. So viel Eigenlob macht manchen stutzig. Und doch ist es nicht unbegründet.
1986 trat er mit dem kabarettistischen Theaterstück „Freiheit aushalten“ – in der tragikomischen Handlung ging es um den Pfandflaschenbesitzer Camphausen – seinen beispiellosen Siegeszug über die damals vorwiegend westdeutschen Kleinkunstbühnen an. Er und seinesgleichen zählten seinerzeit nämlich zur Anarcho-Szene, die von den Altvorderen nicht allzu ernst genommen wurde. Dabei waren es die einstigen Youngster, die ihre Rollen als „Lehrmeister der Nation“ gegen die der Entertainer ausgetauscht hatten – zumindest was das Image angeht.
Rogler gehört nämlich zu denen, für die Erfahrung und Ausstrahlung eine Bühnenpersönlichkeit ausmachen. Diese wiederum muss im wirklichen Leben verankert sein. Das nennt man dann Haltung. Rogler besitzt sie. Chapeau! Ruft ihm eine seiner größten Bewunderinnen (vulgo: Fan) nach. – Wir sehen uns am 15. Dezember in der Comedia bei seiner Abschieds-„Tour 2017“ – darauf freut sich schon heute mit einer Träne im Knopfloch Ihre stets ergebene
Richard Rogler | Fr 15.12. 20 Uhr | Comedia | 0221 888 77 222
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