Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.579 Beiträge zu
3.809 Filmen im Forum

Erinnerung: zwei Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs
Foto: Frank Möller

Der Weg ist das Ziel

26. Mai 2011

Bernadette Heiermann über Pläne zur Neugestaltung rund um den Waidmarkt – Thema 06/11 Das Archiv der Zukunft

choices: Frau Heiermann, wie würden Sie das Areal um das ehemalige Archivgelände am Waidmarkt vor dem Einsturz des Stadtarchivs aus städtebaulicher Sicht charakterisieren?
Bernadette Heiermann:
Das Archiv lag in einem Abschnitt der Severinstraße, der bislang geprägt war von Bauten aus den 1950er bis 70er Jahren, mit zum großen Teil öffentlichen Nutzungen wie das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium oder das ehemalige Polizeipräsidium und das Archivgebäude. Wohnnutzung gab es kaum. Nach Schul- bzw. Büroschluss war die Severinsstraße hier unbelebt und fast gesichtslos. Ein Quartier hat sich zwischen dem Kopf der Severinsbrücke und dem Blaubach nie gebildet.

Welche Verbesserungen bieten sich an?
Die Frage ist, ob die fehlende Quartiersbildung mit der Entwicklung des Ortes „geheilt“ werden kann und was dann die Identität dieses Quartiers ausmachen könnte. Ich sehe den Ort dabei als einen Baustein von mehreren. Einbeziehen muss man die zukünftige Bebauung am Waidmarkt auf dem ehemaligen Gelände der Polizeidirektion und die Chancen der Öffnung des Areals in Richtung Rhein.

Bernadette Heiermann
Bernadette Heiermann
ist Architektin und be-
treibt ein Büro mit Sitz
im Georgsviertel.

Sind die gestalterischen Spielräume groß?
Die Möglichkeiten sollten generell erst einmal vollständig offen gehalten werden. Alles andere würde die angekündigte Bürgerbeteiligung in Frage stellen. Auf der Hand liegt eine mögliche Option für die beiden Gymnasien, Friedrich-Wilhelm und Kaiserin-Augusta. Beide kooperieren eng miteinander, eine künftige gemeinsame Nutzung von Areal an dieser Stelle wäre nahe liegend, eine Nutzung des neuen Raums durch die Bürger wünschenswert. Unverständlich ist der Druck, den sich die Stadt selbst ohne Not auferlegt. Sie will bereits im Vorfeld möglichst viel festzurren. Das erweckt den Eindruck, dass Politik und Verwaltung die offene Diskussion und den offenen Raum kaum aushalten können.

Sollte das Thema U-Bahn-Bau/Archiveinsturz bei den Planungen Berücksichtigung finden?
Wichtig zuallererst ist, dass sich die Stadt und die Bürgerschaft die Zeit nehmen, aus den gemachten Fehlern zu lernen und nicht aktionistisch möglichst schnell Antworten und angebliche Lösungen für den Ort festzurren. Viel wichtiger noch als ein möglicher Gedenkraum ist für mich der nun angeschobene Denk- und Entwicklungsprozess. Vorstellbar wäre, dass der Ort eine Zeitlang von den Schulen gemeinsam mit Künstlern bespielt wird. Verschiedene temporäre Nutzungen kultureller Art kann man sich vorstellen. Es wäre doch schön, wenn sich das Gedenken an das Unglück, an die beiden Toten und das verlorene Vertrauen der Bürger in einer wieder gewonnenen, lebendigen, durch Offenheit geprägten Bürgerbeteiligungskultur manifestieren könnte.

Interview: FRANK MÖLLER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Gladiator II

Lesen Sie dazu auch:

Die Erinnerung bleibt
Achter Jahrestag des Stadtarchiv-Einsturzes – Spezial 03/17

Blick in die Gedärme
Bild-Dokumentation der Archiv-Katastrophe – Kunst in Köln 02/12

Kein Aufbruch nach dem Einsturz
Das Historische Archiv zwischen Fachverwaltung, Wissenschaft und Bürgerinteresse – THEMA 06/11 DAS ARCHIV DER ZUKUNFT

Bitte nicht anrufen
Oliver König über seine Erfahrungen als Nachlassgeber – Thema 06/11 Das Archiv der Zukunft

Werkzeuge der Demokratie
Clemens Rehm über Transparenz, Aktenberge und das digitale Archiv – Thema 06/11 Das Archiv der Zukunft

Neues Vertrauen schaffen
Arnd Schwendy über Bürgerbeteiligung und ihre Behinderung – Thema 06/11 Das Archiv der Zukunft

Schwarze Löcher?
Am 30. August ist Kommunalwahl. Kölner Perspektiven: Grosse pläneleere Kassen - THEMA 08/09

Interview

Hier erscheint die Aufforderung!