Alexander
USA/Großbritannien 2004, FSK 12
Regie: Oliver Stone
Darsteller: Colin Farrell, Sir Anthony Hopkins, Angelina Jolie, Jared Leto, Rosario Dawson, Val Kilmer, Elliot Cowan, Joseph Morgan
155 Millionen Dollar?
nate (49), 17.05.2010
Wo ist das Budget geblieben? Und falls alles für Werbung ausgegeben wurde (was dem Film ohnehin nichts gebracht hat) hätten sie die guten Dollar lieber in die Maske und Kostüme stecken sollen.
Andere Darsteller wären auch nicht schlecht gewesen. Colin Farrell ist eine absolute Fehlbesetzung und spielt so fürchterlich, dass sich einem die Nackenhaare sträuben. Angelina Jolie ist deutlich zu jung und zu glatt für ihre Rolle (ich hätte Olympia mit Daryl Hannah besetzt). Wenigstens Val Kilmer weiß was er tut.
Noch einmal zu den Kostümen und zur Kulisse: beides sieht aus wie in den Plastik-Sandalenfilmen aus den 50ern und 60ern. Man muss sich nicht auskennen um zu sehen was für billige Fetzen die Darsteller und Statisten in diesem Film teilweise anhaben.
Die Spezialeffekte sind meistens ganz in Ordnung und nicht unbedingt ein Grund zum meckern. Auch die Filmmusik ist nicht zu bemängeln.
Allerdings sind die Dialoge nicht allzu selten unterstes Niveau, oder nunmal einfach nicht glaubwürdig von den Schauspielern dargestellt. Schade.
Insgesamt: eine Enttäuschung. 1 Stern.
Großer Filmepos
karunali (4), 31.12.2004
Mag sein, dass ich nun zur Außenseiterin werde, wenn ich jetzt sage, dass Alexander alles in allem ein guter Film war.
Zur Musik kann ich nicht viel sagen, ich kenne mich mit Filmmusik nicht besonders gut aus, aber ich fand sie nicht zu aufdringlich oder zu dick aufgetragen, denn sie sollte doch diesen Ehrgeiz, diesen Willen zur Macht unterstreichen und muss somit auch groß und pompös sein.
Der homosexuelle Aspekt war richtig gut dargestellt! Auch wenn die Romantik bei Alexander und seinem orientalischen "Sexsklaven", der kein Wort gesprochen hat, (dazu war er ja auch nicht da)nicht gegeben war, war die Liebe zu Hephaistion so hoffnungslos romantisch.Zwischen den beiden spielte sich eine so erotische und doch nicht-körperliche Beziehung ab, die so viel mehr bedeutete, als die zwischen Alexander und seinem orientalischen Lover. Denn ihr lag Vertrauen zugrunde und eine tiefe Verbundenheit, seit Kindesbeinen an; er war immer ehrlich zu ihm, er war der einzige auf den er zählen konnte und ihm bis zum Tod treu war. Also wenn das beim Publikum nicht irgendeine Emotion ausgelöst hat, dann weiß ich auch nicht.
Sehr interessant war seine Beziehung zur Mutter und zum Vater. Seine Mutter kam für mich positiver rüber, als der Vater. Das jedoch nur zur Anfangszeit, als der Vater gelebt hat. Auch wenn sie vielleicht beteiligt an seinem Mord war, Philipp II war kein sympathischer Vater. Toll auch wie sie sich gegenseitig auszuspielen versucht haben. Und schließlich ist es dem Vater gelungen, denn auch nach der Situation als Alexander seinen Vater als alten Mann bezeichnet und wegläuft, kommt er wieder zurück, allein weil er weiß, dass er nie König werden kann und unsterblich wie Odysseus oder Achilles, wenn er mit seinem Vater bricht. So stellt er sein Missbehagen zurück, fügt sich, mit dem Machtwunsch und seinem Eroberungsdrang im Hinterkopf.
Was mir ein wenig gefehlt hat, war zu anfang die Bestimmung seiner Persönlichkeit, auch wenn dies versucht wurde durch die griechischen Sagen deutlich zu machen, fand ich das ein wenig schwammig.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass zwar gesagt wurde, dass Alexander auch grausam war, und reihenweise Menschen niedergemetzelt hat, aber im Film nur gezeigt wurde wie gütig er war. Zweifelhaft ist auch sein doch so großes Engagement für die Verständigung der Kulturen, lag dahinter nicht einfach nur sein Machtbestreben und seine Herrschsucht?
Alles in allem sehr zu empfehlen!
Alexander der Größenwahnsinnige
Marylou (161), 30.12.2004
Eine Bildgewalt und Ästhetik, die ich schon lange nicht mehr im Kino erleben durfte. Das allein ist schon ein Grund, den Film im Kino anzuschauen.
Man sollte sich auch nicht vom leider recht zähen Anfang entmutigen lassen, in dem hochermüdend ein geschichtlicher Schnelldurchlauf der alexandrinischen Abenteuer und Vorgeschichte abgehandelt wird. Kann sich keine Sau merken und wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen. Im Laufe der Handlung hätte man das ganze Geschwafel besser unterbringen können. Naja.
Aber was man dem Film lassen muß,ist, das er sich immer weiter steigert und es zum Schluß doch schafft, einen gebannt im Kinosessel sitzen zu lassen. Vorallem die Entwicklung Alexanders ist bemerkenswert.
Erscheint Alexander am Anfang unglaubwürdig und bubihaft, so steht einem am Ende ein größenwahnsinniger, manischer Feldherr gegenüber, der jedes Verhältnis zu seiner Uridee "die Länder zu vereinigen", verloren zu haben scheint und sich nur noch metztelt duch die Länder mordet, ohne dabei einen Gedanken an die Kulturen zu verschwenden, die er da im Vorbeigehen unterjocht. So gut Farrell gegen Schluß den durchgedrehten, emotional gequälten Großschlächter rüberbringt, so hat es doch gedauert, bis ich mich mit der Darstellung des Alexander anfreunden konnte. Allerdings: der Mann war fast noch ein Teenie, als er loszog, also kann man keinen derben Wikingerhäuptling erwarten.
Die Schlachten sind atemberaubend (!!!) und stehen den Schlachtarien von "Braveheart" in nichts nach, vorallem die letzte Attakte in Indien ist ein einziger, völlig sinnentleerter Blutrausch, welcher so brachial und glaubwürdig rüberkommt, das es mir kalt den Rücken runtergelaufen ist.
Wie schon sehr passend erwähnt, ist die Musik von Vangelis oft ein absoluter Graus,nervig, oft unpassend. Sowieso ist der ganze Film dauerbeschallt, was schrecklich überflüssig daherkam.
An manchen Stellen wiederum, vorallem bei den Schlachten, grandios passend. Man kann halt nicht alles haben.
Auch das homo/bisexuelle Element kam nicht zu kurz. Diese Parts waren in der Tat unglaubwürdig und recht stumpf umgesetzt, und das ständige Gesabbel und Geglotze war mehr peinlich als sinnlich und oft furchtbar in die Länge gezogen. Wenn der Gute zwischendurch einen Taschenspiegel gezückt hätte, um den Sitz seiner Frisur zu überprüfen, es hätte mich nicht gewundert.
Loben muß ich die großartigen Schauspieler. Eines jeden Motiv und Charakter war super herausgearbeitet.
Olympias verzweifelter Ergeiz, Alexanders Streben nach Unsterblichkeit, immer die Pein seiner angeblich geringeren Herkunft wie ein Dorn im Fleisch spürend.
Auch Val Kilmer als Phillip war toll.
Das hätte ich mir für Troia gewünscht:
Mehr Authentiziät, die irre Bildgewalt und Leidenschaft, die ich bei "Alexander" erleben durfte, dort aber zu schlecht gefilmten Bullshit verkommen ist.
Der Film war seine Kohle absolut wert! Geht rein.
Aus dem Nebel der Geschichte
Colonia (683), 24.12.2004
Alexander (356 bis 323 v. Chr.) eifert seinem großen Vorbild Achilles nach. Und so auch sein Darsteller Colin Farrell Brad "Achilles" Pitt - zumindest was das Tragen von blondierten Wallerhaaren betrifft.
War der gute Brad in der Rolle des arroganten Schwertschlumpfes Achill noch irgendwie interessant, lässt mich die Figur des Alexander über sämtliche Stationen seines kurzen Erwachsenenlebens erstaunlich kalt. Was ihn wirklich treibt - Zentausende Männer im Schlepptau - jahrelang durch die ganze bekannte Welt von Europa über Persien bis nach Indien zu latschen, Völker zu unterwerfen und das Ende der Welt zu suchen, bleibt mir ein Rätsel.
Die alte Schmollbacke Alexander kommt mir eher vor wie ein Schönling mit gehörigem Ödipuskomplex, von dem die einen sagen, er könne nicht lieben, während er selbst im Film dreitausend Mal seine Liebe zum Kollegen Hephaistion beteuert. Damit auch der letzte Kinozuschauer merkt, was läuft, wird häufiger mal ein lüstern blickender Jüngling ins Bild gesetzt. Holzhammer ick hör dir trapsen.
Was wiederum einige Griechen schon im Vorfeld auf die Olivenbäume oder Palmen brachte. Ihr hochheiliger Alexander schwul?! Nie im Leben! Das wissen die frommen Helenen aber ganz genau, genau so wie Robin Lane Fox, der als Wissenschaftler Oliver Stone beim Film beriet. Nur dass der eben was anderes behauptet, weil damals sowieso alles ganz, ganz anders war, jedenfalls aber grad schwer in Mode ist.
Davon abgesehen gibts natürlich opulente Bilder, saftiges Gemetzel, Blut, Kampfgetümmel, große Worte von Ruhm und Ehre und dem ganzen Kram, den sich Männer so erzählen und einen grafisch exquisit gestalteten Vorspann. Das war alles nicht billig und sieht auch so aus.
Der Film entlässt eine(n) gerädert aus dem Kinosaal. Er ist beeindruckend in seiner Optik. Wenn der alte Anthony Hopkins in der Rahmenhandlung ein nicht enden wollendes Geschwafel vom Stapel lässt, dann merkt auch der Letzte: Hoppla, die Geschichtsstunde hat begonnen. Jetzt aber mal zuhören, vielleicht wird ja nachher abgefragt.
Zwiespältig auch die Gefühle bei der Musik. Da war Vangelis am Werk, dem man nun nicht vorwerfen kann am Fließband zu produzieren. Aber wenn man "Alexander" hört, dann ist das ein fröhliches Zitate-Raten nicht nur Vangelis-eigener Soundtracks. Das klingt zuweilen scheußlich billig, weil unecht und synthetisch eingespielt, an anderen Stellen aber richtig toll, weil mit großem Orchester besetzt, aus dem Vollen des Klangraumes geschöpft und den bombastischen Bildern gerecht werdend. Zudem vermischt der Meister Klänge verschiedenster Kulturen und Zeiten, nicht immer passend, aber auf jeden Fall abwechslungsreich.
Mir scheint, dass bei "Alexander" ein paar Chancen vertan wurden. Wie muss doch zu Alexanders Zeit und noch lange danach für einen Europäer die Exotik von Indien oder Persien geradezu erschlagend gewesen sein. Staunend stehen die europäischen Kämpfer zwar vor der Pracht eines für den Film detailfroh nachgestalteten Babylon samt blau gekacheltem Stadttor (ein Teil des echten steht im Pergamon-Museum) und wundern sich - wenn auch nur kurz -, warum man alle anderen Kulturen immer als "Barbaren" bezeichnet, aber die große Fremdheit und Andersartigkeit von allem will sich dem Zuschauer nicht recht vermitteln. Erstaunlicherweise je weniger, desto weiter Alexander in Richtung "Ende der Welt" vordringt. Die Elefanten-Armee im indischen Dschungel ist dann nur noch kurze Randnotiz.
Schöne Feiertage wünscht Colonia.
Vision impossible
otello7788 (554), 24.12.2004
Ich liebe epochale Filme (nichts geht über "Lawrence of Arabia") und Oliver Stone halte ich für einen der genialsten Filmemachern unserer Zeit. "Alexander" hätte eigentlich ein Knaller werden müssen. War es aber nicht.
Der Film ist vollkommen an seiner Authenzität erstickt. O.Stones hat keinen Film, sondern eine Geschichtsstunde gemacht. Nur gehe ich dafür normalerweise nicht ins Kino, sondern benutze Google. Man mag seinem Vorgänger "Troja" von W. Petersen zurecht vorwerfen, die Geschichte nur als Rahmen benutzt zu haben. Aber dafür wurde ich dann durch gute Unterhaltung mehr als entschädigt. "Alexander" ist schlicht langatmig und langweilig.
Da rettet auch nicht die allerbeste Ausstattung und die bekannt gute Kameraregie von Herrn Stone. Lediglich Angelina Jolie konnte ein paar Glanzpunkte setzen. Ein zusätzliches Ärgernis war dann auch noch die penetrante Musikzusabberung von Vangelis.
Außerdem frage ich mich (ganz nebenbei), ob der Massenmörder Alexander eine solche Glorifizierung verdient hat? Rechtfertigt die Vision von einer vereinten Welt, den Mord auch nur an einem Menschen? Interessante Frage, gerade heute bei der "Demokratisierung" der Welt: Other time, other nation, same place.
www.das-positiv.de
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