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Amores perros

Amores perros
Mexiko 2000, Laufzeit: 147 Min., FSK 16
Regie: Alejandro González Inárritu
Darsteller: Emilio Echevarría, Goya Toledo, Gael García Bernal, Alvaro Guerrero, Vanessa Bauche, Jorge Salinas, Rosa María Bianchi

Entfernt an das Montageprinzip von Robert Altman erinnernd erzählt der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu drei unterschiedliche, in einem zentralen Ereignis kulminierende Handlungsstränge. Wenn allerdings Altman, etwa in "Short Cuts", ein kühl-ironisches kritisches Gesellschaftsporträt der Mega-City Los Angeles formuliert, so konfrontiert uns der 1963 geborene Iñárritu in seinem 147-Minuten-Film voller wild wuchernder Bilderfolgen mit einen Einblick in die Abgründe und Wirren einer Stadt, die sich fast jeder zahlenmäßigen oder soziologisch-analytischen Einordnung entzieht: Mexico City. Der junge expressive Filmemacher (unterstützt von der genialen Arbeit des mexikanischen Kameramanns Rodrigo Prieto) nennt sein Werk selbst "ein Experiment in angewandter Anthropologie", einen Film "voller Realismus und Roheit" über diese größte, chaotischste Stadt der Welt (mit ihren fast 22 Millionen Einwohnern), in der Gewalt, Korruption, Schmutz und Elend, aber auch Schönheit und Poesie herrschen. Der brillante Debütfilm bannt das "barocke und komplexe Mosaik" dieser Metropole jenseits des Begreifbaren auf absolut überwältigende Weise auf die Leinwand. Da ist einmal Octavio, der mit illegalen Hundekämpfe einen Ausweg aus seinen bedrückten Verhältnissen sucht. Er will schnell Geld verdienen, um mit der Frau seines kriminellen Bruders, in die er verliebt ist, und deren Kind aufs Land fliehen zu können. Direkt und ungeschminkt wird diese rohe, blutige, gewalttätige Szenerie geschildert. Im Kontrast dazu die Geschichte vom reichen, erfolgreichen Verleger Daniel, der seine Familie verlässt, um mit einem Supermodel und ihrem Schoßhündchen zusammenzuleben. Auch hier ist das Schicksal des Tieres von zentraler Bedeutung für die Beziehung der beiden Menschen. "El Chivo", ein greiser Obdachloser, der sich mit zahllosen streunenden Hunden umgibt, ist die dritte Figur: ein ehemaliger Stadtguerilla, verdreckt, zynisch, völlig skrupellos. Er streift wie ein Todesengel durch die Stadt und betätigt sich als Auftragskiller. Diese drei völlig außer Kontrolle geratenden Lebensgeschichten überschneiden sich im Höhepunkt des Films, einem schweren Autounfall, der für alle Beteiligten den Schub ins endgültige Verderben - oder in die Befreiung bedeutet. Auch das Schicksal der Hunde wird an diesem Wendepunkt entschieden. Und es ist absolut faszinierend, wie sich im Bild dieser Tieren die ganze Tragik und existentielle Verstrickung der handelnden Personen widerspiegelt. Dieses Meisterwerk aus einem entdeckenswürdigen Filmland wartet mit Szenen und Bildern auf, die einem den Atem verschlagen. Sicher hart an der Grenze für sensible Gemüter, aber trotzdem ein Muss für jeden Cinéasten.

(Heinz Holzapfel)

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