Bonjour Sagan
Frankreich 2008, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Diane Kurys
Darsteller: Sylvie Testud, Pierre Palmade, Jeanne Balibar, Lionel Abelanski, Arielle Dombasle, Denis Podalyds, Guillaume Gallienne, Bruno Wolkowitsch, William Miller
Regisseurin Diane Kurys setzt der skandalumwitterten französischen Schriftstellerin Françoise Sagan ein filmisches Denkmal.
„Bonjour Tristesse“ – mit einem Roman, den sie eigentlich nur geschrieben hat, weil sie es einer Freundin versprochen hatte, rüttelt Françoise Sagan 1954 Frankreich auf. Die provokant freizügige Geschichte über eine selbstbewusste 17Jährige – ein Skandal. Damit öffnet sich für die gerade 18jährige Françoise die Welt.
Regisseurin Diane Kurys nahm sich dem Leben und Schaffen der 2004 verstorbenen Autorin an und erzählt vom ersten Erfolg bis zum Tod vom Leben der eigenwilligen Künstlerin. Früher Reichtum, schnelle Ehe, Unfall, Drogenabhängigkeit, kreative Löcher, Liebe, Freundschaft, Krankheit und Steuerschulden: Der Film folgt den abenteuerlichen Stationen. Und mittendrin: Sylvie Testud, die in der Rolle der Françoise schon allein den Film zu stemmen versteht. Großartig launisch, impulsiv und unbeschwert mimt sie den anfangs noch äußerlich verschüchterten, androgynen Trotzkopf, der sich in der Einsamkeit seinen Büchern anvertraut, um am Ende in der Einsamkeit zu ertrinken.
Was den Film besonders macht: Er erzählt anders als die meisten zeitgenössischen Biopics nicht nur vom Leben seiner Figuren, sondern ebenso vom Schöpferischen, der Kreativität, der Kunst. „Bonjour Tristesse“ erzählt zwar die gesamte Lebensgeschichte seiner Françoise, bereichert die Anekdoten und Begegnungen aber durch vielerlei Zitate der Literatin aus dem Off. „Ich schreibe nicht, ich beschreibe.“ Diane Kurys hat fleißig recherchiert und inspirierende Bemerkungen gefunden, in denen sich die Schriftstellerin zu ihrem Schaffen äußert. So erfährt der Zuschauer nicht nur von ihren literarischen Reflektionen über Krankheit, Schmerz, Liebe und Abhängigkeit oder davon, mit wem Françoise Sagan gelebt hat. Der Film erzählt darüberhinaus vom schreiben Wollen, vom nicht schreiben Können und davon, für wen Françoise schrieb.
Diese zusätzliche Ebene, und das ist die Kunst, bereichert die Lebensgeschichte, ohne den erzählerischen Fluss zu bremsen. Der verfängt sich vielmehr selbst mitunter in belanglosen Szenen, die Kurys Annäherung an das Künstlerleben bisweilen etwas langatmig erscheinen lassen, während andere Zusammenhänge, wie die fehlende Beziehung von Françoise zu ihrem Sohn, zu oberflächlich behandelt werden. Reichlich Tiefgang an anderer Stelle lässt jedoch über vereinzelte dramaturgische Schwächen gelassen hinwegsehen.
(Hartmut Ernst)
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