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Das Wochenende

Das Wochenende
Deutschland 2012, Laufzeit: 97 Min., FSK 12
Regie: Nina Grosse
Darsteller: Sebastian Koch, Katja Riemann, Barbara Auer, Tobias Moretti, Sylvester Groth, Robert Gwisdek
>> www.daswochenende-film.de/

Dicht inszeniertes Thrillerdrama

Dieser Moment
„Das Wochenende“
von Nina Grosse

„Da war dieser Moment, dass man eingreift. Die Möglichkeit einer Veränderung.“ Regelmäßig setzt sich der deutsche Film mit Momenten wie diesen auseinander, Momente, aus denen heraus sich in den ausgehenden 1960er Jahren Menschen radikalisierten, organisierten und die RAF formierten. Inzwischen, über vier Jahrzehnte später, nähert sich das Kino dem Thema nicht mehr nur über den historischen Rückblick. Inzwischen fiktionalisiert die Leinwand die Terroristen von einst, beruft sich nicht zwingend auf reale Figuren. Und da der eine oder andere Gefangene heute seine Haftstrafen abgesessen hat, fragt das Kino, was bei der Rückkehr in die Freiheit geschieht. So geschehen 2008 mit der Racheparabel „Schattenwelt“, so geschehen mit diesem Drama von Nina Grosse. In beiden Filmen kommt der Protagonist nach zwei Jahrzehnten aus dem Knast. In „Schattenwelt“ begegnet er der Tochter eines Mannes, für dessen Tod er verantwortlich zeichnet. In „Das Wochenende“ begegnet Jens Kessler (Sebastian Koch) nach 18 Jahren seinen einstigen Mitkämpfern.

Kessler wurde seinerzeit für einen Mord verurteilt, überführt wurde er durch den Verrat aus eigenen Reihen. Die erste Schritte in die Freiheit führen ihn zum ländlichen Wohnsitz seiner Schwester Tina (Barbara Auer), die ihn, ebenso fürsorglich wie überfordert, aufnimmt. Tina lädt Freunde ein: Henner (Sylvester Groth), der damals ausstieg, als der Widerstand beschloss, für die Sache zu morden, und der später ein streitbares Buch veröffentlichte. Auch Inga (Katja Riemann) erscheint, die einstige Geliebte Kesslers, mit dem sie einen erwachsenen Sohn hat. Inzwischen ist sie gutbürgerlich mit Ulrich (Tobias Moretti) verheiratet. Schon bald führt Kesslers rachsüchtige Suche nach dem Verräter von damals zu der Einsicht: Es mag einen Verräter geben, die Sache aber haben sie allesamt verraten.

Mit stimmungsvoller Kameraarbeit liefert Nina Grosse ein intensives und dabei überraschend kurzweiliges Kammerspiel, in dem sich die Figuren szenisch begegnen, duellieren, reiben, lieben. Die Last der Materie umgeht der Film geradezu frech, indem er die Konflikte allesamt nicht vertieft, sondern sie bloß streift, punktuell eskalieren lässt, abbricht. Man kann dem Film damit durchaus Oberflächlichkeit vorhalten. Das Skript, das auf dem Roman von Bernhard Schlink basiert, hätte ohne Probleme für einen immer noch kurzweiligen Zweieinhalbstünder gereicht. Zugleich bildet die Andeutung auch die Stärke des Dramas, bietet sie doch das Potenzial zu reichhaltiger Reflexion und wirkt dabei weder verkopft noch überanstrengt. Nein, die Ansätze sind stark genug, die Dialoge sind es, vor allem aber die Figuren: der Überzeugungstäter, der Aussteiger, die Mitläuferin, die ewig Unentschlossene, zu denen sich Ingas Kinder gesellen (Robert Gwisdek, Elisa Schlott), also der Nachwuchs, der unter zerbrochenen Familienstrukturen leidet. Allesamt verkörpert von einem starken Cast, das dieses visuell und dramaturgisch überzeugend dicht inszenierte Thrillerdrama souverän trägt.

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(Hartmut Ernst)

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