Die Friseuse
D 2009, Laufzeit: 106 Min., FSK 0
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus, Ill-Young Kim, Christina Große, Rolf Zacher, Maria Happel, Maren Kroymann, Matthias Freihof, Pierre Sanoussi Bliss, Jördis Triebel, Katharina Derr
Eine arbeitslose Friseuse macht sich selbständig. Dabei muss sie sich nicht nur gegen die Konkurrenz durchsetzen. Seit über 30 Jahren sitzt Arzttochter Doris Dörrie auf dem Regiestuhl – mit ihrer Komödie „Männer“ gelang der Filmemacherin 1985 endgültig der Durchbruch. Gekrönt mit dem Deutschen Filmpreis und der Goldenen Leinwand filmt sich Dörrie seitdem unermüdlich über die Kinoleinwände – und durch die Genres: Nachdem sie mit ihrem komödiantischen Ausflug in die USA („Ich und Er“) noch einmal augenzwinkernd ihren weiblichen Blick auf männliche Befindlichkeiten richtete, ließ sie mit „Happy Birthday, Türke“ einen Hessen-Krimi folgen und lieferte mit ihrem sonnig-beseelten „Bin ich schön“ großes Gefühlskino. Schriftstellerin, Professorin an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, Mitglied der Internationalen Jury beim Filmfestival von Cannes, Opernregisseurin – Doris Dörrie ist vielseitig, wenn auch mit wechselhaftem Erfolg kreativ. Zuletzt öffnete sie sich der asiatischen Küche und Lebensphilosophie und ließ ihrem spirituell schmackhaften Dokumentarfilm „How to cook your life“ ihr vielgepriesenes Drama „Kirschblüten – Hanami“ folgen. Mit ihrem neuesten Streich „Die Friseuse“ nähert sich Doris Dörrie nun wieder deutschem Alltagsleben, genauer: dem Leben in einer Plattenbausiedlung in Berlin-Marzahn. Dort haust Kathi König (pfundig: Gabriela Maria Schmeide, „Das weiße Band“) mit ihrer Tochter Julia (Natascha Lawiszus). Die arbeitslose Friseurin macht sich gerade Hoffnung auf einen neuen Job in einem Friseursalon, da folgt auch prompt die Absage durch Salonchefin Krieger (Maren Kroymann): Kathi ist zu dick – und damit für den Salon „nicht ästhetisch“. Das entfesselt neben Trotz so manche Energien bei der gewichtigen Haarschneiderin. Wenn Frau Krieger sie nicht will, denkt Kathi, dann macht sie eben ihr eigenes Ding! So macht sie sich daran, ihren eigenen Friseursalon in direkter Nachbarschaft zur Konkurrentin zu eröffnen. Doch bei ihrem Streben nach Selbständigkeit werden ihr nicht nur von der Rivalin Steine in den Weg gelegt. Da sind schließlich noch die Banken, Behörden und Existenzgründungsberater – und nicht zuletzt das Berliner Original Rolf Zacher („Lulu und Jimi“) als halbseidener Schleuser. Das Drehbuch stammt von Laila Stieler, die bereits mit ihrer Vorlage zu Andreas Dresens TV-Film "Die Polizistin" Talent zum lebensnahen Drama zeigte. So darf man auch hier eine Tragikomödie erwarten, in der sich viele wiederfinden werden und in der Doris Dörrie gewohnt augenzwinkernd vom Menschlichen und Zwischenmenschlichen erzählt. Eine Fähigkeit, mit der sich die Regisseurin bereits mit „Männer“ einen Namen gemacht hat – nur dass sich spätestens jetzt ihr Blickwinkel geändert hat: Nicht der sympathisch schwache Mann, sondern die starke Frau steht hier im Mittelpunkt.
(Hartmut Ernst)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24