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Die Versuchung des Padre Amaro
Mexiko/Spanien/Argentinien/Frankreich 2002, Laufzeit: 118 Min., FSK 12
Regie: Carlos Carrera
Darsteller: Gael García Bernal, Sancho Gracia, Ana Claudia Talancon, Damian Alcazar, Angelica Aragon, Luisa Huertas, Ernesto Gomez Cruz, Pedro Armendariz jr., Gaston Melo, Veronica Langer, Jorge Zarate, Andres Montiel

"Die Versuchung des Padre Amaro", der neue Film mit Mexikos Beau Gael Garcia Bernal ("Amores Perros"; "Y Tu Mamá También") führt Kritiker schnell zum Vergleich mit Luis Bunuel. Das ist inhaltlich so naheliegend, wie es ästhetisch erst einmal verblüfft. Mit der surrealistischen Bildgewalt von Bunuels legendärem Frühwerk hat Carlos Carreras solide gefilmtes Werk nämlich herzlich wenig gemein. Eher erinnert der Film an Bunuels unbekanntere und ebenfalls ästhetisch eher konventionelle Arbeiten seiner Exilzeit in Mexiko. Beides ist Mexikanisches Mainstream-Kino mit unkonventionellem Gehalt. Hinter der konventionellen, filmischen Perfektion verbirgt sich nämlich eine kleine, schmutzige Geschichte im Priestermilieu: Padre Amaro kommt in das Bergdorf Los Reyes, um dort Padre Benito zu unterstützen. Dort lernt er die 16-jährige Amelia kennen, und verliebt sich in sie. Eh kein Freund des Zölibats, vollzieht er heimlich seine Liebe. Padre Benito hat schließlich auch eine heimliche Liaison - mit Amelias Mutter. Das alles fällt wohl eher unter die Rubrik Kavaliersdelikt. Weitaus problematischer sind da schon die Verwicklungen von Padre Benito in Mafiageschäfte, die Bemühungen, den sozial engagierten Padre Natalio loszuwerden und schließlich Padre Amaros eigenen Versuche, das Problem von Amelias Schwangerschaft durch eine Abtreibung zu beseitigen. Padre Amaros Geschichte ist die Geschichte vom Sündenfall: rein, voller Glaube und guter Hoffnung kommt er in Los Reyes an, verstrickt sich dort aber schnell zwischen den verschiedenen Machtinteressen, gerät in Gewissenskonflikte und ’sündigt' schließlich auch durch sein eigenes selbstsüchtiges Handeln. Die Film lässt einen nicht selten mit offenem Mund im Kinosessel sitzen, wechselt er doch relativ schnell von urkomischen Szenen mit merkwürdigsten Charakteren und größter Blasphemie zu emotional eindringlichen und schmerzhaften Momenten, die eine Gesellschaft der Doppelmoral, ohne jegliches Unrechtsgefühl vorführt. In Mexiko ist dies der erfolgreichste einheimische Film aller Zeiten. Für einen derartigen Erfolg in Deutschland ist die Szenerie aber wahrscheinlich etwas zu skuril.

(Christian Meyer)

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