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Musik für Hochzeiten und Begräbnisse
Norwegen 2002, Laufzeit: 97 Min., FSK 12
Regie: Unni Straume
Darsteller: Lena Endre, Björn Floberg, Rebecka Hemse, Petronella Barker, Goran Bregovic, Wenche Foss, Kristoffer Joner, Sophia Kaushal, Fredrik Skavlan

Fast der ganze Film der norwegischen Regisseurin Unni Straume ist in einem exklusiven Haus am Strand angesiedelt, das als Sinnbild der Isolation und Verlorenheit erscheint. Sara (Lena Endre) lebt hier allein nach der Scheidung und tastet nach Auswegen aus ihrem bisherigen, von Depression und Orientierungslosigkeit geprägten Leben. Peter, ihr Ex-Mann, ein Star-Architekt, der die Villa nach seinen rigiden Vorstellungen von Schönheit und Avantgarde erbaut hatte, besucht sie eines Tages. Heftig kommen die Erinnerungen an den Tod des gemeinsamen Kindes wieder, das im Haus eine Treppe hinuntergestürzt war. Mit grimmigem Blick bemerkt Peter, dass Sara Dinge an der Einrichtung verändert, neue soziale Beziehungen eingeht und einen Fremden als Untermieter aufgenommen hat. Wie eine Eisschicht legt sich seine zwanghafte, als kompromissloser Ästhetizismus daherkommende Herrschsüchtigkeit über die Gespräche und Gesten. Doch er ist am Ende. Nach Diagnose einer tödlichen Krankheit ist er an die Stätte seines misslungenen Entwurfs für ein perfektes Leben, dorthin, wo eine Familie glücklich sein sollte, zurückgekehrt, und richtet sich selbst. Im Keller, an der selben Stelle, an der sein Sohn starb, streckt er sich nachts, während Sara schläft, mit einem Schuss nieder. Blutig die in dezenten Farben gehaltene Wand und der Teppichboden. Bald tauchen Peters schwangere, neue Ehefrau und seine Geliebte auf. Unni Straume übersteigert ihre Parabel mutig zur Groteske. Einmal knien alle drei Frauen auf dem Boden und versuchen, als letzten Liebesdienst am bedauernswerten Ästheten den hässlichen Fleck vom Boden zu entfernen. Inzwischen ist auch Bogdan (Goran Bregovic) gekommen und hat seine Gypsy-Band mitgebracht. Sara hatte ihnen erlaubt, in einem leer stehenden Kellerraum zu proben. Dabei fließt der Wodka in Strömen, und bald muss wieder gewischt werden, diesmal das Erbrochene von Bogdan. Diese südlich pralle Bohémien-Figur könnte vielleicht die erstorbene Gefühlswelt der stillen, kühlen Sara wieder zum Leben erwecken. Die Typen-Zeichnung und die Dialoge in diesem bemerkenswerten Film sind von stupider Schlichtheit. Doch das Raffinement der Filmemacherin lässt Skepsis erst gar nicht aufkommen. Artifizielles Sprechen über die letzten Dinge und sinnlich-plastische Bilderwelten gehen zusammen wie in einem wohlgesetzten Gedicht. Der Film bezieht seine Wirkung allein aus seiner visuellen Kraft, die einen Sog entwickelt wie bei Hitchcock oder David Lynch. Keine Chance, dieser hinreißenden Komposition aus Bildern, Sprache und Musik zu entkommen.

(Heinz Holzapfel)

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