Shutter Island
USA 2010, Laufzeit: 138 Min., FSK 16
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Michelle Williams, Max Von Sydow
US-Marshall Teddy Daniels soll zusammen mit seinem Kollegen Chuck auf einer abgelegenen Insel, auf der sich eine psychiatrische Heilanstalt befindet, das Verschwinden einer Patientin aufklären. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf zahlreiche dunkle Geheimnisse. Das Dreamteam hat mal wieder zugeschlagen: Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio, die seit „Gangs of New York“ aus dem Jahr 2002 auch eine private Freundschaft verbindet, haben nach „Aviator“ und „Departed“ nun mit „Shutter Island“ ihren vierten gemeinsamen Film vorgelegt, etliche weitere sind bereits angekündigt, darunter Projekte über Frank Sinatra und Theodore Roosevelt. Ähnlich wie bei den gemeinsamen Arbeiten von Scorsese mit Robert De Niro in den 1970er Jahren hat der Altmeister nun mit Superstar DiCaprio, der sein Sohn sein könnte, einen neuen kongenialen Partner für seine filmischen Abenteuer gefunden. „Shutter Island“ basiert auf einem Roman des Erfolgsschriftstellers Dennis Lehane („Mystic River“, „Gone Baby Gone“) und ist in den späten 1950er Jahren angesiedelt, als sich die USA nur sehr langsam von den Nachwirkungen des 2. Weltkriegs erholten und die Kommunistenhatz des Senators McCarthy ihren Höhepunkt erreichte. Also wieder einmal ein in der Vergangenheit verorteter Film des Teams, dessen historisches Setting hier aber eher der Romanvorlage als der Geschichte selbst geschuldet zu sein scheint – die hat nämlich eine zeitlose Relevanz, weswegen „Shutter Island“ auch ausgesprochen gut funktioniert. Martin Scorsese wandelt in dem Film auf den Spuren Alfred Hitchcocks, wenn er Elemente aus „Psycho“ und „Vertigo“ variiert und mit seinem Ergebnis gleich eine ganze Reihe von Phobikern, aber auch alle anderen Zuschauer an den Kinosessel nageln wird. Die Nervenheilanstalt, die einer Festung gleicht und den Mittelpunkt einer mit steilen Klippen versehenen Insel im Nirgendwo bildet, besteht aus dunklen, engen Gängen. Die Methoden der dort behandelten Ärzte, von denen Scorsese besonders Ben Kingsley auf unvergleichlich dämonische Weise in Szene setzt, wirken nicht sehr subtil. Die Steilklippen und der unheimliche Leuchtturm sind nichts für Akrophobiker, und auch für Zuschauer mit einer Abneigung gegenüber Ratten wird eine Szene des Films zu einer echten Herausforderung. Überhaupt ist es dem Regisseur vorzüglich geglückt, eine permanente Atmosphäre des Unheimlichen zu kreieren, in die sich vermehrt Traumsequenzen des Protagonisten mischen, der noch nicht über den Tod seiner Frau hinweggekommen ist. Nachdem Scorseses langjähriger Kameramann Michael Ballhaus sich aus dem Hollywood-Business zurückgezogen hat, greift der Regisseur nun wieder auf Robert Richardson („Casino“, „Bringing Out the Dead“) zurück, der „Shutter Island“ mit einigen atemberaubenden Kamerafahrten bereichert und nachhaltig zum Gelingen der klaustrophobischen Hochsicherheitstraktszenen beiträgt. Abgerundet wird das Ganze durch einen stimmungsvollen Soundtrack, der aus zahlreichen Klassikstücken besteht und so manche Szene noch besser akzentuiert als dies ein eigens komponierter Filmscore gekonnt hätte.
(Frank Brenner)
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