Sun Children
Iran 2020, Laufzeit: 99 Min., FSK 12
Regie: Majid Majidi
Darsteller: Ali Nassirian, Javad Ezati, Tannaz Tabatabaei
>> www.mfa-film.de/kino/id/sun-children/
Gesellschaftskritik mit Abenteuer-Faktor
Schatzsuche im Tunnel
„Sun Children“ von Majid Majidi
Sie heißen Ali, Mamad, Abofazl und Reza, sind zwischen 10 und 12 Jahre alt und alles andere als Sonnenkinder. Die Straße ist ihr Zuhause, Ali (Rouhollah Zamani) ihr Anführer. Mit seinen 12 Jahren der älteste, besorgt er die Gelegenheitsjobs und Aufträge, mit denen sie sich durchs Leben schlagen. Vor harter Arbeit scheuen sich diese Jungs nicht, wenn das der Weg zum besseren Leben ist. Denn ein besseres Leben für sich und ihre Familien, das wünschen sie sich sehnlichst. So schuften sie wie Erwachsene und ergreifen jede Gelegenheit, um ein bisschen Geld zu verdienen. Da kommt der Auftrag des zwielichtigen Hashem (Ali Nasirian) sehr gelegen. Die Kinder sollen einen Goldschatz für ihn heben, der sich angeblich in einer Kanalisation befindet, erreichbar nur über das Gelände der Sun School, die kostenlosen Unterricht für Straßenkinder anbietet.
Obwohl das Schuljahr bereits begonnen hat und die Schule überfüllt ist, schaffen es Ali und seine Clique durch Hartnäckigkeit, sich an der Schule einschreiben zu lassen, um bei jeder unbeobachteten Gelegenheit nach dem Schatz zu graben. Immer wieder drohen sie mit ihrem Vorhaben aufzufliegen. Mit der Zeit geben die anderen Jungs auf, auch, weil sie vom Lehrer Herr Rafie gefördert werden, Gefallen am Unterricht finden und sich auf die Schule konzentrieren wollen. Nur Ali kann den Traum vom Schatzfinden nicht aufgeben und gräbt wie besessen immer weiter. Dabei liegt der eigentliche Schatz nicht unter, sondern in der Schule. Denn ein engagierter Schulleiter und Lehrer, die an das Potenzial der Jungs glauben, zeigen, dass es auch einen anderen Weg aus der Armut geben kann, und der heißt: Bildung. So ist auch eine der schönsten und bewegendsten Szenen des Films die, in der die Schüler über das verschlossene Tor und die Schulmauern in ihre Schule stürmen, nachdem der Eigentümer das Gebäude hat schließen lassen, weil die Miete nicht rechtzeitig bezahlt wurde.
In seinen Filmen thematisiert der iranische Filmemacher Majidi immer wieder die Situation von benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Schon 1996 mit „Vater“, 1997 mit „Kinder des Himmels“ und 1999 mit „Farben des Paradieses“ lenkte er den Blick auf Kinder, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Wie auch die Jungs in seinem jüngsten Film. Er widmet den Film im Vorspann den fast 160 Millionen Kindern, die zur Kinderarbeit gezwungen werden und übt gleichzeitig Kritik an einer Gesellschaft, die nicht dafür sorgt, dass alle Kinder Zugang zu Bildung haben und ein kindgerechtes Leben führen können.
Majidis Film wurde in Venedig mit dem Lanterna Magica Award und sein Hauptdarsteller Rouhollah Zamani, der mit dieser Rolle erstmals vor einer Kamera stand, mit dem Marcello Mastroianni Award für den besten jungen Schauspieler ausgezeichnet.
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24