Sunshine Cleaning
USA 2008, Laufzeit: 91 Min., FSK 12
Regie: Christine Jeffs
Darsteller: Amy Adams, Alan Arkin, Emily Blunt, Mary Lynn Rajskub, Eric Christian Olsen, Steve Zahn, Clifton Collins Jr., Maddie Corman
Rose hat es im Leben nicht weit gebracht und den Job als Reinemachefrau eigentlich satt. Da erhält sie über ihren Geliebten, einen Polizisten, die Möglichkeit, am Ort eines Verbrechens sauber zu machen. Schnell sattelt sie mit ihrer jüngeren Schwester auf den morbiden Job um.
Filme aus der Independent-Szene zeichnen sich häufig durch ihre nicht gerade alltäglichen Geschichten aus, die in ihrer Skurrilität oder Unangepasstheit oftmals nicht geeignet sind für die gelackten Werke der Mainstream-Filmindustrie. Kommt ein Independent-Film aber aus den USA, spekuliert er häufig auch gerade mit diesem Image und ist dann letzten Endes so perfekt darauf abgestimmt, ungewöhnlich und einzigartig zu sein, dass er auch wieder nur Mechanismen bedient. „Little Miss Sunshine“ war ein solcher Film, der in seiner gesamten Machart danach schrie, als Independent-Perle wahrgenommen und als solche zum Arthouse-Hit zu werden. Liebenswert war der Film zweifelsohne, er hatte auch eine ganze Reihe gelungener visueller Regieeinfälle zu bieten. Aber dennoch war er auch berechenbar und hielt in seiner Dramaturgie nur wenige Überraschungen für die Zuschauer bereit. „Sunshine Cleaning“ spielt nicht nur im Titel auf den überaus erfolgreichen Vorgänger an, sondern ist ebenso wieder mit Alan Arkin besetzt und von Jeb Brody, Peter Saraf und Marc Turtletaub produziert worden. Dennoch wirkt das Ergebnis ein gutes Stück spontaner und frischer, das Konzept des Ungewöhnlichen nicht ganz so perfekt durchkalkuliert.
Natürlich legt schon die Grundkonstellation der Handlung nahe, dass dies kein Film für die breite Masse ist. Zwei eher zerbrechlich wirkende Schwestern entschließen sich dazu, Orte zu säubern, an denen Gewaltverbrechen stattgefunden haben. Der Ekelfaktor verspricht, hoch auszufallen. Hinzu kommt eine unbefriedigende Affäre Roses mit ihrer Collegeliebe, dem Quarterback, der längst eine andere geheiratet hat; Roses achtjähriger Sohn, der es dank seiner Unangepasstheit nie lange auf einer Schule aushält; Norahs Besessenheit, Familienfotos einer im Chaos verendeten Frau an deren Tochter zu überbringen; beider Vater, der sich mit windigen Geschäftsideen über Wasser hält oder die neue Freundschaft Roses zu einem einarmigen Desinfektionsmittelverkäufer. Man sieht, die Liste der bizarren Handlungselemente ist lang. Aber Christine Jeffs erliegt nicht der Hollywoodkonvention, alle diese Stränge zu einem sinnvollen Ende zu führen. Ganz im Gegenteil, sie spielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und lässt einiges offen und ungelöst, liefert dadurch sogar umso überzeugendere Ansatzpunkte zum Nachdenken und ermutigt das Publikum, eigene Lösungen für sich zu finden. Damit ist „Sunshine Cleaning“ für so manche Überraschung gut und kann einem, wenn man der ständig gleichen Leier der 08/15-Mainstreamproduktionen überdrüssig ist, eine intelligente, abwechslungsreiche Alternative bieten.
(Frank Brenner)
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24