Sweet Sixteen
Großbritannien/Deutschland/Spanien 2002, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Ken Loach
Darsteller: Martin Compston, William Ruane, Annmarie Fulton, Michelle Abercromby, Michelle Coulter, Gary McCormack, Tommy McKee, Calum McAlees, Robert Rennie, Martin McCardie, Robert Harrison, George McNeilage, Rikki Traynor, Jon Morrison, Junior Walker
Britische Sozialstudie
Colonia (683), 18.06.2006
Sozialstudie vom Rand der Wohlstandsgesellschaft. Sehr realistisch wird hier das "ganz normale Leben" in trostlosen Glasgower Vororten nach dem Niedergang der Werft- und Schwerindustrie gezeigt.
"Sweet Sixteen" ist ein Film über Beziehungen, Verantwortung, Erwachsenwerden, Träume, Abhängigkeiten und Entscheidungen, die man im Leben treffen muss:
Ein junger Mann (16) glaubt an die Familie (Mutter sowie Schwester mit Kind) und will für diese eine bessere Zukunft schaffen, droht jedoch selbst ins Kriminellenmilieu abzurutschen. Dabei hat die Mutter sich selbst längst aufgegeben.
Ken Loach ist mit "Sweet Sixteen" mal wieder bei seinen Lieblingsthemen und in seinem Lieblingsmilieu unterwegs. In "Sweet Sixteen" überrascht er mit großartigen Laiendarstellern, die der pessimistischen Sozialstudie eine ungemein realistische Note geben. Das Ende bleibt mehr oder minder offen, doch weiß der ernüchterte Zuschauer, dass Liam keine echte Chance im Leben hat.
Siehe auch -> Hallesche Kometen
Schottland mal von der anderen Seite
Sternschnuppe (19), 14.08.2003
Als ich letztes Jahr in Dublin war hab ich den Film im Original gesehn und war erstmal so überrascht von diesem schottischen Arbeiterslang wo man dachte es ist Französisch/Holländisch/Englisch in einem gemixt, dass ich mich gar nicht wirklich auf den Film einlassen konnte. Aber wenn Ken Loach immer so offen und ehrlich ist,Respekt. Der Film führt einen mitten ins schottische Abseits von Glasgow, die Darsteller überzeugen und man ist im Geschehen direkt dabei. Beeindruckend!
Geil animiert, wie echt!
mr. kurtzman (168), 07.08.2003
Es ist schon erstaunlich wie treu sich Ken Loach immer wieder ist. Die Kinoindustrie rüstet sich mit modernster Technik aus, um den Zuschauern das Beste an Special Effects zu bieten. Drumherum geschieht eine sogenannte Story, die eigentlich... nebensächlich ist. Ken Loach dagegen fasziniert seit 3, 4 Jahrzenten mit anderen Mutanten und Monstern. Jedenfalls sehen die Figuren uns sehr ähnlich, tragen unsere Klamotten und reden meist so wie wir. Die Persönlichkeiten geizen mit Sympathiepunkten und die Geschichten erinnern uns an den Alltag. Für viele hört da aber der Spass auf. Für Ken Loach auch, dem es nach wie vor wichtig ist, Zuschauern unpathetisch Konfliktsituationen von verzweifelten Gesellschaftsschichten zu erzählen. Der Film lebt vom Schluss, den aber Zeitungen schon vorweg genommen haben.
Soziale Atomisierung
Dr. Tom (57), 08.07.2003
Ken Loach macht Ken Loach-Filme, so wie die Stones eben Stones-Musik machen: sofort wiedererkennbar. Bei einer garantiert hohen Qualität wie bei Loach ist das aber nichts Schlimmes, im Gegenteil. Irgendwann wird Loach als derjenige in der Filmgeschichte registriert sein, der das zeitgenössiche England einst gnadenlos in seine sozialen Atome zerlegte: in die ganzen Erkaltungsmomente einer gescheiterten Sozialstruktur, mit dem ganzen Appendix von Gewalt und Selbstzerstörung. Von diesem Film geht ein denkwürdig kruder Blues der Hoffnungslosigkeit aus; gleichzeitig ist er zu analytisch, um nicht echt zu sein.
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