Wisconsin im 19 Jahrhundert. Jean Kayak (Ryland Tews) braut Apfelschnaps und hält damit die Pelzjäger (und sich) bei Laune. Das alles wiederum schmeckt den Bibern nicht, also nagen sie an den Fässern, bis alles in Flammen aufgeht. Jeans neues Geschäftsmodell: die Biberjagd. Die braucht er nämlich, um sich Werkzeug, Ressourcen und die Eheabsicht mit der Tochter (Olivia Graves) des lokalen Warenhändlers zu erschließen. Also zieht Jean durch den Schnee und baut Fallen. Und was für welche! Regisseur Mike Cheslik wagt mit „Hundreds of Beavers“ (Bonner Kinemathek, Lichtspiele Kalk, Odeon, OFF Broadway) eine längst überfällige Renaissance des Slapstick-betonten Stummfilms. Also schickt Cheslik Super Mario in das Universum von Buster Keaton, Charlie Chaplin und Ernst Lubitsch. Der Regisseur nennt darüber hinaus die zeitgenössischeren Slapstick-Eskapaden der Farrelly-Brüder als Vorbild – und ja: Auch wir vermissen das alles schon viel zu lang. Wo sind die neuen Jim Carreys und Leslie Nielsens, die Farrelly- und die Zucker-Brüder? Wo ist der ganze gute Quatsch? Mike Cheslik darf selbstbewusst die Hand heben.
Nach dem Film „Mutiny in Heaven – Die frühen Jahre von Nick Cave“ (OmU in der Filmpalette und Bonner Kinemathek) weiß man auf jeden Fall, was Drogen bewirken können – im Guten wie im Schlechten. Nick Cave hatte in der Nähe von Melbourne zusammen mit ein paar Mitschülern in den frühen 1970er Jahren eine Schülerband gegründet und die übliche Riege der damals Coolen gecovert: David Bowie, Lou Reed bzw. Velvet Underground, Iggy Pop mit seinen Stooges, Roxy Music. Nach der Schule gesellte sich zu Cave, dem Schlagzeuger Phill Cavert und dem Gitarristen Mick Harvey der Bassist Tracy Pew. Jetzt nannte man sich Boys Next Door und war musikalisch von der 1976 losgetretenen Punkwelle infiziert. 1978 kommt Roland S. Howard mit seinem ganz eigenen Gitarrensound hinzu. Mit dem zweiten Album benennt man sich in The Birthday Party um (das zweite Boys Next Door-Album ist gleichzeitig das erste der Birthday Party), der Sound wird düsterer, kantiger, wilder. Zugleich kommen Blues- und Jazz-Elemente ins Spiel. Ihren kaputten Sound perfektionieren sie auf den folgenden beiden Alben, nach weiteren zwei EPs ist 1983 Schluss. Regisseur Ian White nimmt uns mit auf eine Reise einiger junger Männer, die sich komplett einer neuen Sache verschreiben, ohne zu wissen, wohin sie das führt. White bedient sich eines großen Fundus an Archivmaterial: alte Foto- und Filmaufnahmen aus Australien, Material aus London und Berlin sowie Studio- und Konzertmitschnitte.
Außerdem neu in den Kinos: die Gerichtsfarce „Hundschuldig“ (Odeon) von Laetitia Dosch, die italienische Schulkomödie „Willkommen in den Bergen“ (Odeon) von Riccardo Milani, der Dokumentarfilm „Wie die Liebe geht“ (Filmhaus) von Antje Kruska und Judith Keil, der weibliche Alltagsreigen „Wunderschöner“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Metropolis, Residenz, Rex, UCI, Weisshaus) von Karoline Herfurth und das Marvelabenteuer „Captain America: Brave New World“ (Cinedom, Cineplex, Rex, UCI) von Julius Onah.
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