Die neue Wohnung in einem Hochhausblock im Rom der 1970er, in der die junge Adriana mit ihrer Familie seit kurzem lebt, ist der letzte Schrei, doch unter der Oberfläche bröckelt es: Die Mutter (Penélope Cruz) leidet unter der Enge ihres Hausfrauendaseins und der Rücksichtlosigkeit ihres Mannes, der sie schamlos betrügt, und wird davon langsam zermürbt. Adriana beginnt, gegen das Frausein zu rebellieren: Sie fühlt sich als Junge und tritt in der Nachbarschaft auch so auf, was das Familiengeflecht noch mehr unter Spannung setzt. Emanuele Crialeses Drama „L'immensità – Meine fantastische Mutter“ (Cinenova, Filmpalette, Odeon) lässt mit Hilfe großartiger Darstellerinnen und ins Surreale spielender, mit italienischer Populärmusik arbeitender Musical-Szenen die Sehnsüchte seiner Figuren furios gegen einen gesellschaftlichen Rahmen prallen, der ihnen nur wenig Spielraum lässt.
Millie (Danielle Macdonald) ist als Fondsmanagerin in London gut im Geschäft. Jetzt aber beschließt die Großstädterin, ihrem Traum zu folgen: Millie will Opernsängerin werden. Sie verlässt Freund und Stadt und reist in die Highlands Schottlands. Dort nimmt sie Gesangsunterricht bei der ehemaligen, nun fast völlig verarmten Operndiva Meghan Geoffrey-Bishop (Joanna Lumley aus der Serie „Absolutely Fabulous“). Und sie lernt ihren Mitschüler Max (Hugh Skinner) kennen. Ben Lewins Culture-Clash-Komödie „Verrückt nach Figaro“ (Neue Filmbühne Bonn, Scala Leverkusen) überzeugt durch freche Dialoge, kunstvolle Arien, menschliche Macken und die einmalige Natur Schottlands. Ein beschwingtes Feel-and-Sing-Good-Movie.
In einer Gruppe Teenager kursiert eine mystische Keramikhand, die es dem Berührenden ermöglicht, Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen. Als Mia ihre kürzlich verstorbene Mutter erscheint, läuft das Ganze aus dem Ruder. Die australischen Philippou-Zwillingsbrüder sind mit YouTube-Clips bekannt geworden und haben mit „Talk To Me“ (Cinedom, Rex, UCI, OmU in der Filmpalette) nun ihr effektvolles Langfilmdebüt inszeniert. Sie variieren die klassischen Gruselfilmstereotype gekonnt und setzen weniger auf plumpe Jump-Scares, sondern eher auf atmosphärischen Spannungsaufbau. Mit hervorragenden Nachwuchsdarstellern sprechen sie dabei auch Themen wie Trauerbewältigung, Sterbehilfe und die Notwendigkeit, loslassen zu können, an, sodass am Ende gelungener Psycho-Horror entsteht.
Außerdem neu in den Kinos: Alexandre Carvalhos Liebesdrama „Salamandra“ (OmU im Filmhaus und in der Bonner Kinemathek), Justin Simiens Spuk-Spektakel „Geistervilla“ (Cinedom, Cineplex, Rex, UCI, OV im Metropolis), Tanel Tooms Endzeit-Drana „Last Contact“ (UCI) und Hanno Olderdissens Collie-Update „Lassie - Ein neues Abenteuer“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Metropolis, Rex, UCI).
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