Das Studium ist für viele ein neuer Lebensabschnitt. Man ist jung, frei und gespannt, was das Leben jenseits von Schule und Elternhaus zu bieten hat. Ist die erste Hürde, einen Studienplatz an der Wunsch-Uni zu ergattern – je nach Universität ist das ja schon eine Herausforderung und gelegentlich nur mit Glück zu bewerkstelligen – beginnt das eigentliche Glücksspiel bei der Wohnungssuche. Im ersten Akt des Wohnungsdramas standen im vergangenen Wintersemester den 11.000 Bewerbern lediglich 4.700 Wohnheimplätze in Köln gegenüber. Insgesamt kann das Studentenwerk nur 7,45 Prozent der Kölner Studenten mit Wohnheimplätzen versorgen.
In einer Studie der Berliner Gesellschaft für Beteiligungen und Projektentwicklung (GBI) hat sich die Wohnungsmarktsituation für Studenten bundesweit verschlechtert. In dem Ranking, in dem die Immobilienexperten den Markt in 81 Hochschulstädten untersuchten, kommt Köln auf den vierten Platz. Auf einer Skala von 100 Punkten erreicht Köln 70 Punkte und damit fünf mehr als im Vorjahr. Deutlich vor Köln liegen München mit 79 und Hamburg mit 73 Punkten; hauchdünn ist mit 0,5 Punkten der Vorsprung von Frankfurt am Main vor Köln. Gefolgt wird Köln mit deutlichem Abstand von Stuttgart (63), Berlin (62), Heidelberg (60), Konstanz und Freiburg mit jeweils 58,5 Punkten. Darmstadt ist Neueinsteiger in die Top 10 mit 58 Punkten. Je höher die Punktzahl, desto kritischer bewertet die GBI den Markt in der jeweiligen Stadt. Entspannt gilt ein Wohnungsmarkt laut GBI übrigens bei einem Scoring-Wert von unter 25. Für Studienleiter Dr. Stefan Brauckmann unterstreicht dieser Wert, dass sich nicht nur der studentische Wohnungsmarkt in den Metropolen in Richtung einer steigenden Anspannung bewege, sondern auch der Gesamtmarkt.
Nach dem Studium setzt sich also fort, was mit der Suche nach der ersten Bude begann. Vorhang auf für den zweiten Akt im Wohnraum-Drama. Das allgemeine Wohnungsangebot kann mit der Nachfrage nicht mithalten. Angebot und Nachfrage? – da war doch was: „Wohnraum ist vorhanden. Nur nicht zum gewünschten Preis“, lautet der Standardsatz von Wohnungsmaklern. Leidtragende sind besonders Familien mit Kindern. Denn spätestens mit dem ersten Kind ist die 60- bis 70-Quadratmeter-2-Zimmerwohnung im Zentrum einer Stadt zu klein. Junge Paare, die mit Anfang 30 ihr erstes Kind erwarten, stehen plötzlich vor einer existenziellen Entscheidung: Gehen oder bleiben? Raus in den Speckgürtel und Fahrtzeiten von rund einer Stunde pro Strecke ins Stadtzentrum hinnehmen, oder aber bleiben und hoffen mit ein wenig Glück, doch die 4- bis 5-Zimmerwohnung in einem angesagten Quartier zu ergattern. Doch spätestens beim Blick in die Angebote der Immobilienportale ist die Ernüchterung grenzenlos. Tausende Familien in München, Hamburg, Frankfurt, Berlin oder Köln machen derzeit diese Erfahrung und leiden unter dem knappen Angebot. Nur ist ihre Situation im Vergleich zu anderen noch ein wenig hoffnungsloser, weil der Bestand an 4- oder 5-Zimmer-Wohnungen in Deutschland sehr beschränkt ist. 2011 war nur jede zehnte leer stehende Wohnung größer als 120 Quadratmeter.
Das heißt aber nicht, dass es diese Wohnungen nicht gibt, womit der dritte Akt des Dramas beginnt. Nur hinter vorgehaltener Hand weisen junge Familien auf den Generationenkonflikt auf dem Wohnungsmarkt hin. Die vorhandenen Wohnungen in der 100-Quadratmeter-Plus-Kategorie werden oft von Alteingesessenen, meist Senioren, bewohnt.„Viele Senioren sitzen im Alter in ihren großen Wohnungen fest, viele Familien müssen dagegen in viel zu kleinen Wohnungen wohnen“, sagte IG-Bau Chef Robert Feiger Anfang Februar. „Diesen Missstand müssen wir beheben“, so Feiger weiter und schlug vor, umzugswilligen Senioren für Umzugshelfer, Maklerkosten und Renovierung der alten Wohnung je nach Bedarf bis zu 5000 Euro staatliche Prämie zu bezahlen. Feiger konkretisierte: „Vielen Menschen wird im Alter, wenn sie vielleicht auch alleinstehend sind, ihre Wohnung zu groß. Aber oft ist schon der Umzug eine zu große Hürde, sowohl finanziell als auch organisatorisch. Hier muss der Staat helfen.“ In Berlin wurde umgehend Widerstand laut. Zwar verweise die Idee, laut Bauministerin Barbara Hendriks (SPD), auf ein drängendes Problem, sie halte „diesen Vorschlag aber nicht für geeignet, dieses Problem zu lösen.“
Wie das in Dramen oft ist, liegen Fluch und Segen meist nah beieinander. Köln ist eine wachsende Stadt, bis 2030 werden bis zu 50.000 Neubürger erwartet. Nur: Wo sollen die alle hin? Eine große Herausforderung für die Stadtplaner. Die Experten haben errechnet, dass bis 2029 rund 52.100 Wohnungen benötigt werden. Das ist in 15 Jahren – für Bauprojekte ein wirklich kleines Zeitfenster.
Aktiv im Thema:
bauwatch.koelnarchitektur.de
www.wohnen-im-alter-nrw.de
www.wohnenfuerhilfe.info
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Ernsthaft?!
Das kann ja wohl nicht wirklich ernst gemeint sein? Nun sind die Alten, die maßgeblich zum Wohlstand dieses Landes beigetragen haben, wieder Teil des Problems und müssen ihre Wohnungen räumen? Am besten noch, damit ein paar reiche Bürgersöhnchen darin ihr Studium absitzen können? Und dann am besten gleich ins Altersheim und bis zum Ende aller Tage von unterbezahlten Pflegern schickanieren lassen? Mir fällt dazu nichts mehr ein, dieser Gesellschaft ist die Menschlichkeit abhanden gekommen.
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