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Innerlichkeit, Klage und Mystik: Two Wooden Stones
Foto: Jan Schliecker

Große Kreise ziehender Folk-Rock

27. März 2014

Two Wooden Stones am 25.3. im Theater Die Wohngemeinschaft

Das kleine Theater Die Wohngemeinschaft nördlich des Belgischen Viertels ist an die gleichnamige Bar angegliedert, deren Nutzung unter Umständen den Genuss eines Konzertes erhöht oder erst ermöglicht. Am Dienstag jedoch erwies sich solche Vorbereitung als überflüssig. Die deutsch-französische Folk-Rock-Band Two Wooden Stones um den bretonischen Sänger und Songwriter Shélhôm ist nach den Aufnahmen zu ihrem Konzeptalbum „Looking for the Light“ zu einer längeren Tour aufgebrochen. So teilte das Quartett am relativ musikarmen Dienstag in der Wohngemeinschaft Impressionen und Gefühle aus fernen Teilen Europas, die zum Teil von früheren Tour-Erlebnissen herrührten. Der introspektive, aber nicht unpolitische Shélhôm spult nicht ab, sondern bindet das Publikum ein und beendet seine detailliert komponierten Songs meist mit einem intensiven Finale. Beim Gitarrestimmen plauderte er vom Nahen Osten, wo er einen Alltag vorfand, der sich von unserem aus den Nachrichten geprägten Bild deutlich unterscheidet und wo eine dem Westen zugewandte Jugend drei oder vier Fremdsprachen beherrscht. Doch wir nehmen sie kaum wahr.

Was die publikumsnahe und spielfreudige Band aus Gitarre, Keyboards, Kontrabass und Schlagzeug herausholt, ist beachtlich; die Klänge einer unverengten musikalischen Blickweise, die eine organische Einbindung afrikanischer, keltischer und orientalischer Traditionen erlaubt, wollen erst einmal überzeugend reproduziert werden. Dahinter steckt die Freude daran, von Musikern anderer Länder zu lernen, und die Entwicklung der facettenreichen Arrangements aus Jam-Sessions heraus.

Shélhôm, auch ein guter Folk-Gitarrist, erwies sich im Laufe des Abends geradezu als ein Stimm-Akrobat, der sich zuweilen selbst in ein Instrument verwandelt und dabei etwa in einem Solo-Song nach einem Text von Edgar Allan Poe große Wandlungsfähigkeit zeigt. Ein weiterer Höhepunkt war der Song „Al Hari’a“, der mit donnernden Percussions einen von Angst und Gewalt geprägten Alltag in Beirut einfing. So bot der Abend einige atmosphärische Ausflüge in einem oft rockigen Gewand.

Mehr als soliden Support lieferte mit vier Songs Tim Hassal, der auf freundschaftlicher Basis ohne seine eigene Band mitreist und sich daher live eigene Loops erstellt. Der gebürtige Engländer wuchs in Neu-Guinea und Neuseeland auf, bevor er mit 13 Jahren in Dubai landete, wo er in Hotels und Restaurants auftritt und sich als Singer-Songwriter einen Namen gemacht hat. Die um Sehnsucht und Erfüllung kreisenden Songs im amerikanischen Stil erzählen vom Leben in Dubai und auf Tour.

Auch nach dem Konzert konnte die Bar noch genutzt werden, wo die Bandmitglieder – Shélhôm mit leichtem Fieber – den Abend ausklingen ließen.

Jan Schliecker

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