Als Friedrich Merz im vergangenen Jahr CDU-Vorsitzender werden wollte, geriet auch die Firma Blackrock in den Fokus des öffentlichen Interesses. Die weltgrößte Schattenbank Blackrock beschäftigt Merz in Deutschland als Aufsichtsratsvorsitzenden. Blackrock ist rund um den Globus an mehr als 17000 Unternehmen beteiligt und bei sämtlichen börsennotierten Weltkonzernen aus Europa und den USA einflussreicher Großaktionär. In einer Pressekonferenz wies Merz im Herbst 2018 darauf hin, dass es sich bei Blackrock um einen Vermögensverwalter handle. „Vermögensverwalter sind Treuhänder der Einlagen ihrer Kunden. Und insofern fühle ich mich da ausgesprochen wohl mit.“
„Vermögensverwalter“, „Treuhänder“, das klingt so bieder wie harmlos. Doch Blackrock verwaltet sechs Billionen Dollar. „Das ist weitaus mehr, als wir in Deutschland produzieren, jedes Jahr, an Gütern und Dienstleistungen“, sagte Hans-Jürgen Jakobs vom Handelsblatt gegenüber Deutschlandradio Kultur.
Doch wie kommt es, dass bei Blackrock derartig viel Zaster konzentriert ist? Das hat vor allem mit den niedrigen, zum Teil negativen Zinsen zu tun. Investoren bringen ihr Geld nicht mehr auf eine normale Geschäftsbank, sondern tragen es lieber zu einer Schattenbank. Nüchtern betrachtet sind Schattenbanken Marktteilnehmer, die keine Bank sind, sich aber wie Banken am Kapitalmarkt verhalten. Das Financial Stability Board (FSB) spricht von einem „System der Kreditvermittlung an dem Unternehmen und Tätigkeiten außerhalb des regulären Bankensystems beteiligt sind“. Man könnte auch ganz einfach sagen: Schattenbanken sind Banken, die nicht reguliert werden, die keiner Vorhaltepflicht von Eigenkapital für den Krisenfall unterworfen sind.
Schattenbanken erfüllen eine wichtige Funktion, zu der normale Banken aufgrund der Zinsproblematik immer seltener in der Lage sind. Sie stellen Risikokapital, beispielsweise für Start-ups, bereit. Laut dem Bundesverband Deutsche Kapitalbeteiligungsgesellschaften befindet sich die Branche in Deutschland weiterhin im Aufwind. 2018 wurden rund 1,4 Milliarden Euro von Kapitalgebern in insgesamt 680 Startups investiert – 100 Millionen Euro mehr als noch 2017. Nicht selten ist eine Verzehnfachung der eingesetzten Mittel Ziel des Investments.
Das Geschäftsmodell von Schattenbanken funktioniert auch deshalb, weil erfolgreiche Lobbyarbeit – beispielsweise von Leuten wie Merz – bislang verhindern konnte, dass Schattenbanken als „systemisch relevant“ eingestuft werden. Gerät eine Schattenbank in eine Krise, kann sie genau den Dominoeffekt auslösen, der beim Kollaps von systemrelevanten Banken zu erwarten ist. Ein Geschäftsvolumen von 51,6 Billionen US-Dollar in 2017 – laut FSB ein Plus von 8,5 Prozent zu 2016 – ist jedenfalls ein sehr großer Dominostein. Dabei basieren die FSB-Zahlen auf Angaben von 29 Ländern, die für rund 80 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung stehen.
Wer jetzt aber glaubt, nur millionen- oder milliardenschwere Geschäftsleute oder Privatpersonen würden Schattenbanken nutzen, der solle sich fragen, wie die Beiträge für die private Alterszusatzversorgung sich mehren. Besonders Pensionsfonds oder -kassen lassen ihr Geld auf den Finanzmärkten investieren und das geht am besten derzeit über Fonds. Irgendwie hängt im Kapitalismus immer jeder mit drin.
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bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2017/fa_bj_1707_Schattenbanken.html | Fachartikel der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht über Schattenbanken.
youtube.com/watch?v=JR_UyV32Ba4 | Arte-Doku über die Schattenbank Blackrock.
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