Freitag, 30. September: Zum 21. Mal fand die Cologne Conference Ende September in Köln statt und ermöglichte den Festivalbesuchern einen Blick auf das Fernsehen und Kino der kommenden Monate. In Werkstattgesprächen standen die Preisträger der Veranstaltung am letzten Festivaltag im Filmforum den interessierten Zuschauern Rede und Antwort.
Im Gespräch mit dem Produzenten Sam Davis (Rowboat Film) berichtete der mit dem TV Spielfilm-Preis ausgezeichnete Drehbuchautor und Regisseur Todd Haynes („I’m Not There“) nachmittags von seinen Karriereanfängen. Sein 23minütiges Debüt „The Suicide“, ein zu Highschoolzeiten gedrehter Super-8-Film, verschlang noch zwei Jahre Produktionszeit. Die experimentellen Aspekte hinsichtlich der Struktur hat sich Haynes auch bei seinen professionellen Arbeiten danach bewahrt. Einer seiner großen Erfolge war 2002 die Douglas-Sirk-Hommage „Dem Himmel so fern“. Die Hauptrolle des Films hatte Haynes extra für Julianne Moore geschrieben, die er bereits seit den Dreharbeiten für seinen Film „Safe“ im Jahr 1995 kannte. Auch bei seiner jüngsten Arbeit, der fünfeinhalbstündigen Fernsehsaga „Mildred Pierce“, die auszugsweise auf der Cologne Conference gezeigt wurde, steht nun wieder eine starke Frauenfigur im Zentrum. Kate Winslet spielt die Titelrolle und vertraute ihrem Regisseur an, dass es sich dabei um ihre schwierigste Rolle seit „Titanic“ gehandelt habe. Dafür wurde sie dann kürzlich mit dem Emmy, dem bedeutendsten amerikanischen Fernsehpreis, ausgezeichnet.
In ihrer Dankesrede stellte die Schauspielerin schon in den ersten Sätzen klar, dass das gesamte Lob hierfür Todd Haynes gebühre. Dass ein Network-Sender wie HBO das Remake des 1945er Michael-Curtiz-Klassikers „Solange ein Herz schlägt“ mit Joan Crawford in Auftrag gegeben hatte, findet auch Haynes selbst ungewöhnlich. Melodramatische Stoffe, die sehr langsam erzählt sind und nicht unbedingt ein Entertainment-Bedürfnis befriedigen, sind auch in der amerikanischen Fernsehlandschaft nach wie vor eher selten anzutreffen. Haynes vermutete dahinter die Strategie, dass der bislang eher auf Männerstoffe fixierte Bezahlsender HBO dem Konkurrenten Showtime das weibliche Publikum streitig machen wollte, was mit Hilfe von Kate Winslet dann offensichtlich auch gelang.
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