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Schnittig editiert: Dietrich Brüggemanns „Heil“
Foto: Presse

Mit Feinmechanik auf Montage

29. September 2016

Die Arbeit des Filmeditors wird oft unterschätzt – Festival 10/16

„Festival für Filmschnitt und Montagekunst“ lautet der Untertitel des Filmfestivals Filmplus. Hier zeigt sich schon, wie schwer es ist, die Arbeit, die bei diesem Festival im Zentrum steht, zu fassen. Während Schnitt das Zerteilen suggeriert, denkt man bei Montage an zusammenfügen. Beides trifft die Arbeit des Editors. Auch dessen Berufsbezeichnung hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Cutter oder Schnittmeister zum Editor verschoben, um das Gewerke möglichst breit zu umfassen. So wenig ihre Arbeit oft sichtbar ist, wenn „leise“ und unauffällig editiert wird, so wenig sind in der Regel die Gesichter hinter dieser Arbeit präsent. Meist stehen die Regisseure und – natürlich, weil bereits auf der Leinwand gut sichtbar – die Darsteller im Rampenlicht. Dabei ist die Arbeit des Editors wesentlich für den fertigen Film. Ohne ihn gäb es im Kino nur eine lose und willkürliche Abfolge von Einstellungen mit einer Gesamtlänge von oft 100 Stunden. Erst der Editor wählt aus, komprimiert, entfaltet einen Rhythmus und einen Spannungsbogen und tariert die Feinmechanik eines Films aus. Dass man die Arbeit der Editoren oft gar nicht explizit wahrnimmt, schmälert nicht ihren Wert. Meist ist sogar diese Bescheidenheit ein Ausdruck der gelungenen Montagekunst.

Auch in diesem Jahr sind jeweils fünf Editoren für ihre im vergangenen Jahr veröffentlichten Spiel- und Dokumentarfilme nominiert. Bei den Spielfilmen sind die Neonazi-Komödie „Heil“ (Schnitt: Vincent Assman), das Regie-Porträt „Fritz Lang“ (Schnitt: Florentine Bruck), der Politthriller „Die Lügen der Sieger“ (Schnitt: Stefan Stabenow), das Coming-of-Age Drama „Liebe mich!“ (Schnitt: Daniel Stephan) und der Episodenfilm „Thank You for Bombing“ (Schnitt: Monika Will und Claudia Linzer) im Rennen, beim dokumentarischen Bereich sind es die Filme „Alles andere zeigt die Zeit“ (Schnitt: Kathrin Dietzel), Above and Below“ (Schnitt: Kaya Inan), „Familie haben“ (Schnitt: Dietmar Kraus), „Das Leben ist keine Generalprobe“ (Schnitt: Christoph Loidl) und „Sonita“ (Schnitt: Rune Schweitzer). Um den Förderpreis konkurrieren fünf Nachwuchsfilmemacher mit ihren Kurzfilmen.

In diesem Jahr widmet sich das Festival an einem Abend dem Länderschwerpunkt Frankreich. Editor Guy Lecorne spricht über seine Arbeit an dem Film „Die Entführung des Michel Houellebecq“ von Guillaume Nicloux und im Allgemeinen seine Zusammenarbeit bei zahlreichen Filmen des Autorenkinos von Claire Denis, Bertrand Tavernier oder Bruno Dumont, aber auch im Mainstreambereich. Der Höhepunkt des Festivals ist neben dem großen Finale, der Preisverleihung in den drei Sektionen, die Verleihung des Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt für das Lebenswerk einer herausragenden Editorenpersönlichkeit, der in diesem Jahr an die Editorin Ursula Höf geht. Sie hat sich in jahrzehntelanger Editorentätigkeit um ihren Berufsstand verdient gemacht – seit Helke Sanders Film „Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – ReduPers“ (1978). Es folgten unzählige Fernsehfilme, im Kino war ihre Arbeit u.a. in „Gloomy Sunday – Ein Lied von Leben und Tod“ (1999) von Regisseur Rolf Schübel oder „Das Schiff des Torjägers“ (2010) von Heidi Specogna zu sehen. „ReduPers“ und „Gloomy Sunday“ werden auf dem Festival gezeigt.

Filmplus | 21.-24.10. | www.filmplus.de

Christian Meyer

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