Mittwoch, 6. November: Seit 16 Jahren wird in Köln der filmische Nachwuchswettbewerb „kurzundschön“ veranstaltet, bei dem in diesem Jahr an zwölf Siegerfilme Preisgelder in Höhe von rund 30.000 Euro vergeben wurden. Die Gemeinschaftsveranstaltung des WDR und der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) fand im cinenova-Kino in Ehrenfeld ihren feierlichen Abschluss. Projektleiterin Heide Hagebölling merkte zur Einführung an, dass das Festival „in Bewegung“ bleibe und „nichts statisch“ sei. Aus 31 Ländern, darunter auch aus Südamerika und Asien, seien 2013 Filme eingereicht worden. Die Werke seien „Spiegel der Einreichergeneration, der Befindlichkeit und der Sensibilitäten“, weswegen man beim aktuellen Jahrgang nicht im Sinne von Neil Postman davon sprechen könne, dass wir uns „zu Tode amüsieren“, sondern eher „angerührt und nachdenklich den Raum verlassen werden“. Gleichwohl führte Moderatorin Sabine Heinrich auf gewohnt lockere und amüsante Art durch den Abend und unterstrich durch ihre Multilingualität noch einmal das internationale Format der Veranstaltung.
Die Auszeichnung für den besten Kurzspielfilm, laut Heinrich die „Königskategorie des Abends“, ging 2013 an den Zehn-Minüter „Pierrick“ der belgischen Filmemacher Clément Abbey und Arthur Lecouturier. In ihrem Film erzählen die beiden von einem Trauerfall in der Familie, der beim Vater und Bruder des Toten unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Auf der Bühne des cinenova erläuterten Abbey und Lecouturier, dass sie durch eine Übungsaufgabe ihrer Schule an die Thematik herangeführt wurden. Sie sollten in ihrem Film die Prämisse behandeln, dass „Gewalt einer anderen Form von Gewalt Einhalt gebietet, um zur Erlösung zu gelangen“. Die Jury unter Leitung von Andrea Hanke attestierte „Pierrick“, dass er „in seiner reduzierten Erzählweise […] die ganze emotionale Bandbreite von Trauer, Verzweiflung, Wut und Erlösung“ entfalte. Einem ähnlichen Themenkomplex näherten sich Gabriel Studerus und Samuel Weniger von der Hochschule Luzern, die in „4 Grad kaltes Wasser“ die Havarie des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia aufgriffen. Anhand von Blogeinträgen zu der Katastrophe im Mittelmeer im Januar 2012 hatten sie ein narrativ-experimentelles Konzept erarbeitet, für das sie bei „kurzundschön13“ mit dem Sonderpreis „Bestes Editing“ ausgezeichnet wurden. In der Kategorie „Motion Art“ wurden in diesem Jahr zwei Preise verliehen. Der zweite Platz ging an Lena Steinkühlers „New York Biotopes“, bei dem die Regisseurin aus Urlaubsimpressionen aus der US-Stadt mit Hilfe visueller Tricks Ampelpalmen und Drehkreuzanemonen sprießen ließ. Den ersten Preis erhielt Max Mörtl von der „Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg“, der für „Visual Beat“ ein iPad-App erfunden und diese in Zusammenarbeit mit vier Musikern in ein interessantes Rhythmuserlebnis umgesetzt hatte.
Laudator Wolfgang Niedecken, Frontmann der Kölner Kultband BAP, zeigte sich von den Arbeiten des Filmnachwuchses schwer beeindruckt. Im Gespräch mit Sabine Heinrich rekapitulierte er kurz sein eigenes Abschlussexamen beim Studium der „Freien Malerei“ im Jahr 1974, bei der er den Konsum wieder in die religiöse Form zurückgebracht habe. Im Hinblick auf Max Mörtls Musik-App merkte Niedecken aber selbstbewusst an: „Alle Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich nie an einem iPad herumspielen werde – das überlasse ich den Experten“. In der Kategorie „bester Animationsfilm“ wurde der mit 1.500 Euro dotierte Preis wie in den Vorjahren von der Stadt Köln und choices gemeinsam gestiftet. Er ging 2013 an das Hamburger Regie-Trio Valentin Gagarin, Shujun Wong und Robert Wincierz für ihren Film „Reverie“. Auch hier ging es wieder sehr nachdenklich zu, beschäftigt sich der Zwölf-Minüter doch mit der Verzweiflung und Angst seiner Hauptfigur. Die Filmemacher merkten an, dass sie thematisch aufarbeiten wollten, was hinter der lapidaren Aussage steckt, dass ein Zug „aufgrund von Personenschadens“ erst mit Verspätung einfahren wird.
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