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„Notional Field“ von Cupetelli und Mendoza im MAKK
Foto: Mareike Thuilot

Und es ward Licht

27. März 2018

Lichtkunstprojekt „Collumina“ feiert Premiere – Kunst 03/18

Wabernde, organische Formen in Gelb- und Grüntönen winden sich zu fiebernden Basslinien und verwandeln die Eingangshalle des Schokoladenmuseums in ein visuell-musikalisches Spektakel: Am Eröffnungstag des Internationalen Lichtkunstfestivals Collumina in Köln spielt der Lichtkünstler Kurt Laurenz Theinert auf dem Visual Piano – durch innovative Technik kann er über Keyboard und Pedale Lichteffekte raumfüllend und in Echtzeit modulieren. Theinert spielt mit dem kanadischen Bassisten Lukas Pearse, die gut zwanzigminütige Show ist komplett improvisiert. „Wir haben keine Botschaft“, erklärt Theinert, „ich reagiere auf die Musik und Lukas auf die Visuals. Wir laden die Zuschauer ein, zu assoziieren und zu genießen.“

Drei Nächte, von Donnerstagabend bis Samstagabend, wurden ausgewählte Orte der Innenstadt zu einem Ausstellungsraum für internationale Lichtkunst. Entlang der Via Culturalis ließ sich der Ausstellungsparcours mit genügend Zeit an einem Abend ablaufen, vom Römerturm in der nördlichen Innenstadt bis in die Südstadt. Gezeigt wurden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die Licht als Material, Medium oder Metapher einsetzen, rund die Hälfte ausschließlich im Rahmen der Collumina.

Ein bisschen fühlte es sich an wie eine Schnitzeljagd: Um kein Kunstwerk zu verpassen brauchten Besucher eine gute Orientierung. Die Werke fanden sich an sieben verschiedenen Orten, sowohl im Museum für Angewandte Kunst (MAKK), in der Kunsthochschule für Medien (KHM) und in verschiedenen andere Räumlichkeiten als auch unter freiem Himmel, wie beispielweise die Balloninstallation „Light Oscillator“ von Tilen Sepič an der Severinsbrücke oder die großflächige, geometrisch verspielte Projektion „Lightprint“ von Anna Rosa Rupp an der Fassade von St. Maria im Kapitol.

„Wir haben bewusst nicht den Namen ‚Festival‘ genutzt“, erklärt Petra Hesse, Direktorin des MAKK in ihrer Eröffnungsrede. Da es eine kuratierte Ausstellung sei, könne man die „hohe inhaltlich Qualität“ garantieren. Kuratorin Bettina Pelz zeigte sich sehr zufrieden, dass sie viele renommierte, internationale Künstler gewinnen konnte. Gemeinsam mit dem Kunsthistoriker und Galeristen Ralf-P. Seippel hat sie das Projekt ins Leben gerufen. Aber auch einige Studierende der KHM sind als Künstler vertreten, ihre Arbeiten entstanden im Rahmen von zwei Seminaren und sollen, wie auch die Werke der Collumina insgesamt, die Entwicklung der Lichttechnik in den letzten 100 Jahre spiegeln sowie aktuelle Fragestellungen zum Thema aufgreifen. So zeigte beispielsweise Friedrich Boell eine Installation von kaputten Handy-Displays, die als Lichtpunkte in leuchtender Choreografie wieder ein neues Display ergeben. David Liftinger und Camilo Sandoval kreierten mit ihrer Installation „RGBW“ eine 360-Grad-Animation, in der die Primärfarben und Weiß sich in schneller Taktfolge auffächern, überlagern und wieder ineinander blenden – ein im dunklen Raum etwas anstrengendes visuelles Erlebnis.

Besonders eindrucksvoll war auch das Werk „Notional Field“ der Amerikaner Cupetelli und Mendoza im MAKK: Großformatig flimmernde, weiße Bänder bewegten sich reliefartig mal monoton, mal wild und verspielt. Das Werk lud zum Staunen und Ausprobieren ein – nach kurzer Zeit erkannten die Betrachter, dass die Streifen auf Bewegungen der Menschen im Raum reagieren. Mit mal vorsichtigen, mal extrovertierten Gesten brachten die Besucher die weißen Bänder zum Tanzen.

Über die Collumina hinaus, noch bis zum 8. April, zeigt das MAKK die Einzelausstellung „Freiheit, Raum und Licht“ der ehemaligen Gerhardt-Richter-Schülerin Elisabeth Brockmann. Es sind Bilder von verfremdeten Auto-Scheinwerfern, die zu eindringlichen, den Betrachter scheinbar verfolgenden Augen werden, hyperrealistische Aufnahmen von geometrischen Kristallen und großformatige Bilder mit surrealen Welten.

Die Collumina zeigte abwechslungsreich die vielen Facetten des Lichts und die Möglichkeiten der künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem. In dieser Form, als kuratierte, kostenlose Ausstellung ein bisher einmaliges Projekt in Deutschland. Abzuwarten bleibt, ob es 2019 eine Neuauflage geben wird.

Mareike Thuilot

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