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Wolfgang Laubersheimer, Desk Amazonas, 1988, © Künstler
Foto: Detlefschumacher.com

Frieden im Nachruhm

02. April 2020

Auch im Rückblick frech: „Pentagon“ im MAKK – kunst & gut 04/20

Alle Bestätigungen und alle Dementi liefert das Manifest-artige Statement, das „Pentagon“ im Handbuch zur Ausstellung veröffentlicht hat. Nein, sie waren keine Designer. Die meisten der als Mobiliar zu nutzenden Objekte haben die Mitglieder einzeln oder zu zweit geschaffen, autorisiert unter dem Label „Pentagon“. Gemeinsame Taten sind die Konzeption des Ganzen, die Verkaufs- und Ausstellungsräume in Köln sowie Raumgestaltungen wie das „Casino“ für die documenta in Kassel, zu der sie 1987 in letzter Minute eingeladen worden waren. Also mehr Kunst als Design? Für „Pentagon“ spielte die Disziplin der Bildhauerei eine große Rolle, der Zeitgeist der 1980er Jahre schwang bei der Entstehung und Präsentation ihrer Werke mit: die Geste der Jungen Wilden und der Sound der Neuen Deutschen Welle: auch als Form der Auflehnung. Es ist der spannende Film im ersten Obergeschoss des MAKK, der die Entwicklungs- und Wirkungsgeschichte der Kölner näherbringt, und es ist das Ensemble von Einzelwerken mit seiner Bühne im Erdgeschoss, die das Spektrum der Arbeiten verdeutlichen. Entworfen wurde diese retrospektive Konzeption von „Pentagon“ selbst – sozusagen als Kurzzeit-Comeback zu diesem Anlass. Denn „Pentagon“, das heute unter den Begriff des „Neuen Deutschen Design“ subsumiert wird, hat sich bereits 1991 wieder aufgelöst.

„Pentagon“ bestand aus Gerd Arens, Wolfgang Laubersheimer, Reinhard Müller, Ralph Sommer und Meyer Voggenreiter und war zunächst eine Möbel-Galerie am Hansaring, gegründet 1985. Der Name bezog sich auf die Anzahl der Mitglieder, war aber auch Anspielung auf das US-Verteidigungsministerium: Das Zeitgeschehen ist bei „Pentagon“ als Skepsis verwurzelt. Während Designtheoretiker wie Volker Albus die ironische Seite, ja, einen Sarkasmus der Objekte betonen, urteilen die Mitglieder von „Pentagon“ rückblickend nicht so hart. Wolfgang Laubersheimer spricht vom romantischen Zug.

Ganz unvorbereitet kam der Auftritt von „Pentagon“ Mitte der 1980er Jahre sowieso nicht, zudem luden sie in ihren Showroom Avantgardisten wie Andreas Brandolini oder Jasper Morrison ein. Der Anspruch war die Korrektur der gängigen Vorstellung von Design, das von Nüchternheit und Pragmatismus geprägt war. Schon die Massenproduktion war mit „Pentagon“ nicht zu machen: „Pentagon“ schuf Unikate. Und diese bestanden aus im Alltag gängigen, im Design bis dato undenkbaren Materialien wie Neon, Stahl, Aluminium, Gummi, Sandstein – neben Holz, Kunststoff oder Glas. Die Materialien stießen aufeinander, dass es knirschte, kaschiert wurde nichts, Klarheit dominierte. Einzelne Möbelobjekte enthielten zarte Verweise auf die Natur, aus einer Tischplatte wuchsen Pflanzen. Das alles war mit Witz und Leichtigkeit verbunden – selbst als die Mitglieder von „Pentagon“ die Glastische ihres „Casinos“ auf der documenta 8 mit einem Hammer zerschlugen. Die Ausstellung im MAKK zeigt dies nun alles und rückt es auf die Distanz selbstbewusster Denkmäler oder, wie es im Text der mittlerweile verstreut lebenden Künstler heißt: auf dass der Geist von „Pentagon“ „endlich, endlich den ersehnten Frieden im Nachruhm“ findet.

Gruppe Pentagon | bis 26.4., voraussichtlich geschossen bis 19.4 | MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln | 0221 22 12 38 60

Thomas Hirsch

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