Erschöpfung und Erlösung reichen sich bei der Werkschau „Er-Schöpfung (eine Lösung kommt später)“ im Studio 68elf am Gottesweg (der Name ist Programm) die Hände. Die Berührung mit meisterhaften Folgen kulminiert in den unerhörten Dialogen befremdlicher Kreaturen von Paul Simo und Caspar Reuter. Nach anonymen Informationen sollen in der illustren Gesellschaft unter anderem Edgar Allan Poe und diverse Aliens gesichtet worden sein. Simos dunkel-schimmernde Acryl- und Ölmalereien folgen in ihrer Unruhe den organisch-pulsierenden Silikonskulpturen Reuters zu einer faszinierenden Formlosigkeit. Circa 60 dieser Fabelwesen be- und entgeistern sich und ihre Gäste in der Location mit bizarrer bis anrührender Körpersprache. „Er-Schöpfung ...“ – ein wunderbarer Albtraum.
An einem der tristesten Orte der Innenstadt inszeniert Julian Charrière ein Inferno aus Licht. „Behind each fire a Ghost“ im Nw9.space am Barbarossaplatz ist unübersehbar. Zu intensiv lodern die Flammen des französisch-schweizerischen Künstlers in einem barock-anmutenden Brunnen als flüssige Feuersbrunst. Neben dem Video zeigt die Galerie unter anderem Arbeiten aus Computerschrott und eine Heliographie auf polierter Edelstahlplatte. Ein weiteres Highlight stellt das Schwergewicht „Obsidian Block“ dar – ein Objekt aus schwarzem vulkanischem Gesteinsglas, das unmittelbar neben der feurigen Fontäne für die Ewigkeit ruht. Die konzeptionelle Ausstellung gleicht einem Drama, das den Menschen zwischen Urgewalten und digitalen Welten platziert.
Werktitel wie „Because I love myself more and so I chose myself“ (übers.: Weil ich mich selbst mehr liebe und so entschied ich mich für mich selbst) zeugen von Kresiah Mukwazhis Bedeutung für den Feminismus. Parallel zur Ausstellung im Museum Ludwig präsentiert die Künstlerin in der Galerie Jan Knaps Arbeiten aus ihrer Serie von BH-Trägern auf Leinwand und zwei großformatige Installationen. Der Titel des Projekts „Gupuro“ bezieht sich auf die Kultur der Shona in Simbabwe. In der wird zum Ende einer Partnerschaft ein symbolischer Gegenstand ausgetauscht. Ihrem ehemaligen Geliebten übergab Mukwazhi einen Kieselstein, den sie blau angestrichen hat. Hunderte Artefakte zeugen in der Ausstellung von einer unkonventionellen Poesie, die von Selbstbestimmung spricht, aber auch Romantik zulässt.
68elf Studio: Er-Schöpfung (eine Lösung kommt später) | bis 1.3. | Galerie Nw9.space: Behind each fire a Ghost | bis 28.2. | Galerie Jan Kaps: Gupuro | bis 8.2.
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