Im Korsett urbaner Ängste eingeschnürte Menschen setzen in Angie Hiesls und Roland Kaisers öffentlichen Eingriffen seit Jahrzehnten universelle Sehnsüchte frei. Legendär wurden die mehrere Meter über dem Fußweg installierten Plastikstühle an Hausfassaden, auf denen alte Menschen saßen („x mal Mensch Stuhl“) – ein unübersehbares Bild der Einsamkeit. Die vier Jahrzehnte umfassende Arbeit des Duos wird derzeit unter dem Titel „Ausser_Ordentlich. Rückblick – Einblick – Ausblick“ mit einer intermedialen Ausstellung mit Talkformaten im Rahmenprogramm gewürdigt (bis 10.11., ehemaliges Schuhhaus Görtz).
Nicht minder sensibel für gesellschaftliche Entwicklungen zeigt sich die Werkschau „Soft Targets“ mit Arbeiten von Jody Korbach, Jonas Höschl und dem slowenischen Kollektiv Irwin in der Galerie Martinetz (bis 30.11.).Über 50 Exponate zielen darin auf äußerst brüchige Stützpfeiler der Zivilgesellschaft. Ins Visier nehmen die Künstler:innen Religion, Politik und Landesmentalitäten mit Malereien, Mixed Media-Arbeiten, Lithographien und Drucken. Zu letzteren gehört die Serie „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ von Jonas Höschl, die sich mit den 1980er Jahren befasst und gleichzeitig hochaktuell ist. Jody Korbachs plakative Kompositionen aus Bier-, Schnaps- sowie Wurstmarken halten den gläubigen Schützenfest- oder Wies‘n-Pilger:innen den angebrochenen Spiegel vor.
Aus der grauen Metropole hinein in die Natur locken die „Rhythmen des Herbstes“ von 13 internationalen Künstler:innen im Kunstraum-Djoma (bis 14.11.). Die zeitgenössische Werkschau mit rund 100 Exponaten aus den Bereichen abstrakte Malerei, Fotografie, Skulptur und Mixed Media gleicht einem gemeinschaftlichen Aufbruch zurück auf oder gar in die Erde. Leuchtende Farben und melancholische Untertöne komponieren einen unaufgeregten Soundtrack für notwendige Abschiede, dessen Rhythmen stiller als in den Sommermonaten pulsieren.
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