Im „Gesetz zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle (Standortauswahlgesetz – StandAG), § 23 Mindestanforderungen“ setzt die BRD den Zeitraum für die „Abkühlung“ radioaktiven Abfalls in einem dringend gesuchten Endlager verbindlich auf eine Millionen Jahre fest.
Mit Atommüll, der Sicherung des Energiebedarfs und den damit verbundenen wissenschaftlichen Erkenntnissen beschäftigen sich die Fotografen Jann Höfer und Martin Lamberty in der Kölner Galerie Freiraum mit angebrachtem Ernst, aber auch einiger Ironie. „One Million Years“ zeigt 21 Motive zum Thema, das an Grenzen der Vorstellungskraft stößt, diese gar überschreitet. Zu sehen sind u.a. Einsichten in potentielle unterirdische Ruhestätten wie etwa das jüngst wieder in die Schlagzeilen geratene leckende niedersächsische Salz-Bergwerk Asse II, in dem Salzlösung die gelagerten Atommüllbehälter erreichen könnte. Weiterhin warten die Hochschulabsolventen mit einer eigens gestalteten Version der „Atomblume“ auf, die sich der polnische Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem als Warnung vor Atommüll für die Gesellschaft der Zukunft ausgedacht hat. Mit den „Atomianern“ lichten Höfer und Lamberty zudem eine Protestgruppe aus dem Münsterland ab, die Elemente der „Atomsemiotik“ – der Lehre von den Zeichen, die mit der Atomproblematik in Verbindung gebracht werden – in öffentliche Performances einbetten. In der fotografischen Konzeptschau inszeniert die sich theatralisch als Ordensgemeinschaft neuzeitlicher Druiden, die sich zu ihren Wurzeln im Urwald bekennt.
Mit „One Million Years“ gelingen den Initiatoren visuelle Reize, die sämtliche Argumente für die angeblich nachhaltige Kernenergie überstrahlen. Darüber hinaus wirbt die Ausstellung für eine längst überfällige Aufnahme des radioaktiven Mülls in das Weltkulturerbe der Menschheit. Gemacht für die Ewigkeit.
Jann Höfer, Martin Lamberty: One Million Years | bis 7.9. | Di-Do 17-18 Uhr, Sa n.V. | Freiraum Galerie | www.freiraum-galerie.de
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