Wie Überbleibsel eines Jahrmarkts leuchten Selma Gültopraks Gebilde aus Licht und Stahl auf der abgedunkelten Ausstellungsfläche der artothek – Raum für junge Kunst. Besucher halten sich am Rand, steigen bedacht über Stromkabel und fügen sich wie Schatten in die Installation mit ein.
„Everything and the Opposite, Too“ lautet der Titel der Ausstellung, die im Rahmen des Friedrich-Vordemberge-Stipendiums der Stadt Köln von Selma Gültoprak als diesjährige Preisträgerin realisiert wurde. Das mit 10.000 € dotierte Stipendium für richtet sich seit 1970 an junge Künstlerinnen und Künstler in Nordrhein-Westfahlen als Förderung und Plattform für zeitgenössische Kunst. In der Jurybegründung hieß es: „Dabei bleibt neben dem offensichtlichen ästhetischen Reiz ihrer Kunstwerke immer auch die Frage nach mehr Information bestehen. Das, was man sieht oder hört, treibt den Betrachter zum Nachfragen oder Nachforschen in den sich ergänzenden ausgestellten Objekten.“
Der Titel der Ausstellung ist allumfassend und bietet gerade dadurch ein besonders breites Deutungsspektrum. „Nicht immer sprechen mich Werke zeitgenössischer Kunst direkt an“, so Susanne Laugwitz-Aulbach, Kulturdezernentin Köln, in ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung am 31. Oktober. Gerade die neuen Arbeiten Gültopraks aber, übten eine unweigerliche Anziehungskraft aus, der man sich, wie sie findet, als Romantiker kaum entziehen könne.
Ob man Gültopraks Objekte als romantisch oder kritisch wahrzunehmen hat, bleibt dem Betrachter überlassen. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Nostalgische Jahrmarktsassoziationen treffen ebenso zu wie der Gedanke an Schnelllebigkeit, anonymisiertes Nachtleben und wachsende Urbanisierung.
Gültoprak, geboren 1983 in Gummersbach, studierte an der Kölner Hochschule für Medien und erhielt in den letzten Jahren zahlreiche Förderungen und Stipendien, darunter den Zonta Cologne Art Award (2014) und ein Auslands-Aufenthaltsstipendium der Kunststiftung NRW in China (2016). Ihre Arbeit ist oft gekoppelt an alltägliche Situationen und Orte, die sie hinterfragt und unterwandert, spielerisch und ohne zu moralisieren. Gültopraks Interventionen im öffentlichen Raum sind Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Themen, dem Verständnis von Raum und Grenzen und dem Anstoß zur Kommunikation.
„Everything and the Opposite, Too“ – alles und dann wiederum auch nichts – wie eine Einladung zum Selbst-Entscheiden, welche Art von Erfahrung man letzten Endes mitnimmt aus der Ausstellung.
Selma Gültopraks sieben neue Mixed-Media-Skulpturen und eine Fotografie sind noch bis zum 24. November in der artothek zu sehen.
Selma Gültoprak: Everything and the Opposite, Too | bis 24.11., Di-Fr 13-19 Uhr, Sa 13-16 Uhr | artothek | www.selma-gueltoprak.com | www.museenkoeln.de/artothek
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